Fortuna Köln feiert Geburtstag7 jecke Highlights aus 70 Jahren Südstadt-Vereinche

Löring im Zoo

Die Laune beim Orang-Utan scheint sich in Grenzen zu halten, doch Jean Löring kann seine Freude über den Bundesliga-Aufstieg im Sommer 1973 kaum zügeln.

Köln – Bis heute hält sich die Legende, dass Fortuna Köln eigentlich FC oder gar 1. FC Köln hätte heißen sollen. Doch Franz Kremer kam den Südstädtern bekanntlich zuvor. Und so wurde der Zusammenschluss aus Bayenthaler SV, Sparkassen SV Köln und SV Victoria Köln am 21. Februar 1948, acht Tage nach Gründung des FC, SC Fortuna genannt.

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Sozusagen hineingeboren in die Rolle der Nummer 2 behielt die Fortuna diese 70 Jahre lang – war aber an Geschichten und Geschichtchen dem großen FC irgendwie mindestens ebenbürtig, vor allem in der Regentschaft von Jean Löring (†2005). Diesen Donnerstag begeht der Südstadt-Klub seinen 70. Geburtstag mit einem Jubiläumsgottesdienst in der Lutherkirche (20 Uhr). Hier gibt’s sieben Highlights aus der bewegten Fortuna-Geschichte.

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Sattel die Pferde

In der einzigen Bundesliga-Saison des Vereins, 1973/74, hatte Fortuna einen treuen Fan-Klub aus dem Miljö. „Da kamen unsere Zuhälter auf Pferden angeritten – es war unglaublich“, erinnerte sich Ex-Profi Gerd Zimmermann (68) rückblickend.  Friedhelm Otters (69) ergänzte: „Die Zuhälter hatten sich drei schwarze 600er Pullmann gekauft und sind uns zu jedem Auswärtsspiel in der 1. Liga nachgefahren – dat war vielleicht ’ne Schau!“

Aufstiegsprämie

Als in der Vorsaison der Bundesliga-Aufstieg eingetütet war, sprach Trainer Heinz Hornig (80) im Bus beim Schäng vor: „Herr Löring, was ist mit einer Aufstiegsprämie?“ – „Was haben wir den ausgemacht?“, fragte Löring. Hornig: „Ja nix“. Darauf der Schäng: „Okay, dat bekommen Sie!“

Nach dem ersten Bundesligasieg (2:0 bei Rot-Weiss Essen am vierten Spieltag) hielt Löring die vereinbarte Siegprämie von 500 D-Mark zurück. Als er vom Unmut der Spieler hörte, ließ er die Mannschaft in seinem Büro antanzen und jeden Spieler einzeln vorsprechen. Löring sagte dann: „Häs Du dinge Vertrach nit jeläse, Jung? Do steiht: LEISTUNGSPRÄMIE! Ich han in Essen kein Leistung jesinn, dat wor Jlöck! Auf Wiedersehen.“

Licht aus, Licht an

Am 20. August 1982 führte Fortuna gegen Darmstadt 98 sicher mit 3:0. Doch dann: Kurzschluss – elf Minuten vor Schluss fiel das Flutlicht aus! 18 Minuten Dunkelheit im Südstadion, die Lilien spekulierten bereits auf die Punkte am grünen Tisch. Doch Präsident Löring legte selbst Hand an, plötzlich wurde es wieder hell, und „Schäng“, der ausgebildete Elektriker, flachste: „Es ist doch gut, dass mich meine Mutter etwas Anständiges lernen ließ.“ Mit bloßen Arbeiterpranken habe er zwei Starkstromkabel bis zum Schlusspfiff zusammengehalten, so die Legende.

Nackt im Schnee

Dieter Schatzschneider (59) spielte von 1983 (19 Spiele) und 1986 bis ’87 (22) für die Südstädter. 1986 ging es zur Rückrundenvorbereitung nach Österreich, in den tiefsten Winter sozusagen. Nach einer Bergwanderung stürzte sich kurz vor dem Hotel die komplette Mannschaft auf den Stürmer, riss ihm die Kleider vom Leib und ließ ihn allein. Schatzschneider musste nackt durch den Schnee bis zum Hotel laufen. Der Befehl zum Entkleiden kam natürlich vom Präsidenten, der offenbar noch ein Hühnchen mit Schatzschneider zu rupfen hatte.

Gepard im Eifel-Garten

Legendär waren die Partys auf dem Eifel-Schlösschen Lörings in Nideggen, mit Park, Schwimmbad, zwei Boxerhunden und einem leibhaftigen Gepard namens „Fortuna“, der in einem Gehege im Garten lebte. Nach dem Bundesliga-Aufstieg 1973 bekam die Raubkatze im Kölner Zoo ein etwas artgerechteres Zuhause – und dort tanzte der „Schäng“, noch immer voller Aufstiegsfreude, mit einem Orang-Utan.

„Alles gelogen!“

Löring und die Schiedsrichter: „Nachdem die größte Witzfigur, die ich seit 35 Jahren kennengelernt habe, das Fußballspiel Fortuna Köln gegen Hertha BSC abgepfiffen hat, eröffne ich die Pressekonferenz“, war nur eine seiner legendären Einlassungen. Ein anderes Mal stürmte er nach dem Spiel wutentbrannt in die Schiedsrichter-Kabine und kritzelte auf den offiziellen Berichtsbogen: „Alles gelogen!“ Vom DFB gab es dafür ein Stadionverbot. Doch passend zur Jahreszeit schnappte sich der „Schäng“ ein rotes Kostüm, einen Rauschebart, schwarze Winterstiefel und stellte sich unerkannt als Weihnachtsmann in die Kurve.

„Hau ab in die Eifel“

„Als wir aus dem Mannschaftsbus stiegen, kam ein Ordner auf mich zu: »Pass auf, Toni. Der Alte hat schon ordentlich einen gebechert. Der ist drauf wie eine Kreissäge.«“ So erinnert sich Toni Schumacher (63) in seinem Buch „Einwurf“ an den 15. Dezember 1999 (hier mehr lesen). Es folgte der legendäre Halbzeit-Rauswurf des damaligen Fortuna-Trainers beim Stand von 0:2 gegen Waldhof Mannheim.

Schumaccher Löring

Hier ahnten sie noch nichts vom unwürdigen Ende: Toni Schumacher (l.) und Ex-Fortuna-Präsident Jean Löring.

„Hau ab in de Eifel. Du mäs minge Verein kapott. Du häs hee nix mieh zo sare...“, blaffte der „Schäng“ in der Kabine und schickte noch das W-Wort hinterher. Schumacher erinnert sich so: „Der ältere Herr mit dem großen roten Kopf und der massigen Figur steht vor mir und fuchtelt mit den Händen vor meinem Gesicht herum.“ Der ältere Herr genehmigte sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel drei Dujardin-Weinbrände und verewigte sich mit diesem Satz ein weiteres Mal in der Fußball-Geschichte: „Ich als Verein musste doch reagieren!“