Nach Bayerns Chaos-VersammlungMüller und Neuer schalten sich in den Katar-Zoff ein

Bayerns Thomas Müller reagiert enttäuscht nach einer Torchance.

Thomas Müller reagiert frustriert nach einer vergebenen Torchance gegen Bielefeld am 27. November 2021.

Nach der chaotischen Jahreshauptversammlung rief Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer bei Mitglied Michael Ott an. Thomas Müller und Manuel Neuer wünschen sich einen Dialog mit den Fans.

von Marcel Schwamborn (msw)

Das peinliche, chaotische Ende der Jahreshauptversammlung des FC Bayern war das Thema der Woche. Das Reizthema Katar sorgte für große Wut unter den anwesenden Mitgliedern. Für den Verein und besonders dessen Präsidenten war der lange Abend mitten in den Corona-Turbulenzen ein Desaster.

Der Mitglieder-Zorn in der Versammlung hatte vor allem Präsident Herbert Hainer (67) getroffen. Der frühere Adidas-Chef, der aus der Welt der Aktionärsversammlungen kommt, verkannte kurz nach Mitternacht die Situation endgültig, als er sich nach „einem langen Tag“ das Recht als „Versammlungsleiter“ herausnahm, „dass ich die Wortmeldungsliste schließen kann“ – und damit die gesamte Veranstaltung.

Ein Spontanantrag des Mitglieds Michael Ott (28) zur Abstimmung über die Beendigung der umstrittenen Partnerschaft mit der Fluglinie Qatar Airways spätestens 2023 schmetterte die Vereinsführung mit Verweis auf zuvor getroffene Entscheidung des Landgerichtes München I ab. „Sie können gerne buhen. Ich werde hier nicht zulassen, dass wir über rechtswidrige Anträge abstimmen“, sagte Vizepräsident Dieter Mayer (66).

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Fans des FC Bayern brüllten „Hainer raus“

Am Samstag (27. November 2021) kam Bewegung in die verfahrene Angelegenheit. „Herbert Hainer hat mich heute angerufen“, schrieb er bei Twitter. „Wir haben uns kurz über die JHV ausgetauscht und sind so verblieben, dass wir ein persönliches Gespräch zu Katar und der JHV führen werden. Das Datum steht noch nicht fest. Was aber feststeht, ist, dass der Konflikt gelöst werden muss.“

Die Chaos-Versammlung beschäftigt auch die Münchner Stars. „Es gab viele Begleitumstände um diese Veranstaltung. Was ich mitgenommen habe, ist, dass der Dialog nicht zufriedenstellend stattgefunden hat, zumindest wenn man die Mitglieder fragt. Da geht es nicht um Katar, sondern da muss jetzt zwischen den Mitgliedern, den Fans und dem Verein gesprochen werden, da wird auch ein bisschen aneinander vorbeigeredet. Das hat auch mit Provokationen zu tun“, sagte Thomas Müller (32) bei Sky.

Thomas Müller: „Die Außenwirkung war nicht gut“

„Die Außenwirkung war auf jeden Fall nicht gut, dafür muss man kein Experte sein. Ich bin positiv gestimmt. Wir sind ja auch kein Verein, der Mitglieder links liegenlässt. Wir sind der größte Sportverein der Welt, dementsprechend werden wir das hinbekommen. Wir haben die richtigen Leute dafür“, fügte er an.

Auch Manuel Neuer (35) äußerte sich: „In der letzten Zeit war die Stimmung schon nicht lupenrein, dadurch dass auch hier nicht immer volles Haus war. Das ist ganz normal in einem Verein, da ist es ganz wichtig, dass der Verein mit den Fans in den Dialog geht und darüber spricht.“

Manuel Neuer sprach mit dem Vorstand des FC Bayern

Auch der Kapitän wünscht sich einen Austausch. „Es wichtig, dass man sich austauscht und jeden Standpunkt erst einmal an den Tisch bringt. Es gab einen Austausch von mir mit dem Vorstand, wir haben darüber geredet, wie der Stand der Dinge ist. Ich muss als Kapitän und Sprecher der Mannschaft darüber auch informiert sein, was der Hintergrund ist.“

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (34) hofft, dass das nun geplante Treffen zwischen Ott und Hainer die Lage etwas beruhigt. „Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man Dialoge führt, Dinge anspricht und sich Meinungen anhört, auch wenn man vielleicht nicht alles sofort umsetzen kann. Eine Jahreshauptversammlung ist dafür da, Meinungen auszutauschen, aber es schwer bei der ganzen Emotionalität den Fokus auf den Inhalt zu bewahren. Ein Gespräch im kleinen Rahmen ist da sinnvoller.“