„Vereinsschädigend“Schalke-Boss Buchta über Vorgänge in der Rangnick-Posse

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Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Jens Buchta am 9. Spieltag im November 2020 gegen Borussia Mönchengladbach.

von Michael Eham (eham)

Gelsenkirchen – Für die leidgeplagten Fans von Schalke 04 wäre eine Verpflichtung von Ralf Rangnick (62) als Sportvorstand endlich mal ein Lichtblick. Ein Traum, der in dieser Katastrophen-Saison etwas Optimismus hervorrufen könnte. Doch auch die potenziellen Verhandlungen mit Rangnick entwickelten sich binnen drei Tagen zu einem Schmierentheater sondergleichen. Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am Dienstag (16. März) meldet sich nun auch der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Jens Buchta (57) zu Wort.

  • Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Jens Buchta meldet sich in Rangnick-Posse
  • Das Verhalten der Unterstützergruppe fand er „vereinsschädigend“
  • Ralf Rangnick soll neuer Sportdirektor beim FC Schalke 04 werden

Nicht nur aus Sicht der Beobachter gab Schalke 04 bei der Debatte um die Personalie Rangnick kein gutes Licht ab, denn auch vereinsintern kam es zu heftigen Streitereien, die immer wieder stückweise an die Öffentlichkeit gelangten.

„Insgesamt ist das für Schalke keine gute Geschichte. Besonders wegen der Einbeziehung der Sponsoren und der begleitenden Medienkampagne“, sagte Buchta.

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Unterstützer-Gruppe trieb Rangnick-Verpflichtung voran

Dabei spielt er auf die ungewünschte Eigeninitiative einer Gruppe von rund 20 Personen aus Wirtschaft und Politik um Aufsichtsrat Stefan Gesenhues (66) an, die eigenmächtig und ohne Absprache mit dem Schalker Aufsichtsrat eine Verpflichtung von Rangnick vorantreiben wollte.

So sieht das zumindest Buchta. Auf der jüngsten Aufsichtsratssitzung habe Gesenhues darüber informiert, dass die Gruppe bereits gewisse Konditionen ausgehandelt habe und dabei auch Eckpunkte zur Gehaltsfrage und zur Laufzeit umrissen hätte, sagte Buchta.

Aufsichtsrats-Boss Jens Buchta nennt Verhalten „vereinsschädigend“

Der Aufsichtsratsvorsitzende hat mit diesem Vorgehen so seine Probleme. Denn weil die Gruppe von Gönnern und Unterstützern des Vereins, so Buchta, in diesem Zusammenhang „Kontakt zu Sponsoren aufgenommen und ihnen in mindestens einem Fall nahegelegt haben soll, ihre Engagements zu überdenken, um Druck auf den Verein auszuüben“, fällt er ein deutliches Urteil und nannte dieses Verhalten „vereinsschädigend“.

Gesenhues hingegen hat mittlerweile eingesehen, vorschnell gehandelt zu haben. „Dass sich meine Kollegen im Aufsichtsrat überrumpelt gefühlt haben, kann ich im Nachhinein verstehen. Das tut mir leid“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er hoffe, dass dadurch keine Gräben entstanden seien. „Ich bin sehr daran interessiert, dass wir jetzt alle an einen Tisch kommen“, betonte Gesenhues.

„Gut, dass er eingesehen hat, dass er da einen Fehler gemacht hat“, sagte Buchta. Dennoch sieht Buchta auch die Reize einer Rangnick-Verpflichtung für den Verein. Eigentlich habe der Klub Rangnick nicht angesprochen, „weil wir meinten, wir könnten ihm nicht die Rahmenbedingungen bieten, wie er sie in Leipzig und Hoffenheim hatte“, sagte Buchta. Mittlerweile bestätigte der Verein Gespräche.

Reizt Rangnick der FC Schalke mehr als der Bundestrainerposten?

Der mögliche Sportdirektor hat sich selbst noch nicht zu der Debatte geäußert. Er kann sich einen Posten schon vorstellen, wie er durch seinen Berater Marc Kosicke verlauten ließ. „Wenn definitiv der ganze Klub Schalke 04 hinter Ralf Rangnick steht und ihn unbedingt haben will, während man beim DFB nur halb begeistert ist, dann reizt Ralf das Thema da, wo man am meisten Support hat, mehr“, sagte der Berater bei „Sport1“.

Rangnick ist auch als Nachfolger von Joachim Löw als Bundestrainer im Gespräch, an dieser Aufgabe hatte er sein Interesse bekundet. (eha)