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Fußball in Sachsen vor Fans?Lauterbach poltert: „Wird einfach auf Risiko gespielt“

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So sah es in der Bundesliga seit März aus: Leere Stadien wie hier beim 1. FC Köln gegen Eintracht Frankfurt.

von Tobias Schrader (tsc)

Köln – Geisterspiele, Bratpfannen- und Koffer-Trommler – für eingefleischte Fußball-Fans war die abgelaufene Saison Höchststrafe. Ein Spiel ohne Zuschauer kann noch so gut sein, ohne Anhänger und stimmungsvolle Kulisse kann man es sich trotzdem fast nicht angucken. Als erstes Bundesland will nun Sachsen wieder Zuschauer in die Stadien lassen, zumindest teilweise (hier lesen Sie mehr). Doch dieser Entschluss steht auch in der Kritik – bei Fans und der Politik.

Borussia Dortmund testete spezielle Technik

Borussia Dortmund hatte beim Spiel gegen die TSG Hoffenheim am 34. Spieltag bereits spezielle Technik getestet: Wärmebildkameras, die kontaktlos die Körpertemperatur vor dem Eintritt ins Stadion messen, sowie 3D-Sensoren zur Ermittlung des Abstands in einem Tribünenblock mithilfe einer App. Doch in NRW gibt es noch keine konkreten Pläne für eine Fan-Rückkehr.

Ab dem 1. September dürfen sich zumindest die Stadien in Sachsen wieder füllen. Dafür müssen aber ein Hygiene-Konzept, Kontaktverfolgung und gewisse Abstandsregeln gewährleistet sein. Trotzdem gute Nachrichten für RB Leipzig, Dynamo Dresden und Co., auch wenn die Arenen natürlich nicht voll werden dürfen.

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Karl Lauterbach: „„Es wird einfach auf Risiko gespielt“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) hat für die Pläne von Petra Köpping (62, CDU), sächsische Gesundheitsministerin, nicht viel übrig. „Es wird einfach auf Risiko gespielt in der Hoffnung, es werde noch gut gehen“, sagte Lauterbach. Solche Maßnahmen könnten „die perfekte Vorbereitung einer zweiten Welle im Herbst sein“. Spiele mit Zuschauern halte er für nicht verantwortbar: „Auch andere Großveranstaltungen ohne Grenze nach oben sind durch Hygienekonzepte nicht wirklich sicher zu machen. Denn die Kontaktverfolgung wird bei diesen Menschenmengen natürlich nicht gelingen.“

Auch der Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit (41) vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg hält nicht viel von einer Fan-Rückkehr. „20.000 – das ist schon eine sehr große Zahl an Fans. Wenn man sich dann vorstellt, dass sich einige nicht sehr diszipliniert verhalten, bestimmte Regeln nicht eingehalten werden können – das ist aus meiner Sicht schon schwierig, mit solchen Menschen-Ansammlungen gut umgehen zu können“, sagte er der ARD. In Italien und Spanien sei es eben auch durch Fußballspiele zu den großen Ausbrüchen gekommen.

Auch Fangruppen sind gegen die Pläne

Und selbst einige Fangruppen sind gegen die Pläne, Fans nur teilweise in die Stadien zu lassen. „Bei vielen Ultras herrscht eine große Skepsis und die Meinung: Wenn wieder Leute in die Stadien dürfen, dann alle“, sagte Sig Zelt vom Bündnis „ProFans“. Er zeigte aber auch Verständnis dafür, dass die Stadien noch nicht voll ausgelastet werden können.

Bei einer generellen Fan-Rückkehr in die Bundesliga-Stadien wird es wohl auch personalisierte Tickets geben müssen. Ein Grund für Borussia Dortmund beispielsweise, den Plänen ebenfalls nicht positiv entgegenzublicken. Die Schwarz-Gelben fürchten nämlich einen Kultur-Kampf mit der Fan-Szene, die, nicht nur in Dortmund, seit Jahren strikt gegen personalisierte Tickets ist. Union Berlin zum Beispiel geht ganz nach dem Motto vor: Ganz oder gar nicht. Entweder darf das Stadion komplett gefüllt werden, oder es bleibt bei den Geisterspielen.

Personalisierte Tickets, Handynummer und Pflicht für Mund-Nasen-Schutz

Bisher ist allerdings nur Sachsen vorgeprescht, die anderen Bundesländer sind noch nicht soweit. Zudem müssen DFB und DFL erst einmal ein neues Hygiene-Konzept vorlegen, das auch Spiele mit Zuschauern vorsieht. Die kommen im jetzigen Konzept noch nicht vor. Die DFL will gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Leitlinien zu einer Wiederzulassung von Fans im Stadion erstellen. Neben den personalisierten Tickets, werden die Fans dann wohl auch ihre Handynummern angeben müssen. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wird wohl Pflicht werden, Stehplätze zuzulassen wird schwierig, und ob auch Gästefans in die Stadien dürfen, ist zumindest fraglich – in Leipzig sind sie nicht vorgesehen.

Während es rund um einige neuere Stadien am Stadtrand ausreichend Parkplätze gibt und schon vor Corona viele Zuschauer mit dem Auto angereist sind, setzen andere Arenen bei ihrem Verkehrskonzept hauptsächlich auf den öffentlichen Nahverkehr. Kommen Fans in vollen Bussen und Bahnen zum Stadion, ist es allerdings deutlich schwieriger, die derzeit geltenden Abstandsregeln einzuhalten und im Fall der Fälle Infektionsketten nachzuvollziehen als bei einer Anreise im eigenen Auto.

Welche Fans dürfen Karten kaufen?

Am Ende bleibt noch die Frage: Wenn wieder Fans ins Stadion dürfen, welche Fans werden das sein? Dauerkarteninhaber? Mitglieder? Oder alle Fans? Das wird, wenn es irgendwann soweit ist, von Verein zu Verein wohl anders sein.

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Mal ganz davon abgesehen, dass die Verkäufe der Dauerkarten bei den Vereinen vorerst auf Eis liegen: Einige Klubs, darunter Eintracht Frankfurt, fürchten, dass sie viele Fans verprellen, sollten zum Beispiel nur Dauerkarteninhaber Chancen auf Tagestickets haben. Eine durchaus berechtigte Sorge. Allerdings ist es heutzutage bei den Vereinen auch üblich, dass Mitglieder ein Vorkaufsrecht für Tageskarten gegenüber Nicht-Mitgliedern haben. Das wäre mit den Dauerkarteninhabern also nicht anders.

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Bis zur Rückkehr der Fans in die Stadien bleiben also noch viele Fragen zu klären. Aber eins steht fest: Fußball ohne Fans ist nicht wirklich schön. (tsc/dpa/sid)