Fortunas Ayhan im Interview„Meine Frau bekommt schon die Krise“

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Kaan Ayhan bekommt trotz Corona-Pause noch keinen Lagerkoller.

von Frank Neußer (neu)

Düsseldorf – Eigentlich ist Kaan Ayhan (25) ein aktiver Mensch, der die meiste Zeit im Freien verbringt. Aufgrund der Corona-Pandemie ist aber auch Fortunas Abwehrboss an die Ausgangssperre gebunden. Wie sich der türkische Nationalspieler die Zeit vertreibt und welche neuen Tätigkeiten er gefunden hat, verrät er im Interview.

Wie erleben Sie aktuell die Zeit im Home Office?

Ayhan: „Es sind nicht die schönsten Tage, aber zum Glück sind alle gesund. Ich muss zugeben, dass ich in der ersten Woche die Freizeit sehr genossen und ein paar Stunden auf der Couch verbracht habe. Danach aber ist man sich der Verantwortung immer mehr bewusst geworden. Ich gehe wirklich nur noch vor die Tür, um Einkäufe zu erledigen und meinen Trainingsplan durchzuziehen.“

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Wie läuft denn ein Training ohne Kollegen ab?

„Wir haben einen Trainingsplan bekommen, der wirklich hart ist. Ob wir alle Übungen auch vernünftig ausgeführt haben, können die Trainer über eine App und Pulsuhren überprüfen. Wichtig ist, dass wir nicht so viel an Fitness verloren haben, wenn es wieder losgeht mit den Einheiten auf dem Platz. Ich bin wirklich froh, wenn es wieder losgeht. Ich will wieder den Ball am Fuß haben, und wenn es auch nur im Training sein sollte.“

Das hört sich ein wenig nach Lagerkoller an?

„Nein, Langeweile ist zum Glück noch nicht aufgekommen. Mir sind immer irgendwelche Aktivitäten eingefallen und ich habe verschiedene Dinge ausprobiert. Das ist auch wichtig, sonst kommt man nicht vom Sofa runter. Meine Frau hat drei Puzzle mit jeweils 1.000 Teilen bestellt, da sitzen wir zwei, drei Tage dran bis es fertig ist. Zudem lese ich Bücher, spiele an der Konsole, habe ein paar Serien angefangen zu schauen und helfe meiner Frau in der Küche beim Kochen.“

Was können Sie am besten?

„Wir haben letzte Woche Risotto ausprobiert. Das war so lecker, dass ich es eigentlich jeden Tag essen könnte. Da bekommt meine Frau schon die Krise, wenn ich ihr das vorschlage.“

Halten Sie denn auch regelmäßigen Kontakt zu Mitspielern?

„Die Jungs und die Kabine vermisst man schon. Kenan Karaman ist der einzige Spieler mit dem ich physischen Kontakt habe. Mit ihm absolviere ich, natürlich mit dem vorgeschriebenen Abstand, zusammen am Rhein meine Trainingsläufe. Ansonsten verschicken wir Nachrichten untereinander oder es wird die Konsole angeschmissen und wir vernetzen uns untereinander und spielen gegeneinander.“

Sind Sie denn an der Konsole besser geworden?

„Ich hoffe schon, ich habe in der letzten Zeit ja viel üben können. Ein Turnier mit den Jungs haben wir jedoch noch nicht gestartet. Aber bei mir steht der Spaß beim Zocken im Vordergrund.“

Halten Sie auch regelmäßigen Kontakt zu Freunden und Familie in der Türkei?

„Ja, sie haben die gleichen Eindrücke wie ich sie habe. Die Menschen halten sich an die Maßgabe, zu Hause zu bleiben. Wenn man die Bilder aus Istanbul im Fernsehen sieht, ist das unglaublich. So eine pulsierende Stadt ist menschenleer. Das habe ich weder im Urlaub noch bei einem Treffen der Nationalmannschaft in einer ähnlichen Form schon mal so erlebt.“

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Sind Sie enttäuscht, dass die EM im Sommer ausfällt?

„Der Sport steht so sehr wie selten zuvor im Hintergrund. Das ist aktuell auch gut so, es geht um die Gesundheit der Leute. Natürlich haben wir uns ein Jahr auf diesen Höhepunkt vorbereitet, die Vorfreude war da. Aber die EM ist nur verschoben und nicht abgesagt. Deshalb bin ich nicht megatraurig. Wir müssen geduldig bleiben und können hoffentlich nächstes Jahr die EM nachholen.“

Wird das Coronavirus ein neues Bewusstsein auslösen?

„Ich hoffe schon. Ich würde es gut finden, wenn es den Menschen die Augen öffnen würde. Man sollte nach so einer Pandemie nicht in den alten Rhythmus verfallen. Es wäre schlimm, wenn wir in sieben, acht Jahren über die gleichen Probleme sprechen würden wie vor Corona. Ich hoffe, wir gehen nach der Pandemie genauso rücksichtsvoll und hilfsbereit miteinander um wie aktuell.“