Irres Schnee-Drama in MünchenDrei Verletzte, Boateng-Wirbel und Mega-Frust beim FCB

PSG_Jubel_Sane

PSG jubelt beim Sieg im Schneetreiben bei Bayern München. Im Vordergrund dreht Leroy Sané enttäuscht ab.

von Anton Kostudis (kos)

München – Was für ein denkwürdiger Fußball-Abend für den FC Bayern! Als wäre das Königsklassen-Drama gegen PSG im Münchner Schneetreiben nicht schon spektakulär genug gewesen, gab es rund um das 2:3 im ersten Champions-League-Viertelfinale am Mittwochabend (7. April) gegen die Pariser Star-Truppe gleich noch weitere Aufreger obendrauf. 

  • FC Bayern München wahrt Titel-Chance in der Champions League
  • 2:3 gegen Paris-Saint-Germain im Viertelfinal-Hinspiel
  • Nachrichten rund um das Spiel überschlagen sich

Die Nachrichten rund um die erste CL-Niederlage von Hansi Flick (56) als Bayern-Trainer überschlugen sich förmlich. Was dabei fast in Vergessenheit geriet: Der Rekordmeister wahrte mit einer echten Willensleistung zumindest die realistische Chance auf die Titelverteidigung.

Bayern München mit Verletzungs-Rückschlägen vor der Pause gegen PSG

Allein das Geschehen auf dem Rasen lieferte gleich mehrere dramatische Geschichten: Erst der 0:2-Horror-Start der Truppe von Flick, dann der bittere Verletzungs-Schock bei gleich zwei Bayern-Stars.

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Sowohl Leon Goretzka (26) als auch Niklas Süle (25) mussten noch in Halbzeit eins verletzungsbedingt raus. Für die Bayern, die ohnehin auf Robert Lewandowski (32, Knie) und Serge Gnabry (25, Corona-Infektion) verzichten mussten, waren es die nächsten bitteren Nachrichten. Eine genaue Diagnose stand am Abend noch aus. „Beides muskuläre Verletzungen“, erklärte Flick jedenfalls.

FC Bayern München: Irres Königsklassen-Viertelfinale gegen PSG

Die meisten Bayern-Fans dürften sich derweil nach dem ersten Spielabschnitt zunächst ungläubig die Augen gerieben haben: 15 Torschüsse hatte der drückend überlegene Rekordmeister auf das Tor der Franzosen abgegeben, die Gäste lediglich deren zwei. Der Spielstand nach 45 Minuten? 2:1 für Paris! „Die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, war beeindruckend. Leider war es vor dem Tor nicht so entschlossen, wie wir das sonst können“, erklärte Flick.

Superstar Kylian Mbappé (22), der Bayerns Nationalkeeper Manuel Neuer (35) schon nach zwei Minuten mit einem strammen Schuss durch die Hosenträger überwunden hatte, sowie PSG-Abwehrboss Marquinhos (26) nach einem Black-out der Gastgeber-Abwehr (28.) hatten die Franzosen bei der Neuauflage des Vorjahres-Endspiels früh mit 2:0 in Führung gebracht. Die Bayern mal so richtig kalt erwischt.

Und nun wurde es richtig dramatisch: Keine zwei Minuten nach seinem Tor musste Marquinhos mit Leistenproblemen vom Platz. Und auch auf der Münchner Bank herrschte plötzlich unfreiwillig Bewegung: Wiederum drei Minuten später war auch für FCB-Nationalspieler Goretzka vorzeitig Schluss (33.).

Kurios: Der Mittelfeldmann hatte offenbar schon Minuten zuvor angezeigt, dass es nicht weitergeht. Als Goretzka schließlich für Alphonso Davies (20) vom Feld stapfte, brüllte Münchens „Aggressive Leader“ Joshua Kimmich (26) noch stocksauer: „Wir spielen seit fünf Minuten mit einen Mann weniger!”

Dann das Aufbäumen: Ausgerechnet der Ex-Pariser Eric Maxim Choupo-Moting (32) leitet die vermeintliche Wende ein.

FC Bayern München gegen PSG: Kylian Mbappé kontert Ausgleich von Thomas Müller

Denn es sollte weiter Schlag auf Schlag gehen: Wiederum nur Minuten später köpfte Choupo-Moting den FC Bayern München auf 1:2 heran (37.) Dann der nächste verletzungsbedingte Wechsel: Auch Süle musste passen, für ihn kam Jerome Boateng (32).

Im Falle des Bayern-Abwehrmanns war schon vor dem Anpfiff die Bombe endgültig geplatzt: Denn wie Sportboss Hasan Salihamidzic (44) bestätigte, werden Boateng und die Münchner am Saisonende getrennte Wege gehen. „Ich habe mit Jerome gesprochen, sein Vertrag läuft aus, er wird auch nicht verlängert.“ Entsprechende Gerüchte hatte es schon seit Monaten gegeben, jetzt ist es amtlich. „Ich habe es Jerome erklärt, er hat es verstanden. Er weiß, dass er beim FC Bayern auch durch das große Tor geht, womöglich auch mit Titeln“, ergänzte Salihamidzic.

Mit dem Routinier auf dem Feld durften die Bayern dann aber erst einmal jubeln: Ur-Bayer Thomas Müller (31) egalisierte den Spielstand unnachahmlich per Kopf (60.) – 2:2!

Doch die Freude währte nur kurz. Denn Mbappé versenkte die Kugel im Stile eines Weltklasse-Stürmers zum 3:2 für die Pariser im Netz (68.).

Vor den Augen des Bundestrainers Joachim Löw (61) reagierten die Münchner mit wütenden Angriffswellen, PSG wurde phasenweise in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Choupo-Moting, Alaba, Müller – doch immer fehlte das entscheidende Bisschen. „Also das ist absurd, was die Münchner an Chancen vergeben“, meinte auch ein völlig fassungsloser Sky-Kommentator Wolff-Christoph Fuss (44). 31 zu sechs Torschüsse lautete die Statistik nach 90 Minuten – dennoch stand die absolute Frust-Pleite für den FCB fest. „Wir müssen deutlich mehr Tore machen. Wenn es 5:3 oder 6:3 für uns ausgeht, kann sich keiner beschweren“, meinte ein gefrusteter Müller. „Jetzt müssen wir dem Rückstand hinterherlaufen.“

Auch der designierte Bayern-Boss Oliver Kahn (51) meldete sich nach dem Spiel zu Wort. „So ist das im Fußball: Die Mannschaft hat sich nicht belohnt und Paris – brutalst-effektiv“, sagte er in der Nacht zu Donnerstag in einem Instagram-Video. „Aber wir sind Bayern München und es gibt noch ein Rückspiel. Und dann schauen wir mal.“

Am nächsten Dienstag (13. April, 21 Uhr, Sky) hat der Rekordmeister nun die Herkules-Aufgabe vor der Brust, den Halbfinal-Einzug doch noch irgendwie klarzumachen. Nach einem „wilden“ Spiel meinte Müller jedoch: „Ich denke schon, dass wir da noch eine Chance haben.“