Tönnies bricht Schweigen„Johlende Menge vor meinem Haus brüllte: Hängt ihn auf!“
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Clemns Tönnies hat den FC Schalke am 30. Juni als Aufsichtsratsvorsitzender verlassen.
Gelsenkirchen – 19 Jahre lang ist Clemens Tönnies Vorsitzender des Schalker Aufsichtsrats und der große Macher der Königsblauen gewesen, ehe er am 30. Juni diesen Jahres seine Ämter alle abgeben musste.
Jetzt bricht er sein Schweigen nach den Corona-Skandalen in seinen Fleischfabriken.
Der 64-Jährige hat komplett mit dem Thema Königsblau abgeschlossen. „Schalke war 26 Jahre mein Lebensinhalt, es waren Traumjahre mit sehr viel Verantwortung und unglaublichem Erfolg. Jetzt habe ich die Pflicht, mich noch intensiver um mein Unternehmen zu kümmern. Deswegen bin ich gegangen", sagte der Fleischgroßproduzent im Interview der Welt am Sonntag.
Clemens Tönnies war seit 1994 im Gremium des FC Schalke
Seit dem 24. Oktober 1994 war er Gremienmitglied beim FC Schalke 04; seit 2001 hatte er ununterbrochen die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden inne.
Auf die Frage, ob ihm das Herz blute, weil der Abstieg des hochverschuldeten königsblauen Traditionsklubs programmiert zu sein scheint, betonte Tönnies: „Ich drücke die Daumen, dass dies nicht geschieht. Ich bin völlig raus bei Schalke. Mehr gibt es nicht zu sagen."
In den vergangenen 26 Jahren bildeten strategische Entscheidungen wie der Bau der Veltins-Arena sowie die gezielte Förderung der Knappenschmiede nur einige wichtige Bausteine, die mit Clemens Tönnies in Gelsenkirchen verbunden sind und bleiben werden.
Im Juni stellte Tönnies gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand mit der Entscheidung für das Bauprojekt Berger Feld die Weichen für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Vereins.
Clemens Tönnies hat beruflich schwere Zeiten zu bewältigen
Nun hat er beruflich schwere Zeiten zu bewältigen. Clemens Tönnies gestand ein, dass während des Corona-Ausbruchs in seinem Betrieb „eine johlende Menge vor meinem Haus stand und gebrüllt hat: 'Hängt ihn auf!' Ich selbst habe keine Angst gehabt, aber ich fürchtete um meine Familie."
Über 1500 Mitarebeiter waren infiziert, die Produktionsstätten wurden für vier Wochen dicht gemacht. Unfassbare Arbeitsbedingungen und Wohnbedingungen sorgten für massive Krikik an Tönnies als Arbeitgeber. Im Welt-Interview brach er nun sein Schweigen: „Ich fühle, die Zeit ist gekommen, um Fragen zu beantworten, die man in einem medialen Tsunami nicht beantworten kann. Im Corona-Hype um den 17. Juni war völlig klar, ich bin der Erfinder und Schreckensverbreiter von Covid-19. Zu diesem Zeitpunkt war ich stellenweise für alles Negative, für alles Schieflaufende in diesem Land verantwortlich. In solch einer Situation ergibt es keinen Sinn, sich dagegenzustellen.“
Tönnies entschuldigt sich bei Mitarbeitern
Was ihn besonders ärgert sei, dass er „unwissend in ein Desaster gelaufen“ sei. „Das bedauere ich vor allem für die Menschen hier im Kreis Gütersloh, die den Teil-Lockdown und die Stigmatisierung mitmachen mussten. Das tut mir sehr leid“, so Tönnies, der Chef von 16.500 Arbeitern weltweit ist.
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