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„Er kann auch nicht zaubern“Reiner Calmund zur DFB-Zukunft mit Hansi Flick

Hansi Flick und Joachim Löw feiern zusammen den WM-Titel 2014.

Hansi Flick übernimmt nun von Joachim Löw die Nationalmannschaft. 2014 feierten sie zusammen auf der Berliner Fanmeile den WM-Titel.

Manager-Legende Reiner Calmund spricht über die Aussichten der Nationalmannschaft nach der Ära von Joachim Löw. Er warnt vor zu großen Erwartungen an Hansi Flick.

von Marcel Schwamborn (msw)

Köln. Die Ära von Joachim Löw (61) als Bundestrainer ist beendet. In knapp zwei Monaten stehen die ersten Länderspiele mit Hansi Flick (56) als neuem Chef an der Seitenlinie an. Wie sehen die Zukunftsaussichten für die Nationalmannschaft aus, die nun zweimal in Folge vorzeitig bei einem Turnier gescheitert ist?

EXPRESS sprach mit Fußball-Experte und –Legende Reiner Calmund (72). Der checkte am Donnerstag (1. Juli) auf „Mein Schiff 2“ ein. Nach seiner Gewichts-Reduktion und der jüngsten Haut-Operation, nach der er nur noch 90,7 Kilogramm auf die Waage bringt, wird er sich nun im Urlaub erholen.

Was erwarten Sie nun von Hansi Flick als neuen Bundestrainer?

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Hansi Flick wird das wie Jogi Löw weiterführen. Er hat an seiner Seite als Assistent viel gelernt. Es war ja eine überraschende Entscheidung, dass Jogi ihn 2006 in sein Team genommen hat. Zu der Zeit war Flick noch nicht so ein erfolgreicher Trainer. Auf die Idee wären nicht viele gekommen, aber damit hat er ihm die Tür geöffnet. Flick hat es ausgezeichnet als Co-Trainer gemacht und hat es dann beim FC Bayern als Chef perfektioniert. Wir können uns alle was von ihm als Bundestrainer versprechen. Im Innersten lebt er allerdings mit den Werten von Jogi. Und: Er kann auch nicht zaubern.

Was meinen Sie damit?

Zuletzt wurde ja viel über Löws System diskutiert. Aber wenn ich mir das Spiel gegen England anschaue: Da geht es nicht um Dreierkette, Viererkette oder Fahrradkette. Das ist am Ende eine Frage der Qualität. Von den elf Spielern gegen England waren allenfalls fünf in einer vernünftigen Form. So kann kein Trainer der Welt ein Spiel gewinnen. Und: Die besten Innenverteidiger der Bundesliga-Saison waren für mich Dayot Upamecano, David Alaba, Edmond Tapsoba und Martin Hinteregger. Die kann Flick aber auch nicht nominieren.

Im Angriff sieht es nicht anders aus.

Genau. Im 4-2-3-1, dass Flick gerne spielt, braucht es auch eine klassische Sturmspitze. Robert Lewandowski, Erling Haaland, Andrej Kramaric, André Silva oder Wout Weghorst haben aber alle keinen deutschen Pass. Außenverteidiger wie Angelino und Raphael Guerreiro stehen auch nicht zur Verfügung. Man kann noch so viel über das richtige System diskutieren, der Bundestrainer braucht auch die Spieler dazu.

Klingt also eher verhalten optimistisch?

Nein. Ich bin guter Dinge. Hansi wird auch den Mut haben, junge Leute zu bringen. Jamal Musiala wird ein sehr guter Nationalspieler, das hat er auch mit der Vorbereitung des Tors gegen Ungarn unterstrichen. Auch Florian Wirtz wird der Mannschaft guttun. Der war eine Stütze bei der U21, und er wird auch eine gute Rolle bei der Nationalmannschaft spielen. Auch Ridle Baku hat sich schon in der Bundesliga etabliert, er wird sich auch rechts in der Abwehrkette durchsetzen. Ich drücke Hansi die Daumen für einen Neuanfang.

Und wem wünschen Sie nun bei der EM den Titel?

Die Engländer haben sicher große Chancen – alleine aufgrund des Spielplans. Die Rolle, die die UEFA da spielt, ist bitter. Schlimmer kann es nicht werden. Das soll keine billige Entschuldigung für unsere Niederlage sein. Die Engländer haben sich das Viertelfinale sportlich verdient. Aber die UEFA nimmt mit ihren Entscheidungen einen großen Einfluss auf den sportlichen Ausgang bei diesem Turnier.

Sie meinen, weil England von sieben EM-Spielen sechs im Wembley-Stadion austragen darf?

Wie kann in so einer großen Stadt, mit einer Corona-Inzidenz von über 150, die Endrunde ausgerichtet werden? Die Engländer haben gute Chancen, Halbfinale und Endspiel zu erreichen. Und dann? Dann spielen die dort ohne gegnerische Zuschauer, weil die nicht einreisen dürfen. Das ist der Witz des Jahres. Dafür muss man der UEFA mal richtig einen mitgeben.

Reiner Calmund: „UEFA-Bonzen treten Fairplay mit Füßen“

Was hätte man machen sollen?

Ich habe nichts dagegen, dass Zuschauer zugelassen werden und gönne den englischen Fans diese Freude. Aber die UEFA hätte Maßnahmen für solch eine Entwicklung in der Corona-Pandemie vorbereiten müssen. Da muss es doch einen Sonder- oder Notfallplan geben, wenn keine Gäste in die Stadt einreisen dürfen. Es gibt so viele Stadien in anderen Ländern, die die nötige Infrastruktur mitbringen. Das ist alles kein Fairplay, das haben die UEFA-Bonzen mit Füßen getreten.