Frankfurt – Es wird wieder ernst für die deutsche Nationalmannschaft. Nach 289 Tagen Pause steht am 3. September in Stuttgart mit dem Nations-League-Auftakt gegen Spanien das erste Länderspiel des Jahres 2020 an.

Am Dienstag hatte Bundestrainer Joachim Löw (60) bei einer Pressekonferenz seinen Kader für den Auftakt gegen den Weltmeister von 2010 sowie das Gastspiel in der Schweiz drei Tage später verkündet. Während Löw sich für drei Debütanten entschied, steht FC-Kapitän Jonas Hector (30) nicht im Aufgebot.

Joachim Löw holt Leroy Sané und Niklas Süle zurück zur deutschen Nationalmannschaft

Erstmals nach ihren schweren Knieverletzungen stehen Leroy Sané (24) und Niklas Süle (24) wieder im deutschen Aufgebot. Weil sie lange pausiert hatten und auf Vereinsebene zuletzt kaum zum Einsatz gekommen waren, sind sie die einzigen beiden Bayern-Spieler, die bei der Nationalmannschaft wieder an ihre Wettkampfform herangeführt werden sollen. „Wir werden im Oktober wieder auf den Kader zurückgreifen können, wo die wichtigen Spieler von Bayern und Leipzig, die eine Achse in den vergangenen Monaten gebildet haben, dabei sind“, sagte Löw.

Gut möglich aber, dass dem Bundestrainer jetzt der Spielplan der Bayern dabei einen Strich durch die Rechnung macht. Denn einem Bericht der „Aachener Zeitung“ zufolge wurde das eigentlich für den 11. September angesetzte Erstrundenspiel des Rekordmeisters im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren auf den 15. Oktober verschoben. Das habe der Mittelrheinligist bestätigt. Von den Bayern gibt es aber noch kein offizielles Statement.

Problem für Löw: Mit dem DFB-Team stehen in diesem Zeitraum drei Länderspiele an: am 7. Oktober in Köln gegen die Türkei, am 10. Oktober in Kiew gegen die Ukraine und am 13. Oktober wieder in Köln gegen die Schweiz. Gut möglich also, dass Löw die dann alle Profis des FC Bayern nicht zur Verfügung stehen.

Zum ersten Mal bei den kommenden Partien sind dagegen Mittelfeld-Juwel Florian Neuhaus (23) von Borussia Mönchengladbach sowie Italien-Legionär Robin Gosens (26) dabei. Der Linksverteidiger hatte sich nach der starken Saison mit Atalanta Bergamo ins Blickfeld des Bundestrainers gespielt. Im Tor vertraut Löw auf Oliver Baumann, der mit 30 Jahren erstmals im Aufgebot steht. 

„Gosens ist ein Spieler, den wir in der letzten Saison ständig beobachtet haben, es war zweimal ein Trainer von uns vor Ort in Bergamo. Er hat es verdient, ebenso wie Florian Neuhaus, der ein sehr intelligenter Spieler ist, der schon bei der U21 gespielt und eine gute Entwicklung genommen hat“, sagte Löw über die beiden Neulinge.

Joachim Löw verzichtet beim DFB-Kader auf FC-Kapitän Jonas Hector

Die Hoffnungen des Kölner Kapitäns Jonas Hector (30) auf eine Berufung erfüllten sich dagegen nicht. Beim bislang letzten Länderspiel, dem 6:1 gegen Nordirland am 19. November, hatte er nach einem Jahr ohne Einsatz sein Comeback gegeben und sich mit zwei Torvorlagen erfolgreich zurückgemeldet.

Hinten links erhielten dennoch Gosens und Nico Schulz (27) von Borussia Dortmund den Vorzug. Neben Hector fehlen auch der Leverkusener Nadiem Amiri (23) und Niklas Stark (25) von Hertha BSC. BVB-Kapitän Marco Reus (31) fehlt weiterhin verletzt.

Für die EM im kommenden Jahr kündigte Löw eine überzeugte Herangehensweise an: „Ich möchte im nächsten Jahr mit einer selbstbewussten Haltung und einer selbstbewussten Mannschaft ins Turnier gehen, die sich nicht nur am Gegner orientiert.“

Joachim Löw schont Stars von Bayern München und RB Leipzig nach Champions League

Schon zuvor war klar gewesen, dass mehrere Leistungsträger des Triple-Siegers nach dem Finalturnier in der Champions League eine Pause erhalten. So fehlen Finalheld Manuel Neuer (34) sowie Joshua Kimmich (25), Serge Gnabry (25), Leon Goretzka (25).

Auch Marcel Halstenberg (28) und Lukas Klostermann (24), die mit RB Leipzig bis zum Halbfinale in Lissabon aktiv waren, sind nicht dabei. Weil neben Neuer auch Marc-André ter Stegen (28) verletzt fehlt, komplettiert Debütant Baumann das Torhüter-Trio um Bernd Leno (28) und Kevin Trapp (30).

DFB-Länderspiele gegen Spanien und in der Schweiz ohne Zuschauer

Zuschauer wird es bei den kommenden Länderspielen definitiv nicht geben. Das bestätigte DFB-Präsident Fritz Keller (63). Der ursprüngliche Plan, gegen Spanien 500 Personen zum Stadionbesuch einzuladen, sei von der UEFA nicht akzeptiert worden.

„Wir wollten sehr gerne systemrelevante Personen aus dem Gesundheitswesen und dem Pflegebereich einladen, die UEFA hat aber beschlossen, keine Zuschauer bei den Länderspielen in ganz Europa zuzulassen“, sagte Keller.

Generalsekretär Friedrich Curtius (44) freute sich dennoch, dass nach der langen Pause überhaupt wieder Partien stattfinden. Die Länderspiele seien „wirtschaftlich unsere Lebensversicherung.“

Das komplette Aufgebot:

Tor: Kevin Trapp, Bernd Leno, Oliver Baumann

Abwehr: Thilo Kehrer, Robin Gosens, Matthias Ginter, Jonathan Tah, Nico Schulz, Niklas Süle, Antonio Rüdiger, Robin Koch

Mittelfeld/Angriff: Florian Neuhaus, Julian Draxler, Toni Kroos, Timo Werner, Julian Brandt, Luca Waldschmidt, Kai Havertz, Leroy Sané, Suat Serdar, Ilkay Gündogan, Emre Can

(msw, bc)