Es geht um eine halbe MilliardeFIFA stellt Strafanzeige gegen eigenen Ex-Boss

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Ex-FIFA-Präsident Joseph Blatter, hier in einem Hotel während der WM 2018, hat sich zu seiner Amtszeit mutmaßlich einiges zu Schulden kommen lassen.

Zürich – Nächster Skandal bei der FIFA! Am Dienstagmorgen reichte der Fußball-Weltverband Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft im Kanton Zürich ein – wegen Vergehen der eigenen ehemaligen Geschäftsführung.

Der Anklage zufolge investierten die ehemaligen Chefs des Verbandes fast eine halbe Milliarde Schweizer Franken (462 Millionen Euro) in das Museumsprojekt „Haus zur Enge”.

Joseph Blatter in FIFA-Skandal involviert

In die mutmaßlichen „ungetreuen Geschäftsbesorgungen” soll unter anderem der ehemalige FIFA-Präsident Joseph Blatter (84) involviert gewesen sein. Der habe mit anderen Personen Zahlungen bewilligt, die unter anderem in die Renovierung des Museumsgebäudes (ca. 130 Millionen Euro) geflossen seien, obwohl dieses „der Organisation gar nicht gehörte“.

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Steckt Rache von Gianni Infantino hinter der Anzeige?

Blatters Rechtsanwalt, Lorenz Erni, teilte auf Anfrage mit: „Die Vorwürfe sind haltlos und werden vehement zurückgewiesen.“ Die Seite des 84-Jährigen vermutet Medienberichten zufolge eine Strategie der aktuellen FIFA-Führung um Präsident Gianni Infantino, der bereits in der Vergangenheit gegen seinen Vorgänger vorgegangen war.

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Das Züricher „Haus der Enge” ist Mittelpunkt des Eklats beim Fußball-Weltverband FIFA.

Das Museum, das 2016 eröffnet worden war, entstand in Zürich am Bahnhof Enge in einem leer stehenden Haus. Zudem sei ein langfristiger Mietvertrag zu „ungünstigen“ Konditionen abgeschlossen worden. Die FIFA rechnet bis zum Ablauf des Vertrages im Jahr 2045 mit Kosten in Höhe von 330 Millionen Euro. Die Rede ist dem Vernehmen nach von Vetternwirtschaft zugunsten der Vertragsnehmer.

FIFA: Forensische Prüfung brachte „verdächtige Umstände” zutage

Auf die Missstände war der Fußball-Weltverband durch eine Untersuchung externer Experten aufmerksam geworden. „Angesichts der massiven Kosten” des Museums und „der allgemeinen Arbeitsweise der ehemaligen FIFA-Geschäftsleitung” sollte laut dem stellvertretenden Generalsekretär Alasdair Bell „eine forensische Prüfung Aufschluss darüber geben, was wirklich passiert ist”.

Blatter war von 1998 bis zu seinem erzwungenen Rücktritt 2015 FIFA-Präsident, das Museum gilt als eines seiner Lieblingsprojekte. Jährlich fährt es Verluste ein, 2019 alleine 2,3 Millionen Euro.

„Wir hatten keine andere Wahl, als den Fall bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen, zumal die jetzige FIFA-Geschäftsleitung gegenüber der Organisation auch eine Treuepflicht hat, die sie nach den massiven Versäumnissen ihrer Vorgänger zu erfüllen gewillt ist“, sagte Bell.

Die aktuelle FIFA-Chefetage möchte nun mit der Staatsanwaltschaft, der unabhängigen Ethikkommission und den zuständigen Behörden zusammenarbeiten, „damit diejenigen, die dem Fußball Schaden zugefügt haben, für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.” (bl/msw/dpa)