Königsblau auch im Pokal lange mauHäme für Schalke nach Sieg gegen Viertligisten

Ibisevic

Vedad Ibisevic (r.) erzielte den schnellen Schalker Ausgleich nach der Schweinfurter Führung.

Gelsenkirchen – Das Ergebnis sprach am Ende eine deutliche Sprache. Eine zu deutliche. Denn mit 4:1 schlug der FC Schalke 04 im Nachhol-Duell der ersten DFB-Pokal-Runde den 1. FC Schweinfurt viel zu hoch. Der Viertligist bereitete den Königsblauen einige Probleme. Was der Bundesligist lange Zeit bot, war nämlich abermals eher mau.

Immerhin: Nach 273 Tagen mal wieder ein Erfolgserlebnis für die S04-Krisenkicker. Der erste Pflichtspielsieg unter dem neuen Schalker Cheftrainer Manuel Baum (41) wurde erst in der Schlussphase klar gemacht. Zwischendurch hätte der Regionalligist per Elfmeter zum 2:2 ausgleichen können.

„Das war ein Pokal-Fight, wie man ihn sich ausmalt“, sagte Baum. „Wir haben nicht die breiteste Brust, aber wir holen es noch mal auf.“ Wichtig sei, „dass wir endlich mal gewonnen haben“.

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Martin Thomann brachte den krassen Außenseiter in der 37. Minute sogar in Führung, ehe Vedad Ibisevic (39.) und Alessandro Schöpf (44.) noch vor der Pause in der leeren Arena für den Vorletzten der Bundesliga trafen.

Elfmeter

Das war die Chance zur Schweinfurter Sensation. Ralf Fährmann parierte den Strafstoß von Amar Suljic.

In der Schlussphase parierte Schalkes Keeper Ralf Fährmann (70.) einen Foulelfmeter von Amar Suljic. Erneut Schöpf (81.) und Benito Raman (86.) machten den ersten Pflichtspielsieg seit exakt neun Monaten perfekt. Vier Tage vor dem Bundesliga-Kellerduell beim Schlusslicht Mainz 05 taten sich die Königsblauen gegen die von Beginn an frech und engagiert auftretenden Underdogs über weite Strecken schwer.

„Wir können sehr froh sein, dass Ralf Fährmann den Schweinfurter Elfmeter gehalten hat“, sagte Schalke-Stürmer Steven Skrzybski bei Sky. „Wir haben nicht gerade vor Selbstvertrauen gestrotzt. Aber wir geben alle Vollgas, haben uns reingefightet und uns endlich mal belohnt. Das war ein hartes Stück Arbeit.“

Schweinfurt

Zu früh gefreut. Nach dem Führungstreffer von Martin Thomann (l.) feierten die Schweinfurter schon auf Schalke.

Das Team von Trainer Tobias Strobl hatte anfangs sogar die besseren Chancen gegen das drei Klassen höher spielende Team aus Gelsenkirchen. So musste der für Frederik Rönnow ins Tor gerückte Fährmann (21.) gleich zweimal gegen Benedikt Laverty und Thomann retten. Zwischenbilanz nach 25 Minuten: 6:0 Torschüsse für Schweinfurt.

„Wir sind unfassbar stolz auf das, was wir geleistet haben“, sagte der Schweinfurter Coach. Ärgerlich war für ihn nur der schnelle Verlust der Führung: „Das hat ein bisschen weh getan in der Halbzeit.“

Bis zur letzten Sekunde wackelte die Austragung des Pokalspiels. Erst gut zwei Stunden vor dem Anpfiff hatte es nach einem Coronafall im Schalker Team grünes Licht vom Gelsenkirchener Gesundheitsamt gegeben. Der infizierte Spieler, den der Klub nicht namentlich nannte, befindet sich in häuslicher Quarantäne und ist symptomfrei.

Außerdem gab es im Vorfeld der Partie zahlreiche Gerichtstermine. Ursprünglich sollte das Erstrundenspiel bereits Mitte September stattfinden. Damals hatte Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München aber eine Einstweilige Verfügung gegen das Startrecht der Schweinfurter erwirkt. In der vergangenen Woche erst gab dann das Schiedsgericht des Bayerischen Fußball-Verbandes Grünes Licht für einen Start Schweinfurts.

Häme im Netz für Schalke 04

Der schmeichelhafte Sieg führte übrigens nicht dazu, dass die Schalker gelobt wurden. Im Gegenteil: Die Königsblauen sahen sich wieder großer Häme ausgesetzt, vor allem bei Twitter. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“, schrieb Leon Herzog in Anspielung auf den seltenen Moment eines S04-Siegs. Philipp Ziolko blickte auf die Nacht: „Schalke hat gewonnen. An diesem Tag ist alles möglich. Jetzt habe ich Angst vor dem US-Wahlergebnis.“

Ein fieser Seitenhieb auch von Marc Schwitzky: „Jetzt, wo der Amateurfußball in Deutschland wegen Corona nicht mehr weiterspielen darf, ist es doch total schön, dass Schalke nun zumindest im Pokal weitermachen darf!“ Und selbst die ARD-Sportschau twitterte beim zwischenzeitlichen 1:0 für Schweinfurt: „Der Favorit geht in Führung“. Omar Ali kam zur Erkenntnis: „Ordentliches Spiel vom Regionalligisten bisher. Und auch Schweinfurt macht es ganz gut“. (msw/sid)