Peinliche Pixel-PanneLächerliche Pünktchen-Show bei Liga-Restart in Spanien

DAZN_Sevilla-Derby

So sahen die Zuschauer auf DAZN die eigentlich leeren Plätze.

Sevilla – Es hätte ein Fest der Fußballübertragung werden sollen als am Donnerstagabend die spanische Liga aus der Corona-Pause zurückkehrte.

„Gran derbi historico“ zwischen dem FC Sevilla und Betis Sevilla

Nicht weniger als ein „Spektakel des Entertainments“ würde die Primera Division ihren Fans zum Restart bieten, sagte der Chef für audiovisuelle Effekte Merciol Soler. Ein Fernseherlebnis, das die Geister-Atmosphäre quasi vergessen lasse – mit über Monate ausgefeilten Sounds und Grafiken, beeindruckend realistisch. Was am Donnerstag dabei herauskam, war mehr als ernüchternd.

Einen Teppich aus bunten Pünktchen trickste die spanische La Liga beim „Gran derbi historico“ zwischen dem FC Sevilla und Betis Sevilla (2:0) virtuell über die Tribünen.

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„Stadion aus leerem Plastik“

Es sah mehr aus wie einst das Playstation-Spiel FIFA 98, keinesfalls wie eine fiebernde Zuschauermasse. Beim Eckball „stürmten“ die Pixelfans auch mal versehentlich den Rasen: Dann lagen die Tribünen plötzlich am Strafraum. 

Wechselte die Kameraperspektive danach auf Abstoß, waren drei Sekunden lang die leeren Ränge zu sehen, und dann: schwupps, waren sie wieder voll. Aber nur im Unterrang. Dazu gab es einen Soundteppich, der selten zum Spielgeschehen passte. „Null Atmosphäre“, stellte El Mundo Deportivo fest, „in einem Stadion aus leerem Plastik“.

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Dennoch überwog in Spanien, das mit einer Viertelmillion registrierter Fälle und mehr als 27.000 Toten ungleich härter von der Corona-Pandemie getroffen wurde als Deutschland, die Freude über ein bisschen banale Ablenkung. „Es ist nicht das, was wir uns wünschen“, kommentierte die Sporttageszeitung Marca, aber: „Besser so als gar kein Fußball.“ AS schrieb, der spanische Fan an sich habe „nach dem Spiel gelechzt“.

Spiel wird für Applaus unterbrochen

Zwei Tore, ein umstrittener Foulelfmeter, den der frühere Dortmunder Marc Bartra verursachte, und ansehnliche Kombinationen waren die angemessene Entschädigung für die Technik-Ärgernisse. In der 20. Minute wurde im rot erstrahlenden Estadio Ramon Sanchez Pizjuan eine halbe Minute lang Applaus für Pfleger, Krankenschwestern und alle anderen Anti-Corona-Kämpferinnen und -Kämpfer eingespielt. Eigentlich also, sagte ein Kommentator, wurde im „Derby der Stille“ nur „die Wärme des Publikums vermisst“.

Diskussionen über Sinn und Unsinn von Geisterspielen verlaufen ohnehin milder als in Deutschland. Allerdings feierten die Spieler des FC Sevilla die Tore von Lucas Ocampos (56., Elfmeter) und Fernando (62.) mit laut Hygienekonzept verbotenen Umarmungen. Ein Skandälchen: Vieles erinnerte an die Lage der Bundesliga vor einigen Wochen.

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Am Wochenende werden dann auch die ganz Großen wieder einsteigen. Der FC Barcelona (am Samstag bei RCD Mallorca) geht mit zwei Punkten Vorsprung auf Real Madrid (am Sonntag gegen SD Eibar) in die letzten elf Spieltage einer historischen Saison, die monatelang unterbrochen war. (sid)