Flug von Stuttgart nach BaselBierhoff nach Kritik: Werden uns beim DFB hinterfragen

Oliver Bierhoff mit der Mannschaft

DFB-Direktor Oliver Bierhoff (Mitte weiß) trainierte am Rande des Länderspiels gegen die Schweiz mit der deutschen Nationalmannschaft im St. Jakob Park in Basel. Nach der Kritik an der Anreise von Stuttgart mit dem Flugzeug, will Bierhoff die Reiseplanungen des DFB hinterfragen.

Stuttgart – Bereits vor dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft in der Nations League gegen die Schweiz gab es großen Wirbel. Dem DFB schwappte ein regelrechter Shitstorm entgegen. Grund dafür war die Anreise von Spielern und Trainern in die Schweiz.

Am Samstag hatte die DFB-Auswahl das Waldhotel in Stuttgart verlassen, wo das Team aufgrund des Spanien-Spiels in der Nations League am Donnerstag gewohnt hatte. Von dort aus war die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw (60) in die Schweiz gereist – per Flugzeug. Um 11.30 Uhr war der Teamcharter ab Richtung Basel abgehoben – für 180 Kilometer Luftlinie.

Fans laufen auf Twitter Sturm gegen den DFB

Das stößt den Anhängern böse auf. Genau 266 Kilometer hätte die Strecke von Hotel zu Hotel mit dem Bus betragen. Oder man wäre via Karlsruhe mit dem ICE angereist. Viele kritisieren deshalb den Verband für die Entscheidung, den Weg nicht umweltfreundlicher überbrückt zu haben. Ein User stellte sogar die Vorbildfunktion der Nationalspieler in Frage.

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Nach Meinung vieler Anhänger hätte man den Trip von Stuttgart nach Basel besser mit dem Zug oder dem Mannschaftsbus bewältigen können. „Deutlicher kann man seine Klima-Ignoranz kaum demonstrieren“, schrieb ein Twitter-User. „Für die kurze Strecke seid ihr geflogen? Man braucht mit der Bahn gerade mal drei Stunden. Echt schwach“, lautete ein anderer Kommentar.

Ein User deutete sogar auf einen Zusammenhang mit dem Sponsor-Deal mit Lufthansa hin. Schließlich flog die DFB-Truppe mit einer Eurowings-Maschine in die Schweiz. „Wer heutzutage noch ernsthaft von Stuttgart nach Basel fliegt, ist einfach nur dumm, asozial und zukunftsvergessen. Und da will ich auch keine exkulpierenden Floskeln wie „Regeneration“, „Belastungssteuerung“ etc. hören“, wütete ein Fan im Netz.

Selbst eine Zeitersparnis spricht nicht für die gewählte Reise. Auch wenn die Stars bei ihren Charterflügen direkt zur Maschine gefahren werden und nicht durch die langwierigen Sicherheitskontrollen müssen, ist bei solch einer Kurzstrecke mit Start und Landung sowie Busfahrten vom Hotel zum Flughafen sowie in Basel vom Flughafen zum gebuchten Swissôtel Le Plaza kein Zeitvorteil zu erzielen.

Reise per Flugzeug erfolgte aus Corona-Hygienegründen

Der Verband wurde von der massiven Kritik an seiner Reiseplanung regelrecht überrumpelt, weist jedoch auf EXPRESS-Nachfrage auf zwei Gründe hin, wieso die Privat-Maschine für den Trip gebucht wurde. Zum einen gilt bei dieser Länderspiel-Reise das Prinzip der Corona-Blase. Keiner aus dem inneren Kreis der Mannschaft darf das Hotel verlassen, kein externer Besucher darf Kontakt zum Team haben. Eine Zugfahrt und ein Gang durch den Hauptbahnhof hätten das System gefährdet. Möglicherweise hätten Fans um Selfies gebeten, außerdem waren sich die Verantwortlichen nicht sicher, ob die Zugabteile ausreichend desinfiziert gewesen wären.

Am Samstagabend stand in Basel zudem noch ein Corona-Test der Mannschaft an, um festzustellen, ob alle Spieler am Sonntag eingesetzt werden können. Hätte sich nun einer bei der Anreise am Samstag infiziert, wäre dies kurz danach beim Test noch nicht feststellbar gewesen.

DFB-Ärzte stellten sich gegen eine Busreise

Gegen die Busfahrt sprach die hohe Belastung der Spieler. Je nach Verkehrslage wäre der Mannschaftsbus über drei Stunden unterwegs gewesen. Das Sitzen und Nicht-Bewegen der Beine ist 35 Stunden nach der Spanien-Partie und einen Tag vor dem Schweiz-Spiel hinsichtlich der Verletzungs-Prävention von den Team-Ärzten abgelehnt worden.

Klar ist aber auch, dass der DFB es versäumt hat, durch eine klare Kommunikation diesen Umwelt-Wirbel zu verhindern. In Anlehnung an den Wirbel um den WDR-Kinderchor textete ein Twitter-User: „Meine Mannschaft ist `ne alte Umweltsau“.

Oliver Bierhoff verteidigt DFB-Entscheidung, verspricht dennoch Besserung

Am Tag nach dem 1:1-Unentschieden in Basel zeigte sich DFB-Direktor Nationalmannschaften und Akademie Oliver Bierhoff (52) durchaus reumütig. „Wir können die kritischen Stimmen nachvollziehen und nehmen die entstandene Diskussion zum Anlass, uns zu hinterfragen, wie wir künftig die wichtigen Aspekte Umwelt und Nachhaltigkeit stärker in unseren Planungen und Entscheidungen berücksichtigen können“, versprach der ehemalige Nationalspieler. 

Auch er verwies jedoch auf die Hygienemaßnahmen und den hohen Stellenwert, den die Gesundheit der Profis einnehme. Die Wahl eines Flugtransports sei dementsprechend „mit einer kurzen Flugzeit eindeutig die bessere Wahl gegenüber einer dreieinhalbstündigen Busfahrt oder der Fahrt mit der Bahn mit Umsteigen. Aus Verantwortung gegenüber den Vereinen möchten wir auch alles von unserer Seite tun, damit die Spieler gesund zurückkehren.“

Klare Kritik von ZDF-Experte Per Mertesacker

Auch Weltmeister und ZDF-Experte Per Mertesacker (35) hatte am Vorabend Kritik an seinen Ex-Kollegen geübt: „Wären wir mal besser auf dem Boden geblieben“, hatte sein giftiger Rat gelautet.