DFL-Tagung beendetLiga-Boss Seifert erklärt Maßnahmen für Fan-Rückkehr

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Volle Tribünen, so wie hier in Leipzig, wird es so schnell nicht wieder geben. Wie dennoch zumindest ein Teil der Fans wieder ins Stadion darf, klärt sich am Dienstag.

von Anton Kostudis (kos)Béla Csányi (bc)

Frankfurt – Köln/Frankfurt Am Dienstag haben die Vertreter der 36 DFL-Mitgliedsklubs über mögliche Szenarien für die Rückkehr der Fans in die Stadien beratschlagt. Mit Spannung wurde das Ergebnis der virtuellen Konferenz erwartet. Am Nachmittag verkündete DFL-Boss Christian Seifert (51) dann die Ergebnisse des Beratungs-Marathons.

Die Vereine der 1. und 2. Bundesliga einigten sich auf vier zentrale Maßnahmen. „Priorität haben in Deutschland im Moment nicht volle Stadien, sondern die Gesundheit der Menschen“, stellte Seifert klar. Der Liga-Boss betonte zudem, dass die endgültige Entscheidung darüber, wann Fans wieder in die Stadien dürfen, der Politik und den zuständigen Behörden obliege. Die DFL wolle sich für verschiedene Szenarien wappnen, kündigte Seifert an. Zudem wurde eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ gegründet, die im September ihre Arbeit aufnehmen soll. EXPRESS erklärt die DFL-Pläne.

Keine Gästefans bis Ende des Jahres

Die 36 Klubs verzichten bis zum Ende des Kalenderjahres darauf, Gästefans ins Stadion zu lassen. Die DFL will verhindern, dass Fans bei der Anreise (im privaten Pkw, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln) einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind.

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Keine Stehplätze bis 31. Oktober

Bis zum 31. Oktober bleiben die Stehplatztribünen in den Bundesliga-Stadien leer. So soll gewährleistet werden, dass die Fans bei einer Rückkehr in die Arenen den Mindestabstand einhalten. Womöglich wird die Stehplatz-Sperre aber auch noch weiter ausgedehnt. Denn Hintergrund der Entscheidung ist das deutschlandweit bis Ende Oktober geltende Verbot von Großveranstaltungen.

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Über eventuelle Lockerungen oder Ausweitungen der Maßnahmen werden die Gesundheitsminister der Länder am kommenden Montag beraten. Das Ergebnis wird auch Auswirkungen auf die Planungen der DFL für die neue Spielzeit haben. „Wir müssen uns die Normalität Stück für Stück zurückerkämpfen“, sagte Seifert.

Kein Alkoholausschank bis 31. Oktober

In den Stadien wird in der kommenden Saison – sofern Fans wieder oder teilweise wieder erlaubt sind – kein Alkohol ausgeschenkt. So soll verhindert werden, dass die Zuschauer durch alkoholbedingte Enthemmungen womöglich die Hygiene-Regeln missachten.

Identitätsdaten der Fans werden erfasst

Die DFL-Klubs einigten sich darauf, im Falle einer Öffnung der Stadien die Identitäten aller Fans zu erfassen. Dies soll über personalisierte Online-Tickets erfolgen. So sollen Infektionsketten exakt zurückverfolgt werden können.

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Hier der Ticker der Pressekonferenz mit DFL-Boss Christian Seifert zum Nachlesen:

15.31 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.

15.24 Uhr: Seifert appelliert an die Menschen, die bundesweiten Corona-Regeln zu beachten: „Das Bewusstsein leidet gerade ein bisschen. Ich hoffe nicht, dass wir in Deutschland einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Den nächsten wirtschaftlichen Lockdown werden wir länger spüren als den ersten. Es ist unser aller Verantwortung, die Situation ernst zu nehmen.“ Die Bundesliga-Klubs hätten aufgrund der erfolgreichen Performance nach dem Restart „aber einen Vertrauensvorschuss verdient“.

