Kein Gras für Katar„Enorm erschrocken“: Niederländer geben WM-Boykott bekannt

Katar_Stadium

Das WM-Stadion in der katarischen Stadt Ar-Rayyan, hier im Februar bei dem Klub-WM-Finale zwischen dem FC Bayern München und UANL Tigres.

Heythuysen – Für ihr Gras sind die Niederländer bekannt, doch geteilt wird nicht mit jedem. Insbesondere dann nicht, wenn vorab mehr als 6000 Menschen ums Leben gekommen sind. Deswegen macht der niederländische Rasen-Produzent „Hendriks Gras” jetzt Ernst – und sagt seine Rasen-Lieferung für die WM 2022 in Katar ab.

  • Niederländischer Rasen-Lieferant boykottiert WM in Katar
  • Arbeitsbedingungen bei Stadien-Bau sorgten für 6500 Tote
  • Protest an WM in Katar wird immer lauter

Eigentlich hätte das Unternehmen das Grün für die WM-Stadien in Katar liefern sollen.

Tote bei Stadien-Bau in Katar: Rasenlieferant zieht Konsequenz

Doch daraus wird nichts. Ausschlaggebend für die Boykott-Aktion seien die erschreckenden Arbeitsverhältnisse im Golfstaat gewesen, erklärte Hendriks Gras.

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6500 Arbeiter sollen Medienberichten zufolge beim Stadien-Bau bisher ums Leben gekommen sein. Grund genug für die Niederländer, den Gras-Hahn zuzudrehen und ihren Protest öffentlich zu machen. Für die WM-Organisatoren dürfte es ein schwerer Schlag sein.

In einer Mitteilung des Familienunternehmens heißt es: „Wir haben gesehen, was da vor sich geht. Wir wussten, dass bei den Arbeiten Menschen ums Leben gekommen sind, aber die Zahl von sechseinhalbtausend hat uns enorm erschrocken”

Deutsche Fans rufen DFB zu WM-Boykott auf

Mit seinem Boykott schließt sich das niederländische Unternehmen, das 2006 auch die deutschen WM-Stadien mit frischem Grün ausgestattet hatte, der Protest-Welle gegen die WM in Katar an.

Am Montag (8. März) hatte bereits das deutsche Fan-Netzwerk „Pro Fans” den DFB dazu aufgefordert, die Teilnahme an der Wüsten-WM abzusagen. 

Während der DFB weiterhin still bleibt, wird „Hendriks Gras” auf Twitter jetzt für seine Entscheidung gefeiert. „Ein Betrieb für Gras und mit Rückgrat!“, „Applaus für Hendriks, für die Geld nicht das einzige ist, was zählt!“, „Chapeau, Hendriks! Eine Firma mit gutem moralischen Kompass!“ – so lauten einige Kommentare.

Niederlande: König nicht zu Gast bei Fußball-WM in Katar

Dass die Niederländer die Bedingungen in Katar nicht einfach hinnehmen wollen, das wurde schon im Februar klar. Da verkündete das Parlament, dass der König und der Ministerpräsident nicht an dem Turnier teilnehmen werden.

Und auch eine für Ende des Monats geplante Reise von großen Unternehmen nach Katar wurde vom des niederländischen Außenhandelsministerium kurzfristig abgesagt. (sj)