Flick schießt gegen die Löw-Kritiker„Seit 25 Jahren keinen Ball mehr am Fuß“

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Acht Jahre waren Joachim Löw (l.) und Hansi Flick ein Trainer-Duo bei der Nationalmannschaft. Unser Bild zeigt beide beim Training in Brasilien bei der WM 2014.

München – Von 2006 bis 2014 assistierte Hansi Flick (55) Joachim Löw (60) bei der Nationalmannschaft. Der Titelgewinn von Rio krönte die Zusammenarbeit der beiden Trainer. Beide verbindet ein enges Verhältnis, regelmäßig tauschen sich beide aus. Verständlich, dass der Bayern-Trainer seinem früheren Weggefährten in der aktuellen Debatte um dessen Arbeit zur Seite springt.

Am Mittwoch sprach Hansi Flick deutliche Worte über…

…Löws Arbeit als Bundestrainer: „Es ist die Pflicht eines Trainers, Dinge auszuprobieren. Die Situation ist für Jogi nicht ganz so einfach. In den nächsten Monaten sind Spiele an Spiele. Man hat kaum Zeit, irgendwas einzustudieren. Ich weiß, wie wichtig Trainingseinheiten sind, um seine Ideen einzustudieren und den Spielern zu vermitteln. Er hat diese Einheiten nicht zur Verfügung aufgrund der vielen Spiele.“

...die Kritik von Experten wie Lothar Matthäus oder Olaf Thon: „Ich finde das sehr übertrieben. Jogi hat einen sensationellen Job als Bundestrainer gemacht. Wenn’s dann mal nicht ganz so läuft, kommen viele hervor, die schon seit 25, 30 Jahren keinen Ball mehr an den Füßen hatten. Ich weiß auch, dass sich viele aktuelle Experten damals selbst sehr aufgeregt haben, wenn die damaligen Experten irgendwas losgelassen haben. Jetzt sind sie selber auf der anderen Seite und hauen die Dinger raus. Das tut dem deutschen Fußball und der Sache nicht gut.“

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Hansi Flick: „Wir haben keinen richtigen Mittelstürmer“

…die Probleme im deutschen Spiel: „Wir müssen in der Bundesliga Stürmer und Außenverteidiger kreieren. Da müssen wir im ganzen deutschen Fußball die Dinge angehen. Ich sehe zum Beispiel aktuell keinen richtigen zentralen Stürmer auf dem deutschen Markt. Wir haben Serge Gnabry und Timo Werner, aber das sind alles andere als Mittelstürmer wie zum Beispiel Miroslav Klose. Man muss Schärfe aus der Debatte nehmen. Die Arbeit die Jogi leistet, ist sensationell, er ist ein sehr guter Trainer.“

die Abwehrprobleme gegen die Schweiz: „Das Schweiz-Spiel war fußballerisch schon gut. Gegen den Ball waren wir natürlich relativ offen. Das ist jetzt nicht meine Aufgabe Vorschläge zu machen. Letztlich ist das eine Sache der Philosophie. Aber Nationalspieler haben kein Problem damit Dreier-, Vierer- oder Fünferkette zu spielen. Es geht darum, sich mit der Position insgesamt zu identifizieren. Man hat das Gefühl, als ob ihnen die Sicherheit fehlt. Nicht die letzte Reihe ist daran schuld, dass man Tore bekommt. Es ist wichtig, dass man als Einheit gegen den Ball arbeitet. Das sind Automatismen, die man trainieren muss. Man braucht als Team eine gewisse Ordnung.“