Nach verpasstem AufstiegHSV und Hecking gehen getrennte Wege

Dieter_Hecking_200704

Dieter Hecking wird den Hamburger SV in der kommenden Saison nicht trainieren.

Hamburg – Diese Ära ist bereits wieder beendet: Dieter Hecking räumt nach nur einem Jahr den Cheftrainer-Stuhl bei Zweitligist Hamburger SV. Der 55-Jährige sollte die Hanseaten zurück in die Beletage des deutschen Fußballs coachen – doch die Mission scheiterte, dem HSV hatte zwischenzeitlich die Zwangspause wegen der Coronavirus-Pandemie gar nicht gut getan. 

Nach dem Liga-Restart schmierte er auf fast schon dramatische Art und Weise ab. Wiederholt wurden Siege oder Punkte in der Nachspielzeit hergeschenkt. Folge: Der direkte Aufstiegsplatz ging flöten, am letzten Spieltag verdaddelten die Hamburger nach einer Peinlich-Heim-Pleite gegen Sandhausen (1:5) sogar die Chance auf die Relegationsspiele.

Unterschiedliche Versionen über Abgang von Dieter Hecking beim Hamburger SV

Nun hat diese ganze Melange dazu geführt, dass Hecking, Deutschlands Trainer des Jahres 2015, im Volkspark seinen Hut genommen hat. Am Samstag hat der HSV die Trennung offiziell gemacht. Es gibt allerdings unterschiedliche Versionen des Hecking-Abgangs. Aus der offiziellen Mitteilung des ehemaligen Europapokal-Siegers lässt sich interpretieren, die Demission sei eine gemeinsame Entscheidung gewesen.

Gleichzeitig sickerte allerdings auch das Gerücht durch, Hecking habe von sich aus den Brocken hingeschmissen, da er angeblich das nächste HSV-Konzept zur Mission Wiederaufstieg nicht habe mittragen wollen. Fakt ist: Der bereits zu Bundesliga-Zeiten hochverschuldete Traditions-Klub von der Elbe ist blank, die Coronakrise hat die wirtschaftliche Situation beim HSV weiter verschärft.

Hamburger SV steht nach dem Abgang von Dieter Hecking vor einem Scherbenhaufen

Hecking sagt: „Wir haben das angestrebte Ziel nicht erreicht. Dafür übernehme ich die Verantwortung. Ich möchte den Verantwortlichen auch die Möglichkeit geben, in der Nach-Corona-Zeit und unter veränderten Bedingungen die nun nötigen Schritte zu gehen.“ Hinter den Kulissen soll Hecking nach Informationen der „Bild“-Zeitung ein Angebot Hamburger für ein weiteres Jahr auf der HSV-Bank abgelehnt haben.

Hier lesen Sie mehr: Nach peinlichem Nicht-Aufstieg: HSV greift durch – neun Profis müssen gehen

Sei’s drum: Hecking ist weg, der HSV steht vor einem weiteren Scherbenhaufen. Seit 2013 hat der Ex-Liga-Eins-Dino nunmehr allein zwölf Trainer verbrannt. Das sagt einiges aus. Hecking war 2019 zum HSV gekommen, nachdem Gladbach-Manager Max Eberl (46) ihn trotz einer Vertragsverlängerung zuvor im April über die plötzliche Ablösung Ende Juli von Marco Rose (43) informiert hatte.

Dieter Hecking erwog 2019 einen vorzeitigen Abschied bei Borussia Mönchengladbach

Hecking wollte nach EXPRESS-Informationen zunächst hinwerfen, machte dann aber, nach entsprechender Rückmeldung aus der Fohlen-Kabine, weiter. Und führte den VfL noch als Tabellenfünfter in die Europa League. Nun muss er damit klarkommen, dass er beim Hamburger SV, aus welchen Gründen auch immer, krachend gescheitert ist.

Der Druck auf Hamburgs im Amt bleibenden Sportvorstand Jonas Boldt (38), ein Ex-Leverkusener, dürfte nach dem sportlichen Super-GAU in den kommenden Wochen indes enorm sein. Der HSV gleicht einem Koma-Patienten – unabhängig von der Coronavirus-Pandemie.