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Tiefe EinblickeLöw über Homosexualität im Fußball, Depressionen, Kinderlosigkeit

Löw-Nahaufnahme

Joachim Löw im Trainingslager in Seefeld. Vor der Anreise gab er ein sehr privates Interview.

von Marcel Schwamborn (msw)

Seefeld – Wenn das EM-Turnier für Deutschland erfolgreich verläuft, könnte Joachim Löw (61) zum Ende seiner 15 Jahre als Bundestrainer noch die magische Grenze von 200 Länderspielen übertreffen. Gegen Dänemark steht am Mittwoch (2. Juni) die 193. Partie an, das EM-Halbfinale wäre die 200. Begegnung.

Löw beschäftigt sich aber auch schon mit seiner spätestens am 11. Juli endenden Dienstzeit. In einem großen Interview mit der Zeit hat der Noch-Bundestrainer einen Einblick in sein Seelenleben gegeben und über Last und Leere in seiner Amtszeit gesprochen.

Selbst nach seinem größten Triumph, dem WM-Titel 2014, sei er „nicht weit weg von einer depressiven Verstimmung“ gewesen, sagte Löw. „Nach jedem Turnier ist da eine Leere.“ In seinem angemieteten Haus auf Sardinien habe er damals viel nachgedacht. „Ich saß da und dachte: Jetzt bin ich hier so allein, wo sind meine Leute, wo ist mein Team, wo sind meine Spieler, wo sind die Ziele?“

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Besonders zugesetzt haben ihm schwierige Personalentscheidungen. Es sei furchtbar gewesen, alt gedienten Spielern mitzuteilen, dass sie nicht mehr zum Team gehören: „Natürlich berührt mich das, sehr sogar. Manchmal liege ich nachts wach. Ich bin doch auch ein Mensch.“

Joachim Löw: „Ich bin doch auch ein Mensch“

Dieses „Wellenbad der Gefühle“ habe ihn „verschlossener“ gemacht, bilanziert Löw: „Das ist der Preis dieses Lebens als Bundestrainer. Ich habe mir so etwas wie einen Panzer zugelegt. Vor allem, als mir so richtig bewusst wurde, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein.“

An manchen Tagen sei das „eine schwere Belastung, da sehne ich mich nach Anonymität. Leider gelingt es mir nicht immer, diesen Panzer im privaten Leben einfach abzulegen“. Richtig glücklich, so Löw, sei er zuletzt ganz am Anfang seiner Trainerlaufbahn gewesen, „bei der Amateurmannschaft. Da war die Freude am reinsten“.

Joachim Löw traf sich mit Angela Merkel im Kanzleramt

Vor der EM hat sich Löw mit Kanzlerin Angela Merkel (66) über den gemeinsamen Abschied ausgetauscht. „Ja, wir haben auch darüber gesprochen, wie so die Pläne sind“. Löw war kurz vor dem EM-Trainingslager in Seefeld im Kanzleramt in Berlin. „Wir finden beide, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt ist, Abschied zu nehmen. Wir haben auch darüber gesprochen, dass nach einer so intensiven Zeit wahrscheinlich eine gewisse Leere auf uns zukommt“, berichtete Löw von dem Gespräch.

Der Bundestrainer sprach auch über seine Kinderlosigkeit. „Mit 25, 30 oder 35 Jahren habe ich das noch nicht so gesehen. Da konnte ich es mir vielleicht nicht vorstellen, habe das Thema verdrängt oder weggeschoben. Die letzten zehn Jahre denke ich aber schon immer wieder daran oder darüber nach, wie es gewesen wäre, Kinder zu haben. Ich habe immerhin einige Patenkinder, und die sind oft bei uns“, erzählt er.

„Natürlich gibt es Momente, in denen ich eigene Kinder sehr vermisse. Ich bin ja in einer Großfamilie aufgewachsen, habe vier Brüder. Meine Mutter hat acht Geschwister. Ich habe zig Cousins und Cousinen. Und alle sind kinderreich. Bei uns war das Haus immer voll.“

Auch das Thema Homosexualität streift Löw. „Thomas Hitzlsperger hat diesen Schritt gewagt, als seine Karriere eigentlich beendet war. Er hat mich dabei ein Stück weit auf dem Laufenden gehalten. In der Gesellschaft ist die Offenheit grundsätzlich vorhanden. Und das ist wichtig. Obwohl sich schon wahnsinnig viel getan hat, fehlt sie aber vielleicht noch ein bisschen im Stadion.“

Löw betont, dass er das bedauert und ergänzt, dass unsere Gesellschaft, und damit auch der Fußball, doch für Offenheit, Vielfalt und Teilhabe stehe. Auf die Frage, ob er sich trotzdem bekennen würde, wenn er selbst homosexuell wäre, antwortet er: „Dann würde ich dazu auch stehen“.