Gelsenkirchen – Der FC Schalke 04 torkelt in Richtung Zweite Liga. Der Abstand auf den Relegationsplatz bleibt weiterhin bei neun Punkten, nachdem auch die Partie gegen den Bundesliga-Vorletzten Mainz 05 (0:0) nicht gewonnen wurde.

• Dimitrios Grammozis ist neuer Trainer des FC Schalke
• Der Deutsch-Grieche will mit den Königsblauen in eine positive Zukunft gehen
• Dimitrios Grammozis hat keine Angst davor, durch den Abstieg verbrannt zu sein

Auch mit dem neuen Trainer Dimitrios Grammozis (42) konnte der zweite Saisonsieg und der ersehnte Befreiungsschlag nicht gelandet werden. Der neue Coach will in den letzten zehn Spielen die Mannschaft aber wieder zum Leben erwecken und etwas Positives für die Zukunft aufbauen. Das sagte er am Sonntag (7. März) in mehreren Interviews.

„Ich habe ja bewusst den Eineinhalb-Jahres-Vertrag unterschrieben“, sagte der Deutsch-Grieche in einem Interview mit der „Bild“. „Ich genieße es bei allem Druck erst einmal, in diesem großartigen Verein zu trainieren. Deshalb mache ich mir auch erst einmal keine Gedanken darüber, ob ich verbrannt werde oder nicht.“

Denn Grammozis, der bereits als fünfter Schalker Coach der Saison an der Seitenlinie steht, wird höchstwahrscheinlich als Abstiegstrainer in die Historie der Königsblauen eingehen. 33 Jahre lang war Schalke zuletzt stets in der Bundesliga vertreten.

Deshalb will der ehemalige Coach des Zweitligisten Darmstadt 98 auch nicht zu weit in die Zukunft schauen. „Wir sind hier angetreten, um mit den Jungs etwas zu bewegen, und die haben Lust darauf und geben Gas - am Ende werden wir dann schauen, wo wir landen“, sagte Grammozis der Funke Mediengruppe.

Dimitrios Grammozis hat Lust auf Schalke 04

Und er erklärte bei Sport1 auch, warum er das Himmelfahrtskommando im Ruhrgebiet angekommen habe. „Ganz einfach: Weil ich richtig Lust auf diese Aufgabe habe! Schalke 04 ist ein großer Club mit einer unglaublichen Energie. Ich komme aus dem Pott, habe S04 schon als kleiner Junge verfolgt und weiß, welche Bedeutung dieser Verein hier in der Region hat.“

Schalke 04: Dimitrios Grammozis hatte keinen Kontakt zu seinen Vorgängern

Grammozis, der schon vor der Installierung von Manuel Baum (41) und Christian Gross (66) als Kandidat bei S04 gehandelt wurde, hat keinen Kontakt zu seinen Vorgängern aufgenommen und begründet dies: „Das habe ich bewusst nicht gemacht. Ich wollte mir selbst ein Bild von der Situation machen und ohne Vorurteile in den neuen Job gehen. Jeder Trainer hat schließlich seine eigene Herangehensweise, deshalb lässt sich das schwer verbinden. Die Jungs machen echt einen guten Eindruck auf mich, trotz der schwierigen Situation. Es ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren.“

Deshalb will er mit dem Traditionsverein so schnell wie möglich wieder die nötigen Erfolge einfahren. Dafür sollen die bekannten Schalker Werte wieder zum Tragen kommen. Grammozis: „Schalke 04 muss sich zuerst über harte Arbeit definieren.“

Aber auch im fußballerisch Bereich muss ein Neustart gelingen: „Wir wollen in Zukunft keine Mannschaft sein, die nur ackert und die Bälle rausschlägt. Wir wollen auch Torchancen kreieren und attraktiv sein für die Menschen, die irgendwann wieder ins Stadion kommen. Das ist unser Auftrag für die Zukunft.“

Dimitrios Grammozis setzt beim FC Schalke auf die Jugend

Aufgrund der bedrohlichen finanziellen Situation will sich der neue Trainer deshalb den Schalker Talenten widmen und ihnen eine Chance geben. Bereits gegen Mainz 05 stand mit Kerim Calhanoglu (18), Matthew Hoppe (19) und Malick Thiaw (19) ein Trio aus der Knappenschmiede in der Startelf. Dazu wurde auch noch Luca Schuler (21) eingewechselt.

„Schalke hat eine der besten Jugendabteilungen überhaupt, dann wäre es für mich als Trainer doch fatal, wenn ich darauf nicht zurückgreifen würde“, sagte Grammozis. „Dennoch müssen wir eine gute Mischung finden zwischen Zukunft und Gegenwart und schauen, dass wir die Qualität auf den Platz bringen, um das Spiel zu gewinnen.“

Dabei hofft der Bundesliga-Debütant weiter auf regen Austausch mit seinem alten Trainer. „Otto Rehhagel hat mich damals als Spieler nach Kaiserslautern geholt, der Kontakt ist seither nie abgerissen. Wir telefonieren regelmäßig und trinken auch mal einen Kaffee. Die Gespräche mit ihm bringen mich enorm weiter“, sagte er. Rehhagel (82), der Griechenland 2004 sensationell zum EM-Titel geführt hatte, habe ihm nach seiner Verpflichtung beim Tabellenletzten „eine sehr nette SMS geschrieben und viel Glück gewünscht“, erklärte Grammozis.

Rehhagels großes Wissen und der spezielle Umgang mit seinen Spielern sieht Grammozis als besonderes Zeichen und will dem Trainer-Guru ein wenig nacheifern. „Seine Menschenführung ist einzigartig“, lobt der frühere Bundesligaprofi: „Er ist mit sehr viel Empathie mit uns Spielern umgegangen, wusste aber auch, die Zügel im richtigen Moment wieder anzuziehen. Er hat uns in jeder Einheit und vor jedem Spiel gepackt. Ich habe mir viel von ihm abgeschaut.“ (fne/sid)