„Habe Verantwortung für Abstieg“Werder-Bremen-Boss Baumann packt schonungslos aus

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Frank Baumann geht nach dem Abstieg von Werder Bremen vom Platz.

Bremen – Der erste Abstieg seit 41 Jahren trifft Werder Bremen bis ins Mark. Auch Sport-Geschäftsführer Frank Baumann steht in der Kritik. Dem Sport-Geschäftsführer werden Fehler angelastet. Er will – und darf –  aber weitermachen. Nach dem Sturz in die Zweitklassigkeit am vergangenen Samstag (22. Mai 2021) sprach Baumann über seine eigene Zukunft, die von Thomas Schaaf und die Trainersuche.

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  • Manager Frank Baumann darf im Amt bleiben
  • Baumann spricht über die Zukunft des Vereins

Herr Baumann, Sie sind nun schon sehr lange bei Werder, haben schon sehr viel erlebt. Wie bitter ist dieser Tag für Sie?

Es ist für alle, die mit Werder mitfiebern, ein brutal bitterer Tag. Wir haben es ein paar Mal geschafft, uns zu retten und den Abstieg zu vermeiden. Jetzt hat es uns erwischt und das ist natürlich für einen Traditionsverein und für einen Club, der am längsten in der Bundesliga ist, ein sehr, sehr großer Einschnitt und eine brutale Enttäuschung.

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Werder Bremen: Frank Baumann steht nach Abstieg Rede und Antwort

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es Werder in diesem Jahr nun doch erwischt hat?

Wenn man auf diese Saison blickt, war uns klar, dass es eine sehr schwierige Saison wird und es nur um den Klassenerhalt geht. Wir konnten kein wirtschaftliches Risiko mehr eingehen und mussten daher ein sportliches Risiko eingehen. Wir haben es trotzdem in den ersten 24 Spieltagen sehr ordentlich gemacht. Wir waren stabil, auch wenn wir keinen berauschenden Fußball gespielt haben. Letztendlich haben uns die letzten zehn Spiele den Klassenerhalt gekostet. Wenn man da nur einen Punkt holt, dann wird es natürlich schwer.

Wer ist denn schuld am Abstieg?

Ich bin keiner, der die Schuld bei Anderen sucht. Natürlich gibt es für verschiedene Bereiche Verantwortlichkeiten. Ich kann die Tore auf dem Platz nicht verhindern, ich kann sie auch nicht schießen. Aber trotzdem habe ich natürlich eine Gesamtverantwortung für den sportlichen Bereich. Ich bin dafür verantwortlich, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wir aus unseren Möglichkeiten auch das Bestmögliche rausholen. Am Ende muss man sagen, dass wir das nicht geschafft haben. Von daher habe ich natürlich eine Verantwortung für diesen Abstieg. Wer sonst noch verantwortlich ist, das überlasse ich anderen.

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Hängende Köpfe: Werder Bremen (hier Marco Friedl) ist am letzten Spieltag abgestiegen.

Wollen Sie denn helfen, den Abstieg zu reparieren?

Ich stelle mich der Verantwortung auch in schwierigen Phasen. Das war auch in den letzten Jahren schon so. Der Abstieg bedeutet einen großen Umbruch, wir brauchen einen neuen Trainer, wir werden einen großen Wandel im Kader haben. Den brauchen wir auch, aber der muss auch auf die wirtschaftlichen Bedingungen und an die veränderten Bedingungen in der Zweiten Liga angepasst werden. Wir brauchen da schnelle Entscheidungen und ich bin bereit, diese Planungen auch umzusetzen.

Sind Sie denn überzeugt davon, dass das Vertrauen des Aufsichtsrates noch da ist?

Ich habe keine Anzeichen dafür, dass das Vertrauen nicht mehr da ist oder dass es mir entzogen wird. Von daher gehe ich davon aus, dass das so ist, ja.

Ab wann beginnen denn die Vorbereitungen für die neue Saison?

Wir mussten ja immer schon zweigleisig planen, von daher geht es nicht erst morgen los. Es geht jetzt darum, diese Planungen auch umzusetzen und das beginnt ab morgen. Heute ist erst einmal Trauer angesagt, aber ab morgen beginnen die Planungen für die Zweite Liga. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Es müssen jetzt schnell, aber auch sorgfältig Entscheidungen getroffen werden. Aber wir sind ein stückweit vorbereitet gewesen, weil der Abstieg jetzt auch nicht vollkommen aus dem Nichts kommt.

Kann Werder denn überhaupt die Rahmenbedingungen schaffen, um zu sagen, wir wollen direkt wieder hoch?

Es muss auf jeden Fall das Ziel sein, dass wir die Rahmenbedingungen schaffen, dass wir direkt wieder aufsteigen können. Das ist ganz klar. Aber wir wissen auch, dass die Zweite Liga in der nächsten Saison sehr stark sein wird und wir einen neuen Trainer und eine neue Mannschaft haben werden. Aber trotzdem muss es das Ziel sein, dass wir so aufgestellt sind, dass wir direkt wieder aufsteigen können.

Wie schnell glauben Sie, können Sie einen neuen Trainer präsentieren?

Ich denke, dass wir Ende Mai, spätestens in den ersten Juni-Tagen eine Lösung präsentieren können.“

Bereuen Sie es, den Trainerwechsel in dieser Saison nicht früher vollzogen zu haben?

Grundsätzlich bin ich mit mir im Reinen. Ich war zu jedem Zeitpunkt von meinen Entscheidungen überzeugt. Es ist sehr, sehr hypothetisch, ob ein Trainerwechsel nach dem Union-Spiel uns mehr Punkte gebracht hätte.

Alle haben heute auf Thomas Schaaf geschaut. Wie geht es mit ihm weiter? Sein Vertrag als Technischer Direktor endet ja jetzt.

Ich glaube, er hat alles in seiner Macht stehende getan. Wie es mit ihm weitergeht? Grundsätzlich bin ich nach wie vor 100 Prozent davon überzeugt, dass Thomas in seiner jetzigen Funktion für uns extrem wichtig ist, um weitere Fortschritte im Nachwuchs- und Übergangsbereich zu machen. Ich hoffe schon, dass wir da wieder eine Lösung finden werden.“ (dpa)