Kommentar zum SeriensiegerBayerns Double dokumentiert das Liga-Versagen

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Jubel bei Bayern, Frust bei Bayer: Die Münchener (hier mit Perisic, Thiago, Goretzka, Lewandowski, Coutinho und Davies) sind erneut Pokalsieger.

Berlin – Die Siegesliste wird länger und länger. 30 Meistertitel, 20 Pokal-Erfolge. Bayern München krönt sich in der Corona-Saison mit dem goldenen Double. Aber wie gefährlich ist diese Entwicklung für die Bedeutung der heimischen Liga? Ein Kommentar.

Schon wieder die Bayern! Langweilig! Aufhören! Die Rufe der Fußball-Fans, die nicht dem Fanlager der Münchner angehören, werden lauter. Und selbst Anhängern des Rekordmeisters fällt es schwer, sich über Titel angemessen zu freuen. Doch daran ist nicht nur der Branchen-Primus schuld.

FC Bayern München dominiert den deutschen Fußball

Natürlich wird bei der FC Bayern AG gut gewirtschaftet, pumpen zahlreiche DAX-Unternehmen ihr Geld in den Verein und klafft die Schere zur Konkurrenz mit jedem Triumph weiter auseinander. Dennoch war gerade die abgelaufene Geister-Saison ein Paradebeispiel, dass es im Fußball nicht nur um Geld geht. Hansi Flick hat mit einer Mannschaft das Double geholt, die in Bochum beinahe aus dem Pokal geflogen wäre und in Frankfurt 1:5 zerlegt wurde.

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Doch dann übernahm ein Trainer mit Empathie und Fachwissen. „Auslaufmodelle“ wie Jerome Boateng und Thomas Müller wurden aufpoliert. Spieler wie David Alaba oder Leon Goretzka zu neuen Säulen entwickelt. Das hat im ersten Moment nichts mit ungleichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun. Das Double ist das Werk eines Trainers, der eine Mannschaft von Platz sieben in der Tabelle zur Unschlagbarkeit formte.

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Hansi Flick wurde nach Abpfiff von seiner Mannschaft gefeiert.

Die nationale Konkurrenz hat diesen Moment der Münchner Schwäche nicht nutzen können. Neben der individuellen Qualität braucht es auch den unbändigen Willen zum Sieg. Dieses Gen fehlt den Mitbewerbern. Der ängstliche Auftritt von Bayer Leverkusen war ein Paradebeispiel. Wer bei einer 90-minütigen Chance, die Über-Bayern auf dem falschen Fuß zu erwischen, so träge ins Spiel geht, hat auch keinen Anspruch auf einen Titel. Und darf später nicht jammern, dass die Bayern auf dem nationalen Markt in einer eigenen Sphäre spielen.

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Klar ist aber auch: Ein Hänger wie unter Niko Kovac ist so schnell nicht mehr zu erwarten. Und so blickt Fußball-Deutschland doch in eine eintönige Zukunft.