„Spieler müssen damit klarkommen“Lehmann erntet Kritik wegen Corona-Verharmlosung

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Jens Lehmann äußerte sich erneut ungeschickt zum Thema Corona.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Berlin – Ex-Nationaltorhüter und Hertha-Aufsichtsratsmitglied in spe Jens Lehmann (50) hat erneut mit verharmlosenden Aussagen zum Coronavirus irritiert. 

„So lange die Symptome nicht so schlimm sind, müssen die Spieler damit klarkommen“, sagte Lehmann gegenüber dem katarischen TV-Sender „beINSPORTS“: „Wir haben einige Spieler, die infiziert waren, und die meisten haben nicht mal Symptome gezeigt. Deswegen denke ich, für junge, gesunde Menschen mit einem starken Immunsystem ist das nicht so bedenklich.“

„Schwer nachvollziehbar“: Jens Lehmann erntet Kritik

Kritik erntete der ehemalige Keeper dafür unter anderem vom Sportmediziner Wilhelm Bloch. „Das halte ich für eine Verharmlosung. Solche Aussagen sind aus medizinischer Sicht schwer nachvollziehbar“, sagte der Wissenschaftler von der Deutschen Sporthochschule in Köln dem Sport-Informations-Dienst (SID).

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Auch Sportler sollten bei einer Corona-Infektion genau im Auge behalten werden. Erst „wenn ich den Spieler ganz genau untersucht habe, kann ich sagen, ob eine Infektion Schäden verursacht hat“, erläuterte Bloch: „Auch wenn ein Spieler symptomfrei ist, empfehlen wir mindestens zwei Wochen Pause.“

Kritik an Jens Lehmann: Gesundheitsrisiko durch Sport mit Covid

Ähnlich hatte sich schon vergangene Woche SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) geäußert. „Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren“, schrieb der Politiker auf Twitter (hier lesen Sie mehr).

In den sozialen Medien erntete Lehmann für seine Aussagen viel Spott und Unverständnis. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sein neuer Verein Hertha BSC mit dem Skandal-Video von Salomon Kalou erst letzte Woche negative Corona-Schlagzeilen gemacht hatte.

Lehmann, selbst bereits mit Corona infiziert gewesen, hält auch nichts von starken Beschränkungen für das öffentliche Leben. Es müsse weitergehen. „Letztendlich muss man damit leben“, sagte der einstige Nationaltorhüter, der zuletzt im „Doppelpass“ mit zweifelhaften Aussagen zu Geisterspielen für heftige Reaktionen in den sozialen Medien gesorgt hatte (hier lesen Sie mehr).

Hertha BSC distanzierte sich indes von den Aussagen des zukünftigen Funktionärs. Gegenüber dem „Spiegel“ betonte ein Klubsprecher, Lehmann spreche „hier sicher nicht repräsentativ für den Verein". Angesichts der angespannten Situation in seinem neuen Klub sind die Aussagen des WM-Helden von 2006 in jedem Fall äußerst ungeschickt. (dpa, sid, pvr)