Rummenigge vs. DFB„Abteilung Attacke“ spricht von Populismus

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Fritz Keller (l.) und Karl-Heinz Rummenigge (r.) plaudern auf dem Neujahrsempfang der DFL in Offenbach am 14. Januar 2020 bei einem „Selters“.

München – Es kracht im Gebälk zwischen dem Deutschen Fußball Bund (DFB) und dem mächtigstem Club im Lande, dem FC Bayern München. Dessen Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (64) wirft DFB-Präsident Fritz Keller (64) Populismus vor und löst damit Verwunderung aus.

Karl-Heinz Rummenigge: DFB-Watschn der „Abteilung Attacke“

Rummenigge fühlte sich in seiner Rolle als neue „Abteilung Attacke“ des FC Bayern sichtlich wohl. Bei seiner verbalen Watschn für den DFB-Präsi umspielte ein süffisantes Lächeln die Mundwinkel des Bayern-Bosses. Keller dagegen war dem Vernehmen nach pikiert, wollte sich zunächst aber öffentlich nicht äußern.

Dabei hatte ihn Rummenigge heftig attackiert. „Ich bin irritiert über seine populistische Wortwahl“, sagte Rummenigge bei „Sky“ vor dem Ligaspiel bei Union Berlin (2:0): „vielleicht sollte man sich beim DFB mal einen Besen kaufen, um vor der eigenen Türe zu fegen.“

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So kenne er Keller nicht, ergänzte der mächtige Bayern-Boss: „weil er ein Mann ist, der sehr genau überlegt, was er sagt“.

„Großkotzigkeit“-Vorwurf: Karl-Heinz Rummenigge fühlt sich angesprochen

Keller hatte tags zuvor in einem „Spiegel“-Interview die „Großkotzigkeit“ neureicher Fußballmillionäre beklagt und für die Zeit nach der Coronakrise „mehr Demut“ eingefordert. Das Herumprotzen sei „eine Katastrophe für das Image des deutschen Fußballs“.

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Generalsekretär Friedrich Curtius (44) sprang ihm zur Seite und bezeichnete Corona als „eine Art Brandbeschleuniger“ : Durch sie würden alle Probleme „im Zeitraffer auf die Spitze getrieben“. Als Beispiele nannte er „die Goldsteaks“ oder horrende Ablösesummen: „Das verstehen die Leute nicht mehr.“

Streitpunkt Goldsteak: Frank Ribery musste zahlen

Obwohl die Bayern Frank Ribery (37) 2019 in der sogenannten „Goldsteak-Affäre“ noch selbst zur Kasse gebeten hatten, konnte Rummenigge wenig Verständnis für Keller und Curtius aufbringen.

Er konterte: „Wenn wir eine Krise im deutschen Fußball in den vergangenen Jahren hatten, war sie beim DFB zu suchen. Mir fällt da schon vieles ein, was mir in den letzten Jahren nicht gefallen hat.“ Der Verband solle lieber „seine Hausaufgaben“ machen: „Bis heute steht noch nicht fest, wann die Frauen-Bundesliga und die 3. Liga den Spielbetrieb wieder aufnehmen können oder dürfen.“ (hier lesen Sie mehr)

FC Bayern München und DFB: Beziehung eigentlich wieder „gut“

Das kam beim DFB alles andere als gut an. Keller, so ist zu hören, war „überrascht“ von Rummenigges Dünnhäutigkeit und wenig angetan vom Stil der Einlassungen. Zumal DFB-Direktor Oliver Bierhoff (52) das nach der Ausbootung der Rio-Weltmeister Thomas Müller (30), Mats Hummels (31) und Jerome Boateng (31) im März 2018 belastete Verhältnis zu den Bayern zuletzt wieder als „gut“ bewertet hatte.

Von seinem Außenposten Starnberg aus betätigte er sich wiederholt als Chefdiplomat. Bierhoff unterhält gute Kontakte zum Münchner Sportdirektor Hasan Salihamidzic (43), spricht von „vertrauensvoller Zusammenarbeit“. Wohl auch deshalb verkniff sich Keller trotz seiner Verärgerung zunächst eine Reaktion.

Rummenigge und Fritz Keller sind inhaltlich einer Meinung

Inhaltlich sind sich die Streithähne ohnehin näher als es am Sonntag den Anschein hatte. Da nannte Rummenigge Protzereien die „Ausnahme“ – auch Keller sprach einschränkend von „einigen“ Fällen.

Rummenigge führte zudem die Initiative „We kick Corona“ der Münchner Nationalspieler Joshua Kimmich (25) und Leon Goretzka (25) als positives Beispiel an – Keller hatte deren „großartiges Engagement“ wiederholt gewürdigt.

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Als Gegenmaßnahmen, um bei den Fans verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen, mahnte Keller im Spiegel an: Offenlegen der Gehälter, Gehaltsobergrenze, strengeres Financial Fairplay. Für Punkt zwei und drei macht sich Rummenigge seit Jahren stark. Wenn Keller von einem „neuen Geist der Nachhaltigkeit in den Führungen“ und „Enkeldenken“ sprach, hatte er deshalb Applaus aus München erwartet – und keine Watschn. (sid)