„Wie ein Schüler ohne Substanz“Auch Michael Ballack hat klare Meinung zu Sané

Ballack 20.12.

Michael Ballack am 20. Dezember in der Talkrunde Sky 90. Er sprach auch über Leroy Sané vom FC Bayern München.

Leverkusen – Beste Stimmung beim FC Bayern nach dem Last-Minute-Sieg in Leverkusen. Nur ein Spieler flog am Samstagabend mit einem dicken Hals zurück nach München. Leroy Sané (24) erlebte einen bitteren Abend. Der Flügelstürmer des FC Bayern wurde von Trainer Hansi Flick (55) zunächst ein- und dann wieder ausgewechselt.

Im Nachgang gibt es nun die große Sané-Diskussion.

Nur 36 Minuten dauerte der Einsatz von Sané, dann erfolgte die Höchststrafe. Nachdem der Nationalspieler zunächst in der 32. Minute für den verletzten Kingsley Coman (24) eingewechselt wurde, nahm Trainer Hansi Flick den 49-Millionen-Sommerzugang bereits in der 68. Minute wieder vom Feld.

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„Warum Höchststrafe?“, fragte Flick bei der Pressekonferenz zurück. „Wenn wir auswechseln, dann müssen wir es sinnvoll machen. Es gibt wenige, die ich auswechseln kann, wenn ich Jamal Musiala bringe. Wenn man die zweite Halbzeit sieht, dann ist Thomas Müller unverzichtbar für uns. Serge Gnabry hat sich in der zweiten Halbzeit gesteigert, deshalb habe ich Leroy Sane ausgewechselt“, begründete Flick die Aktion.

„Wir mussten so reagieren, weil es keine andere Möglichkeit gab. Es geht am Ende darum, dass die Mannschaft Erfolg hat. Er wird das verkraften, der Einzelne muss ein bisschen zurückstehen. Er kriegt all unsere Unterstützung.“

Leroy Sané: „Das kannte ich so nicht”

Sané selbst bezeichnete seine Auswechslung gegenüber „Bild” als „überraschend für mich”, verlieh dann der Ungewöhnlichkeit der Flick-Maßnahme noch mal Ausdruck: „Das kannte ich so nicht”.

Lange hadern wollte der Nationalspieler allerdings nicht: „Auch das passiert mal. Das Team war direkt nach Abpfiff an meiner Seite, und wir haben uns alle über die drei Punkte gefreut”.

Sané selbstkritisch: „In diesem Corona-Spielplan war es für mich sehr schwierig, wieder den richtigen Rhythmus zu finden“, sagte der Offensivspieler. Er fühle sich „total wohl beim FC Bayern“, so Sané weiter: „Ich bin selbst mein größter Kritiker und weiß einzuordnen, dass ich zuletzt mein Leistungsvermögen nicht abrufen konnte. Aber das wird sich ändern.“

Thomas Müller baute Leroy Sané noch auf dem Platz wieder auf

Diese Angriffslust hat der einstige Schalker sicher auch seinen Teamkollegen zu verdanken. Die spürten gleich, dass Sané Aufmunterung benötigt. Thomas Müller (31) ging noch auf dem Platz zum Flügelspieler, nahm ihn zur Seite. „Ich habe zu ihm gesagt, dass er jetzt nicht Frustration aus dieser Situation ziehen soll, sondern Motivation. Es macht es ihm auch nicht leichter, dass wir aktuell auch sehr kämpfen müssen und auch ungenau spielen“, verriet Müller.

„Ich persönlich spiele sehr gerne mit Leroy zusammen und ich finde, dass wir schon mehr Offensivzug auf der rechten Seite hatten, nachdem er reinkam. Es ist natürlich eine harte Nummer, aber er wird das wegstecken und wir als Mannschaft stehen absolut hinter ihm. Er ist ganz nah dran, dass dieser Knoten aufgeht. Dieser Speed und diese Filigranität, diese Finesse, damit wird er uns noch Spiele entscheiden“, sagte der Weltmeister.

Robert Lewandowski: „Nächstes Jahr zeigt Leroy Sané seine Qualitäten“

Auch Doppelpacker Robert Lewandowski (32) erinnerte vor allem an Sanés zurückliegende Kreuzbandverletzung: „Nach so einer Verletzung braucht er Zeit. Nächstes Jahr zeigt er seine Qualitäten. Er weiß selbst, dass er von der kurzen Pause jetzt profitieren kann. Ich drücke ihm die Daumen. Er ist ein super Junge, ein super Spieler, wir werden ihn brauchen.“

„Ich glaube total an ihn“, versicherte Sportvorstand Hasan Salihamidzic (43) bei Sky: „Er will selber mehr. Wir alle werden ihm helfen.“

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (59) ging als Sky-Experte nicht so sanft mit Sané um: „Er wurde zu Recht ausgewechselt. Ich finde es gut, dass Flick den Mut hat, dem Spieler zu zeigen: Ich bin mit dir nicht zufrieden. Das ist kein Spieler, der Bayern verstärkt. Das war ein klarer Denkzettel des Trainers für Leroy Sané“.

Mehmet Scholl mit vernichtenden Worten über Leroy Sané

Ähnlich deutliche Worte fand Bayerns Ex-Star Mehmet Scholl (50). „Was ihm offensichtlich schwer fällt ist, dieses Trikot und diesen Verein zu kapieren“, sagte er Bild. „Er hat eine Haltung auf dem Platz, die ist schwierig. Er ist kein Berserker wie der Müller oder der Kimmich, rauf und runter. Die Körpersprache, die Gestik, die Mimik, die Art, wie er Zweikämpfe führt - das ist noch von Bayern München entfernt“, sagte der Ex-Nationalspieler. „Ich habe ihn gewarnt, als er verpflichtet wurde: Du musst Bayern München lernen. (...) Jetzt sind wir ein halbes Jahr später und die Haltung ist immer noch die gleiche.“

Michael Ballack spricht über Sané

Am Sonntag saß dann Ex-Nationalspieler und Ex-Bayern-Star Michael Ballack (44) bei Sky90 und sprach über Sané.

Ballack über die Auswechslung und die Situation des Spielers: „Das war ein Zeichen, dass auch für Hansi Flick ungewöhnlich war. Das braucht Sané aber auch für sein Spiel. Er ist sehr jung und schon sehr gut. Wenn man dann gelobt wird, dann kann das dazu führen, dass man ein paar Prozent weniger macht. Wenn er aber zu sehr von sich überzeugt wäre, dann wäre er nicht zu Bayern gegangen, wo er sich durchsetzen will. Er muss jetzt lernen die Balance im Spiel zu finden. Am Samstag hat er gespielt wie ein Schüler ohne Substanz. Das ist nicht schlimm, Topspieler werden daraus lernen und Sané ist ein Topspieler, davon bin ich überzeugt.“

Matthäus legte auch nochmal nach: „Nicht aggressiv, zu langsam nach hinten, momentan gehört Sané nicht in die erste Mannschaft der Bayern. Jetzt wird sich zeigen, was für ein Spieler er ist, ob er sich durchbeißt und hart an sich arbeitet.“