Mega-Deal mit RisikenFC Bayern wird für Nagelsmann zur absoluten Feuertaufe

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Julian Nagelsmann (hier am 10. April 2021) wird zur kommenden Saison neuer Trainer des FC Bayern München. Der Noch-Coach von RB Leipzig beerbt Hansi Flick beim Rekordmeister.

von Anton Kostudis (kos)

München/Leipzig – Mitten im Saison-Endspurt gibt es den Trainer-Hammer in der Bundesliga. Der FC Bayern schnappt sich Leipzig-Coach Julian Nagelsmann (33). Der Noch-RB-Trainer wird zur neuen Saison als Nachfolger von Hansi Flick (56) beim Rekordmeister an der Seitenlinie stehen. Für Nagelsmann ist es der vorläufige Höhepunkt einer rasanten Karriere, für die Bayern die bestmögliche Nachfolge-Lösung. Doch der Deal birgt durchaus auch Gefahren für beide Seiten. Ein Kommentar.

Julian Nagelsmann zum FC Bayern: Ein kometenhafter Aufstieg

Die meisten Trainer träumen jahrzehntelang vergeblich von einem Engagement bei den Bayern – Julian Nagelsmann wiederum sichert sich den begehrten Job nun im absoluten Eil-Tempo. Am 13. Februar 2016 coachte Nagelsmann beim 1:1 seiner Hoffenheimer gegen Werder Bremen sein erstes Bundesliga-Spiel – etwas mehr als fünf Jahre später übernimmt der Noch-Trainer von RB Leipzig im Sommer eine der besten Mannschaften des Planeten. Ein buchstäblich kometenhafter Aufstieg in den Trainer-Himmel.

Überraschend kommt das nicht. Nagelsmann hat sich trotz seines vergleichsweise zarten Alters von 33 Jahren im internationalen Fußball längst einen Namen gemacht. Der junge Trainer-Durchstarter kommt unter anderem mit der Erfahrung von 24 Champions-League-Partien nach München – und hat damit schon mehr Spiele in der Königsklasse auf dem Buckel als der aktuelle Amtsinhaber Hansi Flick (18 Partien). Nagelsmann ist ein akribischer Arbeiter, lässt taktisch flexibel, offensiv und attraktiv spielen – lediglich ein Titel war ihm im Profi-Bereich bisher nicht vergönnt. Das dürfte sich bald ändern.

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FC Bayern München: Julian Nagelsmann ist bestmögliche Lösung

Denn in München trifft Nagelsmann auf einen Top-Kader und die womöglich deutschlandweit besten Bedingungen. Gleichzeitig erhält er die Chance, hochveranlagte Spieler wie Youngster Jamal Musiala (18) oder seinen jetzigen Schützling Dayot Upamecano (22) weiterzuentwickeln und zu Weltklasse-Profis zu formen. Eine reizvolle Aufgabe. Dass Nagelsmann in puncto Gehalt im Vergleich zum aktuellen Arbeitgeber Leipzig noch einmal einen deftigen Sprung macht, ist dabei mehr als nur eine nette Randnotiz für den jungen Coach.

Bei den Bayern könnte Nagelsmann die Trainerfrage für die kommenden Jahre verstummen lassen. Nichts weniger verspricht sich der Rekordmeister auch vom kostspieligen Deal, der eine zweistellige Ablösesumme verschlingen wird. Nach der Causa Flick sehnen sich auch die Bayern nach einer langfristigen und tragfähigen Lösung.

Wechsel von Nagelsmann zum FC Bayern München birgt auch Risiken

Doch der Wechsel birgt durchaus auch Risiken – und zwar für beide Seiten. Für die Bayern ist klar: Scheitert Nagelsmann beim Rekordmeister, hätten die Bayern binnen kurzer Zeit zwei der drei besten deutschen Vereinstrainer verschlissen – neben Flick und Nagelsmann bliebe dann nur noch Liverpool-Coach Jürgen Klopp, der sich ein Engagement an der Säbener Straße aufgrund seiner emotionalen Verbundenheit zu Ex-Klub und München-Rivale BVB sicher ganz genau überlegen würde. Die sonstigen Alternativen sind auf kurze Sicht rar.

Zündstoff-Potenzial birgt aber auch die hohe Dichte an Alpha-Tieren im Verein. Der designierte Vorstandsboss Oliver Kahn und Sportboss Hasan Salihamidzic haben ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Vorstellungen – Nagelsmann wiederum ist beileibe nicht als braver Ja-Sager bekannt. Und Salihamidzic hat schon den aktuellen Coach vergrault. Ein Szenario, das sich keinesfalls wiederholen darf.

Nagelsmann wiederum erwartet im Vergleich zu Leipzig der absolute Erfolgsdruck. Dass beim Rekordmeister im Zweifelsfall sogar ein Double nicht den nötigen Kredit verschafft, musste zuletzt Niko Kovac auf schmerzvolle Art und Weise erfahren. Zumal sich für Nagelsmann im Falle eines Scheiterns die Frage stellen würde: Was nun? Nach einem Job bei den Bayern kämen auf demselben Niveau nur noch wenige internationale Top-Klubs infrage. Ob der erfolgsversessene Coach dann bei einem vermeintlich kleineren Verein – beispielsweise wie Kovac aktuell in Monaco – anheuern würde, scheint schwierig vorstellbar.

Es bleibt abzuwarten, wie Nagelsmann mit der absoluten Siegpflicht in München klarkommt. Es ist jedenfalls ein Szenario, welches er in dieser Dimension noch überhaupt nicht kennt. Diese Feuertaufe muss er nun bestehen.

Gut möglich aber, dass Nagelsmann und die Bayern das perfekte Match sind. Ein echter Coup ist der Deal ohne Frage – und ein deutlicher Fingerzeig an die nationale und internationale Konkurrenz. Die wäre im Zweifelsfall der große Verlierer. Wieder einmal.