15.17 Uhr: Sollten die Zuschauer noch für einen längeren Zeitraum draußen bleiben müssen, kündigte Seifert angesichts der finanziellen Folgen für die Klubs an, dass die DFL „über Solidarmechanismen nachdenken könnte“.

15.14 Uhr: Seifert über die Wahrscheinlichkeit, dass zum Saisonstart mit vollen Stadien gespielt werde kann: „Unter solch einem Realitätsverlust leidet niemand in der Liga.“

15.13 Uhr: Seifert sagt: „Wir alle sehen uns nach Normalität. Aber Sehnsucht ersetzt halt keine Pläne.“ Der DFL-Boss glaubt: „Wir müssen uns die Normalität Stück für Stück zurückerkämpfen.“

15.12 Uhr: Seifert kritisiert auch die jüngste Großdemonstration in Berlin, als 20.000 Corona-Leugner und Regierungskritiker auf die Straße gegangen waren. „Das waren keine angemessenen Bilder in diesen Zeiten.“

15.11 Uhr: „Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor. Spiele ohne Zuschauer, Spiele mit wenigen Zuschauern, Spiele mit Zuschauern. Das muss die Politik entscheiden. Niemand bei der DFL wird irgendwelche Zuschauerzahlen fordern. Das steht uns nicht zu.“

15.06 Uhr: Für die kommende Saison wird erneut ein Hygiene-Konzept nötig sein. Genaue Details sind noch nicht bekannt, Seifert bestätigt aber, dass dieses auf den derzeitigen Maßnahmen aufbaut. Die Klubs hätten zudem bereits ein neues Konzept für die Sommerpause erhalten.

14.57 Uhr: Wann dürfen Fans möglicherweise wieder ins Stadion? Seifert sagt: „Das ist nicht unsere Entscheidung.“ Die Organisation der Konzepte obliege den jeweiligen Klubs. „Jedes Stadion ist anders.“ Am Ende müssten die Gesundheitsbehörden und die „verantwortlichen politischen Stellen“ die Konzepte genehmigen.

14.55 Uhr: Seifert kündigt an, dass die Klubs Maßnahmen ergreifen wollen, welche im Falle von Corona-Fällen die Infektionsketten nachvollziehbar machen. Bedeutet: Wenn Zuschauer wieder ins Stadion dürften, werden die Identitäten der Zuschauer erfasst.

14.51 Uhr: Die Klubs verzichten laut Seifert darauf, bis 31. Oktober bei den Spielen im Stadion Alkohol auszuschenken.

14.50 Uhr: Ebenfalls beschlossen: Bis 31. Oktober werden die Bundesliga-Spiele ohne Stehplatzbesucher gespielt werden.

14.49 Uhr: Seifert präsentiert nun die konkreten Ergebnisse der Tagung. Die 36 DFL-Klubs haben sich demnach dazu entschieden, bis zum Ende des Kalenderjahres „freiwillig auf Eintrittskarten für Fans der Gastmannschaften zu verzichten“.

14.47 Uhr: Seifert will „keine Grundsatzdiskussion. Es geht immer noch darum, einem Infektionsgeschehen Rechnung zu tragen.“

14.45 Uhr: Seifert erklärt: „Alle Diskussionen, die wir führen, müssen unter dem Vorzeichen einer Corona-Pandemie geführt werden. Wir hoffen alle, dass diese Leitfäden und Konzepte nicht mehr notwendig sind. Aber aktuell spielt Corona noch mit.“

14.42 Uhr: DFL-Boss Christian Seifert spricht jetzt auf der Pressekonferenz nach der virtuellen Konferenz. Er stellt klar: „Priorität haben in Deutschland nach wie vor nicht volle Stadien. Priorität hat die gesundheitliche Situation.“

13:55 Uhr: Unterdessen haben am Dienstag zwei Profi-Klubs vor Zuschauern das Training aufgenommen. Bundesligist Borussia Mönchengladbach begrüßte am Borussia-Park 300 Kiebitze, beim Trainingsauftakt des Zweitligisten Karlsruher SC waren 400 Fans dabei. Die Anhänger mussten Masken tragen und die Abstandsregeln einhalten.

