„Dann ist das Geschrei wieder groß“Gnabry-Wut über Fan-Pfiffe gegen Buhmann Sané

Leroy Sané spricht beim Training der Nationalmannschaft mit Leon Goretzka.

Leroy Sané scherzt beim Training mit Leon Goretzka herum.

von Marcel Schwamborn (msw)

Herzogenaurach. Leroy Sané (25) ist inzwischen die Reizfigur in der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Ungarn war der Bayern-Spieler durch einige Fehler aufgefallen und hatte kurz vor Schluss eine große Gelegenheit zum möglichen Siegtreffer durch eine missratene Flanke vergeben. Joachim Löw (61) hatte sich am Spielfeldrand sichtlich verärgert gezeigt, von den eigenen Fans gab es Pfiffe.

Das Urteil der Experten über Sané ist vernichtend. „Er bringt Deutschland nicht weiter“, behauptete Lothar Matthäus (60). „Er ruft sein Potenzial viel zu selten ab“, sagte Michael Ballack (44). „Löw darf Sané in dieser Form nicht mehr von Beginn an aufstellen“, forderte Stefan Effenberg (52). Nur Dietmar Hamann (47) sagte in der „Welt“: „Das hat Leroy nicht verdient. Denn so, wie wir bislang spielen, ist es für jeden Offensivspieler schwierig, sich zu behaupten und zu glänzen“.

Von den Mitspielern erfährt der so heftig umstrittene Offensivspieler auch Rückendeckung. „Bei dem Talent und der Spielstärke, die er hat, wird er sich immer durchsetzen. Bisher lief es nicht so rund im Turnier für ihn, aber da ist er auch nicht der einzige“, sagte Serge Gnabry (25) am Samstag (26. Juni). „Er hat so viel Qualität, die wird sich am Ende durchsetzen. Wir sprechen ihm zu, er gibt im Training Gas. Aber wenn er seine Chance bekommt, muss er sie nutzen. Er kann sich da ein wenig entspannen. Im Spiel nehme ich nichts wahr. Gegen Ungarn hat er Gas gegeben, defensiv gearbeitet, das war ein gutes Zeichen von ihm. Darauf kann er aufbauen.“

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Serge Gnabry: „Leroy gibt alles, was er kann“

Dass Sané vor allem nach seinem völlig missratenen Eckball gegen Ungarn in der 60. Minute von den eigenen Fans in München ausgepfiffen wurde, regte Gnabry auf. „Persönlich kann ich nicht verstehen, warum gepfiffen wird. Es wäre natürlich viel schöner, wenn Unterstützung käme. Leroy gibt alles, was er kann. Das wird sich irgendwann noch zeigen: Wenn eine Aktion zu einem Tor führt, ist das Geschrei wieder groß, deshalb bin ich ganz beruhigt.“

Vor dem Ungarn-Spiel hatte Löw gesagt: „Leroy brennt auf diese Chance. Er hat in der Offensive alle Qualitäten. Wenn er die abruft, ist er Weltklasse.“ Von dieser Weltklasse war dann aber 90 Minuten nichts zu sehen. Auch nicht nach einer taktischen Umstellung. „Wir haben Joshua Kimmich in den Halbraum gestellt und Leroy ganz rechts an den Flügel geschickt, in der Hoffnung, dass er dort im Eins gegen Eins und mit der Schnelligkeit nach innen und außen durchbrechen kann“, erläuterte Löw: „Aber das ist auch nicht so gelungen.“

Gegen England dürfte Sané erst einmal wieder auf der Bank sitzen. Denn Thomas Müller (31) hat seine Knie-Probleme überwunden und kann wieder von Beginn an ran. Für Sané bleibt nur die Hoffnung auf eine Joker-Chance. Dass ihm diese Rolle jedoch nicht liegt, bewies er schon mehrmals.

Serge Gnabry: Viel Lob für Joker Jamal Musiala

Der bessere Joker gegen England wäre ohnehin Jamal Musiala (18). Dass der seinem starken Kurzeinsatz gegen Ungarn noch weitere folgen lassen kann, ist für Gnabry selbstverständlich. „Da gibt es keinen Zweifel, seine Qualitäten sind außergewöhnlich. Er wird sein Spiel durchziehen. Wie man gegen Ungarn gesehen hat, kann er der Mannschaft extrem weiterhelfen. Ich bin komplett überzeugt von ihm. Seine Zeit wird kommen, egal wann“, sagte er über seinen Münchner Kollegen.