DFL-Chef demütigDie Liga hat einen Geisterplan – aber Eurosport verweigert Kohle

Seifert Demut

DFL-Chef Christian Seifert hofft auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, zeigte sich jedoch sehr demütig.

von Alexander Haubrichs (ach)

Frankfurt – In der Hoffnung auf grünes Licht aus der Politik sendet die Deutsche Fußball-Liga nach ihrer Video-Vollversammlung Signale der Demut. „Die Entscheidung liegt bei der Politik. Wir haben es nicht in der Hand. Wir müssen bereit sein für Tag X“, sagte DFL-Chef Christian Seifert (50). Doch er machte auch klar, was auf dem Spiel steht: „Sollten wir nicht wieder spielen können, wäre der Fußball ein Kollateralschaden der Corona-Krise!“

Im Zentrum der Sitzung der 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga, die per Videokonferenz stattfand, stand der Masterplan der Taskforce Sportmedizin, die vom Saarbrücker Professoren Tim Meyer (52) geleitet wurde.

DFL will Politik überzeugen, aber auch ein Nein akzeptieren

Seifert hofft, mit den beschlossenen Maßnahmen die Politik überzeugen zu können, sagte aber auch: „Wenn es nicht gelingt, ein umsetzbares und genehmigungsfähiges Konzept zu präsentieren, dann wäre das auch zu akzeptieren.“

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Trotzdem hoffen alle, dass es weitergehen wird. Die Liquidität der Klubs stellte die DFL durch eine Vereinbarung mit den TV-Partnern sicher. „Im Mai werden erste Zahlungen an die Vereine ausgelöst“, sagte Seifert und machte deutlich, dass mit allen außer einem Fernsehpartner Verabredungen getroffen wurden. Der DFL-Chef betonte, dass es nicht DAZN ist, mit dem keine Einigung erzielt wurde.

Sondern Europsort, dies berichtet jedenfalls Bild.de. Demnach geht es um eine Differenzzahlung von 30 Millionen Euro, die der Sender verweigern soll. Eurosport hatte vor der Saison eine Sublizenz für 45 Spiele  (Bundesliga, Relegation und Supercup) an DAZN verkauft, angeblich für 40 Millionen Euro. Eurosport muss jedoch ursprünglich rund 70 Millionen Euro zahlen.

Champions-League-Teilnehmer geben 7,5 Millionen Euro ab

Unabhängig vom TV-Zoff werden als Solidarakt von den in der Champions League spielenden deutschen Klubs siebeneinhalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die auf 25 Mannschaften der ebenfalls hart von der Einstellung des Spielbetriebs getroffenen dritten Liga und Frauenbundesliga verteilt werden. Damit erhält jeder dieser Vereine 300.000 Euro.

Bei den TV-Geldzahlungen wurden allerdings Mechanismen in die Verträge eingebaut, die eine Rückführung der Gelder vorsehen, sollte nicht gespielt werden können.

Alles steht und fällt also mit dem Hygienekonzept. Meyer betonte: „Im Mittelpunkt stand die Minimierung des Ansteckungsrisikos.“ Regelmäßige Tests sollen sicherstellen, dass keine infizierten Profis auf dem Fußballplatz stehen. Dafür dürften laut Meyer höchstens 20.000 Tests nötig sein.

Eine ganze Mannschaft in Quarantäne käme einem Saisonabbruch gleich

Das Problem: Sollte ein positiver Test bei einem Spieler auftauchen, könnten Quarantänemaßnahmen nötig werden. Meyer: „Sollte eine ganze Mannschaft für zwei Wochen in Quarantäne müssen, käme das einem Saisonabbruch gleich.“

Davor sollen engmaschige Tests schützen. Seifert betonte nochmals, dass „der Fußball niemandem Tests wegnehmen will. Dass wir überhaupt über eine Aufnahme des Spielbetriebs reden können, liegt daran, dass wir in Deutschland so eine fantastische medizinische Infrastruktur haben. Sollte es einen zweiten Lockdown geben, steht die Bundesliga zurück, das ist klar.“ An die Spieler gewandt sagte er: „Es ist die Eigenverantwortung eines jeden, gesund zu bleiben. Die 1100 Lizenzspieler müssen drauf achten, sich nicht anzustecken. Dann kann vermeintlich wenig passieren.“

DFL-Präsidiumsmitglied Alexander Wehrle über das Vorgehen der Liga in der Krise: „Das ist sicherlich eine Gratwanderung. Für uns war immer ganz wichtig, dass wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Deswegen hat die Taskforce mit fünf führenden Laboren Deutschlands Kontakt aufgenommen. Da geht es um zwei Testungen: Einmal um den PCR-Test, ob eine Person positiv oder negativ ist und entsprechend ansteckend oder ob er bereits Antikörper hat. Diese Testphase wird zu Beginn und zum Ende des Spielbetriebs als begleitende wissenschaftliche Studie mitgeführt.“

Angela Merkel und Landeschefs entscheiden am 30. April über die Zukunft des Fußballs

Trotzdem bleibt die Frage, wie ein geordneter Spielbetrieb möglich sein wird. Am 30. April werden Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten entscheiden, ob der Plan aufgeht. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs bleibe aber unter „außergewöhnlichen Vorzeichen“, sagt Seifert. Zwei Wochen Mannschaftstraining sind wohl nötig, um wieder spielfähig zu sein. Deshalb gilt der 16. Mai inzwischen als wahrscheinlicher Starttermin.

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Dann wurde Seifert noch einmal demütig. „Der Fußball muss nach dieser Krise hinterfragen, warum bei einigen Menschen so wenig Good Will vorhanden ist. Was wir getan haben. Aber jetzt ist es unsere Aufgabe, Möglichkeiten zu erarbeiten, wie wir wieder spielen können.“

Und dass soll nach dem Willen der Klubs möglichst bald sein. Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann: „Wir bereiten uns darauf vor, dass im Mai der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann Es ist der politische Wille, dass Branchen Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren sollen. Insofern folgt der Fußball diesem Beispiel.“