Bayern-Boss spricht KlartextRummenigge nimmt Fußball in Pflicht und mahnt zu Demut

Rummenigge nimmt Fußball in Pflicht

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge schließt sich den Worten von DFL-Chef Christian Seifert an.

München – Der Fußball als Kitt der Gesellschaft, aber auch in der Bringschuld und zu neuer Demut verpflichtet: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (64) hat sich vor wegweisenden Wochen für die Bundesliga ausführlich geäußert – und geht dabei vor allem auf die Kritiker zu.

Rummenigge: „Fußball kann wichtige Signalwirkung haben“

Vor den wegweisenden Wochen im deutschen Prof-Fußball hat Rummenigge die Rolle des Vermittlers eingenommen und Kritikern an einer geplanten Fortführung des Bundesliga-Betriebs kurz- und langfristige Demut versprochen. Dazu gehören neben einem verantwortungsvollen Umgang mit der Pandemie auch finanzielle Korrekturen in der Zukunft.

„Wir haben die wahrscheinlich größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, und es ist klar, dass in dem emotionalen Thema Fußball teils konträre und polarisierende Meinungen kundgetan werden“, sagte er dem „Münchner Merkur“ und der „tz“. Der Fußball aber „kann eine wichtige Signalwirkung haben“. Ein Schritt zurück zur Normalität in einer so zuvor kaum gekannten Zeit.

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Die DFL hatte bereits ein umfassendes Sicherheitskonzept vorgelegt, die Politik gab mehr oder weniger grünes Licht. Nur die formelle Entscheidung und der exakte Termin für die Wiederaufnahme des seit Mitte März unterbrochenen Spielbetriebs stehen noch aus.

Rummenigge: „Uns war klar, dass es nicht nur Beifall gibt“

Kritiker sehen eine Bevorzugung des Fußballs gegenüber anderen gesellschaftlichen Bereichen. Ein Argument, für das Rummenigge Verständnis aufbringt.

„Uns war von Anfang an klar, als wir uns entschlossen haben, das Konzept auszuarbeiten mit Politikern und Medizinern, dass es dafür nicht nur Beifall gibt. Die eine oder andere Kritik muss der Fußball aushalten. Wir müssen unsere Kritiker überzeugen, dass der Fußball das Thema Coronavirus seriös angeht“, sagte er und nahm die gesamte Liga in die Pflicht. Zudem versprach er: „Wir wollen und werden unserer Verantwortung gerecht werden.“

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Gleichzeitig bat Rummenigge um Verständnis: „Wir wollen keine Sonderrolle, aber der Profi-Fußball ist ein Beruf – und wir möchten gewährleisten, dass dieser Beruf unter Einhaltung bestimmter Vorschriften wieder ausgeführt werden kann.“

Karl-Heinz Rummenigge: Fußball muss sich verändern

Rummenigge ist aber auch klar, dass der Fußball dringende Veränderungen braucht. „Bis dato war es ein Rattenrennen, das um die besten Spieler der Welt stattfindet. Wir müssen gewisse Exzesse versuchen zu normalisieren. Fußballspieler waren immer im Vergleich zu normalen Arbeitnehmern hoch bezahlt, aber was insbesondere in den vergangenen zehn Jahren stattgefunden hat, hat zu ungesunden Entwicklungen geführt. In anderen Ländern war das ja noch dramatischer als hier“, erklärte der Bayern-Boss. „Wenn diese Krise vorbei ist, sind wir verpflichtet, uns damit seriös auseinanderzusetzen, dass man gewisse Dinge mit Augenmaß wieder zurückdreht“, versprach Rummenigge.

Damit schlägt der Bayern-Boss in eine ähnliche Kerbe wie DFL-Chef Christian Seifert (50). Der hatte sich für Veränderungen hin zu mehr Bodenständigkeit und Nachhaltigkeit und im speziellen für eine Deckelung der Berater- und Spielergehälter ausgesprochen. (hier lesen Sie mehr)

Rummenigge und Seifert für Veränderungen

Für Rummenigge ist das Thema Gehaltsobergrenze ebenfalls besonders interessant, dies sei mit dem europäischen Wettbewerbsrecht aber „nicht in Einklang zu bringen“, sagte der FCB-Vorstandsboss.

Die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie könne aber automatisch zu einer Veränderung führen, weil alle Klubs betroffen sind. „Kein Klub hat Interesse daran, dass jedes Jahr die Ablösesummen und Gehälter nach oben gehen. Wir wollen mit Augenmaß fahren. Jede Krise birgt auch die Chance“, sagte Rummenigge.

Der Fußball muss zeigen, dass dies keine leeren Worte sind. (sid)