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Rassismus gegen BVB-Juwel MoukokoEx-Profi Hans Sarpei: Bestraft die Idioten endlich

Hans-Sarpei-Laufend

Der frühere Bundesliga-Profi Hans Sarpei fordert härtere Strafen für rassistische Entgleisungen. Unser Foto entstand 2018 in Berlin.

von Arno Schmitz (schmi)

Köln – Der Vorfall hatte für viel Aufsehen gesorgt: BVB-Juwel Youssoufa Moukoko (15) war beim A-Jugend Derby des BVB bei Schalke 04 von Zuschauern übelst und teils rassistisch beschimpft worden. „Ihr könnt mich hassen und beleidigen. Aber ihr werdet mich niemals unterkriegen“, schrieb Moukoko anschließend bei Instagram. EXPRESS sprach mit Ex-Schalke-Profi Hans Sarpei (44) über das Problem Rassismus im Fußball.

Herr Sarpei, Rassismus gegen einen 15-Jährigen bei einem Jugendspiel – wie ist da im Jahr 2020 Ihre erste Reaktion?

Dass das einfach Vollidioten sind. Dass diese Vollidioten aber nicht die Mehrheit sind. Und dass es gut ist, dass man diesen Vorfällen Aufmerksamkeit gibt und sie nicht wie früher totschweigt.

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Sie sprechen da aus eigener Erfahrung.

Natürlich, früher war das immer so, nicht nur bei mir, bei allen dunkelhäutigen Spielern. Nehmen wir meine Zeit bei Fortuna Köln (Januar 1999 bis Juli 2000, Anm. d. Red): In Cottbus war es extrem hart zu spielen, du wurdest von allen beleidigt, wurdest mit Bananen beschmissen. Aber das war nie ein Thema, nicht in den Medien, nicht in den Vereinen. Es hieß nur: Da musst du durch, Junge, nur mit einem Sieg kannst du es denen zeigen.

Moukoko hat nun so ähnlich reagiert.

Natürlich, was soll er denn auch Großartiges machen? Wenn so was passiert, hast Du zwei Möglichkeiten. Wenn du sagst, scheiße, ich spiele vor diesen Idioten nicht weiter, schwächst du deine eigene Mannschaft. Also sagst du: Je besser ich spiele, und je mehr Tore ich schieße, desto mehr tue ich denen weh. So war es ja auch am Sonntag, Moukoko wurde beschimpft, weil er sein Team so stark angeführt hat. In der ersten Reaktion hat er diese Leute mit Toren und dem Sieg bestraft. Aber das ist nur ein kleiner Gewinn.

Was wäre ein großer?

Der nächste Schritt muss sein, dass diese Leute in kein Stadion mehr reinkommen. Da standen ja Leute drum herum, es dürfte eigentlich keine Schwierigkeit sein, diese Idioten zu ermitteln.

Zumal in Corona-Zeiten nur 290 Zuschauer da waren, und diese registriert…

Ganz genau. Aber Schalke hat ja gut reagiert, Jochen Schneider (Sportvorstand, Anm. d. Red) hat sich klar positioniert und Konsequenzen angekündigt. Auch dass sich Schalke als Verein bei Moukoko entschuldigt hat, war ein wichtiges Zeichen.

Aber warum passiert das immer noch, obwohl diese Vorfälle schon länger nicht mehr totgeschwiegen werden, schon gar nicht in „Black-Lives-Matter-Zeiten“?

Diese Leute sind ja da, sie waren immer da. Sie verstecken sich nicht mehr, der Ton wird lauter, sie zeigen sich. Dieser Alltagsrassismus ist das Gefährliche, manchmal erschrecken sich die Leute ja selber. Wie oft passiert mir das, dass jemand sagt: Ich bin ja gar kein Rassist. Und ich muss dann antworten: Hast du dir eigentlich eben mal selbst zugehört?

Warum kann der Ton lauter werden? Welche Rolle spielen da Parteien wie die AfD?

Das hat mehrere Gründe, aber das Politische spielt natürlich eine Rolle. Da wird versucht, die Unzufriedenheit in gewissen Teilen der Bevölkerung zu nutzen, mit den immer gleichen populistischen Klischees zu Flüchtlingen, die Ausländer sind dann mal wieder an allem schuld. So ziehen sie die Unzufriedenen auf ihre Seite. Und dann sind da die, die schon immer rassistisch waren. Die verstecken sich nicht mehr und haben plötzlich mehr Mut – auch weil sie sehen, dass es ja eh keine größeren Strafen gibt. Es wird kurz gefragt, wer war das? Dann wird noch gesucht, aber dann war es das auch.

Man sollte diese Leute also härter bestrafen, auch zivilrechtlich?

Ganz genau, in jeder Art und Weise. Aber auch dahingehend, dass die nicht mehr ins Stadion dürfen – am Ende des Tages lieben sie ja doch ihren Verein, und da tut auch ein Stadionverbot weh. Moukoko hat den wichtigen Satz geschrieben: „Wir sind zwar Gegner auf dem Platz, aber in der Sache sind wir vereint.“ Jetzt geht es darum, diesen Rassismus endlich aus den Stadien herauszubekommen.