Didi Hamann zerlegt BVB„Disziplinlos, herzlos und charakterlos“

Hamann-TV-Experte-BVB

Sky-Experte Dietmar Hamann, hier bei einem Auftritt am 9. Februar 2020, fällte ein vernichtendes Urteil gegen Borussia Dortmund.

von Frank Neußer (neu)

Dortmund  – 1:2 am 19. Januar 2021 bei Bayer Leverkusen vergeigt, bereits sechs Niederlagen in der Hinrunde kassiert und der Traum von der ersehnten Meisterschaft scheint frühzeitig begraben: Bei Borussia Dortmund ist die Stimmung völlig im Keller.

  • Mentalitätsdebatte bei Borussia Dortmund
  • Kritik an Kapitän Marco Reus
  • Sky-Experte Didi Haman findet deutliche Worte für den BVB

Besonders die Art und Weise wie sich die Schwarz-Gelben präsentieren, lässt Experten und Fans die Zornesröte ins Gesicht treiben.

Sky-Experte Dietmar Hamann fällte dabei ein vernichtendes Urteil in Richtung BVB: „Disziplinlos, herzlos und charakterlos“ sei die Mannschaft. So kommt in Dortmund mal wieder eine Mentalitätsdebatte auf, anstatt sich darüber zu freuen, ein ernsthafter Bayern-Jäger zu sein.

Alles zum Thema Marco Reus

Borussia Dortmund: Fans sind enttäuscht

Auch die Anhänger sind einmal mehr von dem Starensemble tief enttäuscht worden. Besonders die Führungsspieler um Kapitän Marco Reus (31) suchen seit Wochen vergeblich ihre Form. Der Angreifer außer Dienst leistete sich beim blamablen 1:1 gegen den FSV Mainz am Samstag einen Fehlschuss vom Elfmeterpunkt.

Reus-Frust-Leverkusen

Dortmunds Kapitän Marco Reus fasst sich beim Spiel in Leverkusen enttäuscht ins Gesicht.

Ein Fan schreibt auf Twitter an die Adresse von Marco Reus: „Ich hab heute 88. Minuten lang zugesehen wie Marco Reus Dinge macht, warum konnte man den armen Jungen nicht früher erlösen? Er hat mich an mein Mathe-Abi erinnert, nix hat geklappt, Laune scheiße - aber ich hab wenigstens ein paar Punkte mitgenommen.“

Ein anderer BVB-Fan diskutiert auf Twitter über die Einstellung der Mannschaft und meint, dass es nicht am Trainer liegen kann: „Bei euch ist immer der Trainer schuld. Was soll er machen, wenn er den Jungs richtig Feuer unterm Arsch macht, aber die es einfach null juckt, weil es sie nicht juckt, ob man gewinnt oder verliert. Und Marco Reus soll Kapitän sein, aber lässt den Kopf hängen, wenn man hinten liegt.“

Die ärmste Sau bei der Borussia scheint immer wieder der Trainer zu sein. Zuerst verzweifelte Lucien Favre (63) immer wieder nach Pleiten gegen Kellerkinder, jetzt muss es Edin Terzic (38) ausbaden.

Mit der Körpersprache in der ersten Halbzeit sei er „gar nicht einverstanden“, sagte der Coach. „Wir haben uns teilweise zu viel auf unser Talent verlassen. Und uns zu wenig gewehrt.“ Schon nach sechs Spielen scheint der junge Coach an seinem Team zu verzweifeln. Weswegen Hamann noch nachlegte, die Mannschaft müsse aufpassen, „dass es nicht untrainierbar wird“.

Besonders in der ersten Halbzeit ließ sich der selbst ernannte Meisterkandidat von starken Leverkusenern vorführen und konnte froh sein, dass es nur 0:1 hieß.

Für Borussia Dortmund reichte es nicht zum Remis

Zwar wurde es nach dem Wechsel ein wenig besser, doch der Ausgleich durch Julian Brandt reichte nicht zum Remis. „Wir haben durch ein sehr doofes Gegentor verloren“, analysierte Terzic frustriert.

Dass der BVB als spannendste Teenager-Truppe Europas am Ende durch das Tor des 17-jährigen Florian Wirtz unterlag, war eine Ironie am Rande.

Zumindest zeigte Reus, der die Nachspielzeit mit einer Flasche Wasser in der Hand auf einem kleinen Steinvorsprung verfolgte, Selbstkritik: Seinem Team fehle „von allem etwas“, erklärte der Nationalspieler danach schonungslos. „Wir müssen in allen Bereichen mehr investieren, um erfolgreicher zu sein. Und wir müssen in der Rückrunde mehr Punkte holen. Sonst laufen wir Gefahr, die Saisonziele zu verpassen.“

Terzic-Nachdenklich

Trainer Edin Terzic sah in Leverkusen keine gute Leistung von Borussia Dortmund.

Ausgerechnet in dem Jahr, in dem die entkräfteten Bayern schwächeln, ist der BVB kein Konkurrent auf Augenhöhe. Im Gegenteil: Nicht nur der Titel scheint nur mit dem Fernglas zu sehen zu sein, es droht sogar das Abrutschen aus den Champions-League-Rängen. Fatal, wenn man bedenkt, welche Verluste die Klubs während der Corona-Pandemie machen.

Schwerer Rückrunden-Auftakt für Borussia Dortmund

Reus versuchte vor dem schweren Rückrunden-Auftakt am Freitag bei seinem Ex-Club Mönchengladbach nach vorne zu blicken: „Da müssen wir dreifach punkten, sonst verlieren wir den Anschluss.“

Dass sie guten Fußball bieten können, bewiesen die Schwarz-Gelben beim 3:1-Auswärtssieg in Leipzig. Jedoch fehlt der Mannschaft einfach die Konstanz. Sechs Spiele hat die Borussia in dieser Hinrunde verloren, eines weniger als in der gesamten letzten Saison.

Borussia Dortmund will nicht vom Titel sprechen

Weswegen auch Julian Brandt als einer der wenigen Lichtblicke an diesem Dienstagabend nicht vom Titel reden wollte. „In 17 Spielen kann viel passieren“, sagte der Nationalspieler: „Aber klar sind wir weit entfernt.“ Terzic ergänzte: „Mit Ergebnissen kann man die Tabelle beeinflussen. Nicht mit Reden.“

Gesprächsbedarf gibt es in Dortmund dennoch einigen. Und Terzic versprach schon mal: „Wir werden es nicht akzeptieren, dass wir versuchen, den Ball immer noch mal quer zu spielen, um ein unglaublich schönes Tor zu schießen mit 48 Stationen.“ (fne, dpa)