12.13 Uhr: Zum Auftakt der Europa-League-Spiele in NRW erwartet die Polizei keine Problemlagen in Gelsenkirchen oder am Stadion. Man werde rund um die Veltins-Arena und an bestimmten Punkten der Stadt mit ausreichend Personal im Einsatz sein und „bedarfsweise eingreifen“, sagte eine Sprecherin. Am Mittwochabend (21 Uhr/DAZN) treffen im Achtelfinale Inter Mailand und der spanische Fußball-Club FC Getafe aufeinander. „Wir haben keine Hinweise darauf, dass Fangruppen aus Spanien oder Italien anreisen wollen.“ Es werde nicht mit größeren Menschenansammlungen gerechnet.

11.51 Uhr: Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) hat vor dem Hintergrund wieder steigender Corona-Infektionszahlen zu Vorsicht bei der Öffnung der Fußballstadien gemahnt. „Das bereitet mir Sorge“, sagte sie. Am 22. August soll unterdessen in der Arena Leipzig ein Konzert mit Pop-Musiker Tim Bendzko stattfinden, welches Erkenntnisse über Großveranstaltungen in Corona-Zeiten liefern soll. Dafür werden 4.000 Freiwillige gesucht. „Von der Studie erhoffe ich mir neue Erkenntnisse, ob und wie gefährlich Großveranstaltungen für die Ausbreitung des Corona-Virus sind. Wichtig ist mir aber auf jeden Fall ein bundesweit einheitliches Vorgehen“, sagte Köpping.

11.44 Uhr: Das DFL-Konzept sieht vor, dass Stehplätze bis mindestens Ende Oktober gesperrt werden. Finanz-Geschäftsführer Michael Voigt vom Zweitligisten FC Erzgebirge Aue sagte nun im MDR: „Wir haben einen großen Anteil an Stehplätzen.“ Für viele Fans sei es „auch eine wirtschaftliche Frage“. Laut Voigt müsse verhindert werden, dass jene Anhänger, die sich keine Sitzplatztickets leisten können, ausgesperrt werden. Er kündigte an: „Wir werden versuchen, dort eine Gleichbehandlung hinzukriegen.“

10.55 Uhr: Gleich beginnt die virtuelle Konferenz der DFL-Mitglieder. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat sich unterdessen skeptisch zu einer Rückkehr der Fans in die Stadien geäußert: Er hält Bundesligaspiele mit 25.000 Zuschauern „für sehr schwer vorstellbar“.

10.43 Uhr: Auch in einer anderen Frage wird es bald Klarheit geben: Wie bereits angekündigt, wird die DFL am kommenden Freitag um 12 Uhr die neuen Spielpläne der 1. und 2. Bundesliga für die Saison 2020/21 veröffentlichen.

10.24 Uhr: Noch bevor die Tagung begonnen hat, gibt es neue Kritik an der DFL. Jost Peter vom Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ sagte im rbb: „Bei aller Sehnsucht, die ich selber als regelmäßiger Stadiongänger habe, wir leben in einer Pandemie. Und die Vernunft sollte immer den Gesundheitsschutz nach vorne stellen. Wenn die Fallzahlen steigen und sich daraus ergibt, dass das Fußballspiel nicht zu besuchen ist, dann habe ich das zu akzeptieren.“ Vor dem Hintergrund es Vorhabens, die Fans künftig ausschließlich mit personalisierten Online-Tickets ins Stadion zu lassen, forderte Jost, dass die abgegebenen Daten nur „zum Gesundheitsschutz genutzt werden und nicht für andere Zwecke“.

Fans hatten bereits im Vorfeld gewarnt, Bundesligaspiele nicht zu einer „Theatervorstellung“ verkommen zu lassen. (kos/bc)