„Nicht hinterfragen, einfach machen!”Ayhan spricht über Fortunas Quarantäne-Alltag

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Kaan Ayhan und Fortuna Düsseldorf befinden sich bereits in Team-Quarantäne.

von Frank Neußer (neu)

Düsseldorf – Die Haare sind bei Kaan Ayhan (25) wesentlich länger geworden, aber den Humor hat er trotz Corona-Krise nicht verloren. „Ich habe es noch nicht zum Friseur geschafft und werde es auch diese Woche nicht tun. Das Vertrauen zu unserem bei Fortuna ist beim letzten Mal verloren gegangen“, erzählt der Abwehrboss schmunzelnd. 

Hintergrund: Im Trainingslager hatte sich mal Aymen Borkok (21) als Friseur versucht. So muss Ayhan auch am Samstag beim Neustart gegen den SC Paderborn mit langen Haaren auflaufen. Denn Fortuna befindet sich bis zum Spiel im Quarantäne-Hotel Van der Valk. Dort versuchen die Mitarbeiter der Mannschaft alle Wünsche in der Corona-Krise soweit wie möglich zu erfüllen. Das Bett in seinem Einzelzimmer  hat der Innenverteidiger am Montagmorgen aber selbst gemacht.

Kaan Ayhan: „Es ist ein Stück Freiheit”

„Die ersten Eindrücke waren positiv. Es ist ähnlich wie in einem Trainingslager“, verrät Ayhan, der froh ist, dass es nicht wie in einem Gefängnis zugeht: „Wir tragen nicht nur Fortuna-Klamotten, sondern dürfen auch die eigene Kleidung anziehen. Das ist mir persönlich wichtig, es ist ein Stück Freiheit.“

Der Koffer ist prall gefüllt, damit ja kein Lagerkoller aufkommt. „Wenn ich den im Urlaub so vollpacken würde wie jetzt, müsste ich draufzahlen“, sagt der türkische Nationalspieler grinsend. „Ich habe die Playstation eingepackt, zwei Bücher, die ich noch lesen möchte, und einen Pokerkoffer. Vielleicht können wir mit dem nötigen Abstand eine Runde zocken. Wir wollen in der Woche nicht vor Langeweile eingehen.“ Auch ein Billardtisch und eine Dartscheibe sollen noch gegen den Lagerkoller helfen.

Kaan Ayhan: „Nicht hinterfragen, einfach machen!”

So wird einzig seine Frau Aylin in der Woche fehlen. Die war nach acht, neun Wochen im Homeoffice zusammen in der Wohnung froh, dass Kaan nun für ein paar Tage außer Haus ist. „Sie hätte mich sonst rausgeworfen“, scherzt Ayhan. „Aber Spaß beiseite, wir wissen, warum wir das tun. Auf der anderen Seite ist es nicht schön, seine Frau in der Zeit alleine zu Hause lassen zu müssen. Aber vielleicht nutzen wir beide die Zeit, um uns zu vermissen.“

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Der Fortuna-Tag ist soweit getaktet. Bis neun Uhr gibt es Frühstück, danach geht es zum Training an der Arena, nach dem Mittagessen ist dann Freizeit angesagt. Ayhan lachend: „Für einen Südländer kommt das Frühstück zu früh. Die Mahlzeiten nehmen wir unten im Restaurant mit dem nötigen Abstand zusammen ein. Die Wege sind nach einem Einbahnstraßensystem markiert. Es ist schon komisch, höchstens mit zwei Leuten an einem Tisch zu sitzen. Sonst sitzen wir immer im Kreis beisammen. Wir haben die Message  bekommen: Nicht hinterfragen, einfach machen!“

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Machen muss Fortuna auch in den letzten neun Spielen im Abstiegskampf. „Physisch werden alle Mannschaften nach der langen Pause auf einem Level sein“, glaubt Ayhan. „Deshalb wird die Psyche noch mehr gefragt sein. Das Team, das die vielen Herausforderungen am besten annimmt und akzeptiert, wird am Ende erfolgreich sein.“

Deshalb war er froh über die beiden internen Testspiele: „Das Spiel am Montag war die wichtigste Einheit der Woche. Ich habe gefühlt, dass ich gewisse Abläufe wieder drin habe. Aber bis zu 100 % brauchen alle sicher noch zwei, drei Spiele.“