Czichos, Kastenmeier & Co.Fünf kritische Entscheidungen: Hat der VAR hier geschlafen?

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Bayer Leverkusens Kevin Volland (M.) wälzte sich nach dem Czichos-Einsteigen mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden.

von Tobias Schrader (tsc)

Köln – Entscheidungen der Schiedsrichter: Sie gehören seit den Anfängen des Fußballs zum Sport dazu und werden seit jeher munter diskutiert. Um die klaren Fehlentscheidungen zu minimieren, oder gar ganz auszumerzen, wurde vor ein paar Jahren der Videobeweis eingeführt. Er soll den Sport fairer machen.

Das tut er in den meisten Fällen auch, doch es gibt noch immer Aktionen auf den Plätzen der Bundesliga und 2. Bundesliga, bei denen der Fan einfach nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Alleine fünf Entscheidungen gab es am 32. Spieltag.

Aufreger Nummer eins

Der 1. FC Köln war zu Gast bei Bayer Leverkusen, verlor mit 1:3 (hier lesen Sie mehr). Für beide Vereine geht es noch um etwas. In der 21. Minute legte sich Bayer-Stürmer Kevin Volland den Ball an Rafael Czichos vorbei. Der FC-Verteidiger rauschte mit offener Sohle in Volland rein und traf mit voller Wucht dessen linkes Sprunggelenk. Eigentlich eine klare Rote Karte, denn mit dieser Aktion hat Czichos Vollands Gesundheit gefährdet – auch wenn der Leverkusener danach weitermachen konnte. Doch Schiedsrichter Sven Jablonski zückte nur die Gelbe Karte. Wenn der Videobeweis einwandfrei funktionieren würde, hätte Czichos schon nach 21 Minuten Feierabend gehabt.

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Der Leidtragende Kevin Volland konnte auch nach der Partie noch nicht glauben, dass es keine Rote Karte gab: „Ich weiß nicht, was die Steigerung von seinem Foul sein soll. Dass man mir das Schienbein durchtritt, ich wieder ins Krankenhaus und operiert werden muss? Ich mag den Schiedsrichter, aber das war schon wirklich sehr an der Grenze. (...) Das ist Dunkelrot, darüber muss man nicht diskutieren.“

FC-Verteidiger Czichos entschuldigte sich gleich mehrfach für sein hartes Einsteigen beim Leverkusener. Nach der Partie räumten die beiden die Sache dann aus der Welt.

Aufreger Nummer zwei

Am Mittwochabend war Fortuna Düsseldorf zu Gast bei RB Leipzig (2:2, hier lesen Sie mehr). Auch hier war noch ordentlich Druck auf dem Kessel. RB könnte noch von den Champions-League-Rängen rutschen, Düsseldorf kämpft im Keller um den Klassenerhalt. Und auch wenn sich die Fortuna das Remis durch die starke Schlussphase sicherlich verdient hat, wäre es vielleicht nicht zum Unentschieden gekommen, wenn der Videobeweis funktioniert hätte.

In der achten Minute verunglückte ein Rückpass von Düsseldorf-Verteidiger Jörgensen ein Rückpass auf Keeper Kastenmeier. Leipzigs Kampl konnte das ausnutzen und kam im Fünfmeterraum der Düsseldorfer an den Ball. Kastenmeier grätschte dem Mittelfeldspieler von hinten in die Beine und brachte ihn zu Fall. Auch wenn der Torwart am Ende der Aktion noch den Ball berührt hat, wäre es nicht falsch gewesen, wenn spätestens der Video-Assistent den Hinweis auf Elfmeter gegeben hätte. Aber auch hier: Kein Eingreifen des VAR.

Aufreger Nummer drei

Auch der nächste Aufreger kommt aus dem Spiel Leipzig gegen Düsseldorf. Kurz vor Schluss führten die Leipziger mit 2:0, aber Düsseldorf drängte auf den Anschlusstreffer. Karaman trieb den Ball in den Strafraum, RB-Verteidiger Upamecano blockte ihn aber.

Doch Karaman schob den kantigen Abwehrmann oben etwas mit dem Arm weg und stellte ihm unten mit dem Fuß ein Bein. Eigentlich ein Foulspiel des Stürmers, im Anschluss erzielte Düsseldorf das 1:2. Wieder gab es keine Überprüfung durch den Video-Assistenten.

Aufreger Nummer vier

Die Bayern holten sich in Bremen den achten Meistertitel in Folge (hier lesen Sie mehr), Werder braucht aber jeden Punkt im Keller. FCB-Youngster Alphonso Davies flog beim Stand von 1:0 für die Bayern in der 78. Minute mit Gelb-Rot vom Platz, doch eigentlich hätte er schon nach Minute 19 nicht mehr mitwirken dürfen.

Nach einem Zweikampf mit Leonardo Bittencourt trat der Kanadier gegen den Ex-Kölner ganz klar nach – eigentlich eine Rote Karte. Von Schiri Harm Osmers sah er aber nur den gelben Karton, eine Überprüfung durch den VAR fand gar nicht erst statt. Die Bremer absolvierten eine starke Partie, vielleicht hätten sie die gut 70 Minuten Überzahl auch gut ausnutzen können.

Aufreger Nummer fünf

In der 2. Bundesliga gibt es den Videobeweis seit dieser Saison ebenfalls. Beim Spiel zwischen dem Hamburger SV und dem VfL Osnabrück (1:1) machte der aber anscheinend eine Kaffeepause. Bei einem Eckball für den HSV umarmte Osnabrücks Benjamin Girth in der 94. Minute HSV-Verteidiger Timo Letschert, der dadurch zu Fall kommt.

Ein klarer Elfmeter? Nicht wenn es nach dem Schiedsrichtergespann geht. Auch wenn die Hamburger mal wieder selber Schuld waren, nur Remis zu spielen, regte man sich nach der Partie über den nicht gegebenen Elfmeter auf. Stürmer Martin Harnik: „Dafür haben wir doch einen Videoschiedsrichter! Klarer geht es nicht, ich verstehe es nicht.“ Trainer Dieter Hecking ergänzte: „Das ist unentschuldbar, ein klarer Elfer!“

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Zusammengefasst muss man sagen, dass es natürlich müßig ist, über die Entscheidungen der Schiedsrichter und des VAR zu diskutieren. Doch bei manchen Aktionen fragt man sich tatsächlich noch immer: „Wofür gibt es den Videobeweis eigentlich?“