AbstiegskampfFunkel hat klare Prognose zum Schalke-Absturz

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Training bei Schalke 04 am 5. Januar 2021: Sead Kolasinac spricht mit Amine Harit (r.).

Gelsenkirchen – Der Schalke-Krampf im Abstiegskampf! Am Samstag trifft der FC Schalke 04 auf die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr, Sky). Und jetzt müssen endlich mal Punkte her, wenn es noch was mit dem Klassenerhalt werden soll.

Einer hat da jedenfalls Bedenken und eine klare Prognose zum Schalker Absturz: Der frühere Bundesliga-Trainer Friedhelm Funkel (67) ist überzeugt, dass die Verpflichtung von Sead Kolasinac (27) allein nicht reicht, um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga zu sichern. „Er ist ein sehr guter Spieler, aber kann ein Linksverteidiger so spielentscheidend sein? Er wird nicht viele Tore machen. Er wird die Mannschaft mitreißen, überhaupt keine Frage“, sagte Funkel im Interview des TV-Senders Sky.

Friedhelm Funkel: Schalke braucht mehr Torgefahr

Aber die Mannschaft brauche jemanden, der Tore macht. „Solch einen Spieler brauchen sie, nur die sind wahnsinnig schwierig zu bekommen, die zum Beispiel zehn Tore in 20 Spielen machen. Dann hilft Kolasinac noch mehr. Aber er alleine kann auf der linken Seite keine Spiele entscheiden. Das ist eine sehr gute Verpflichtung, aber sie alleine reicht nicht aus, um die Klasse zu halten“, unterstrich Funkel (67).

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Der neue Trainer Christian Gross sei eine Respektsperson. „Das ist für diese Mannschaft ganz wichtig, dass da jemand hinkommt, der schon vieles erlebt und erfolgreich gestaltet hat. Er stellt was dar. Und wenn er was sagt, dann hört die Mannschaft auch zu“, sagte Funkel.

Sechs Punkte zum Relegationsplatz seien in den verbleibenden 20 Spielen für die Schalker noch aufzuholen. „Aber sie müssen irgendwann mal anfangen zu gewinnen“, sagte der frühere Bundesliga-Coach.

Schalke 04 jagt Negativ-Rekord von Tasmania Berlin

Um die Position des Schlusslichts in der ewigen Tabelle der Fußball-Bundesliga muss sich Tasmania Berlin noch nicht sorgen. „Da bleiben wir ganz klar abgeschlagen Letzter. Das kann uns keiner nehmen“, sagte der Fanbeauftragte des Klubs, Hacel Bazić.

Natürlich auch nicht der FC Schalke 04, der an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) aber in einer anderen unrühmlichen Kategorie mit dem Hauptstadtclub gleichziehen kann. Bleiben die Schalker auch gegen Hoffenheim ohne Sieg, ziehen sie mit Tasmania gleich, die in der Saison 1965/66 als bisher einziger Verein 31 Begegnungen nacheinander nicht gewinnen konnten. „Das wäre nicht der erste Rekord, der uns flöten geht“, sagte Bazić.

Tasmania-Fans enttäuscht von Schalke

Und in Berlin-Neukölln sind sie stolz auf diese Sachen, die anderswo Trainergesichter zum Erröten bringen würden. Mit der 0:3-Niederlage bei Hertha BSC machte Königsblau am vergangenen Wochenende in Berlin auch ein knappes Dutzend Tasmania-Anhänger unglücklich. Die Fans hatten Schalke am Samstagabend unter dem wenig charmanten Motto „Hauptstadtfußball wertschätzen: Keine weitere Herabwürdigung durch abgewirtschaftete Kommerzvereine“ auf dem Coubertinplatz vor dem Olympiastadion angefeuert.

Mit dabei: Der Fanbeauftragter Bazić. „Selbst die Hertha-Fans fanden das lustig“, sagte er zu der Aktion. „Einer unser wichtigsten Rekorde geht uns wohl verloren“, sagte auch Tasmania-Legende Hans-Günter Becker. Doch wehmütig sei er deswegen nicht. Damals war Becker Kapitän der Teams. Der heute 82-Jährige spielte zunächst im Mittelfeld und dann als Verteidiger.

„Im Gegensatz zu Schalke haben wir unseren Rekord über eine Saison aufgestellt“, ergänzte der aktuelle Präsident der Tasmanen, Almir Numic. Und auch die Hintergründe seien damals andere gewesen: Wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten bei Hertha BSC wechselte die Tasmania in die Bundesliga. Das habe seiner Zeit nicht nur die Vereinsführung überrascht.

„Ich selbst war da in Scharbeutz“, erinnerte sich Tasmania-Kapitän Becker. Eines Tages habe ihn dann ein Bekannter angesprochen und gefragt, ob er immer noch im Urlaub sei. „Ich meinte: ja klar! Wir sind noch 14 Tage hier.“ Ohne es zu wissen war Becker aber über Nacht Kapitän einer Erstligamannschaft geworden.

Tasmania-Legende hat Tipp für Schalke

Die erste kleine Sensation ließ nicht lange auf sich warten: Vor mehr als 81 000 Zuschauern gewann Tasmania im Olympiastadion gegen den Karlsruher SC. „Manch einer dachte, das geht jetzt immer so weiter“, sagte Becker. In jenem Jahr erzielten die Tasmanen allerdings am Ende nur 15 Tore, kassierten 108 Gegentreffer und stiegen als Letzter ab. „Je länger wir das Null-zu-Null halten konnten, desto besser“, sagte Becker zur Taktik. Kurz vor Ende der Saison beendete der Verein dann mit einem Sieg gegen Borussia Neunkirchen die Serie. „So hat das Abenteurer Bundesliga ein versöhnlicher Ende genommen.“

Einen Tipp hat Tasmane Becker rund 55 Jahre nach der eigenen Rekordserie für die Schalker noch: zusammenhalten! So könne zwar die Krise nicht abgewandt werden, aber immerhin gemeinsam bewältigt werden - ohne, dass sich einzelne Spieler in der Winter-Transferperiode schon nach etwas Besserem umgucken. (dpa)