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Christophs Daums Frust mit den VorurteilenDas Geheimnis meiner flackernden Augen

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Gefragter Referent: Christoph Daum bei einem Vortrag 2018 beim Internationalen Trainerkongress.

Köln – „Cassius“, Motivationskünstler, Messias oder Zampano. Für Christoph Daum (66) gibt es viele Begriffe. Über 1000 Spiele als Trainer, mehr als 500 Siege und zahlreiche Titel stehen in seiner Vita. Der designierte Bundestrainer hat Spuren in Fußball-Deutschland hinterlassen – nicht nur durch seine Kokain-Affäre.

In seiner Autobiographie „Immer am Limit“ erzählt Daum auch ehrlich, wie er sich selbst sieht.

Ich muss zugeben, dass es ein starkes Gefühl war, im Fokus zu stehen. Die Journalisten wollten etwas von mir, und sie wussten, dass ich ihnen Schlagzeilen lieferte. Wenn du dich mit Christoph Daum unterhalten hast, bekamst du kein 0815-Statement, sondern da wurde Tacheles gesprochen. Ich ging ans Limit und scherte mich nicht um Kritik. Einige schrieben, ich tanzte auf dem Vulkan. Das war falsch: Ich war der Vulkan.

Alles zum Thema Christoph Daum

Für die Medien war ich ein Glücksfall, aber sosehr ich ihre Aufmerksamkeit auch auf mich zog: Ich tat das in erster Linie für meinen Verein, für meine Mannschaft. Natürlich wurde behauptet, dass ich das nur für mein Ego machte, dass ich schon immer scharf gewesen sei auf Kameras und Mikrofone. Wie gesagt, es fühlte sich tatsächlich gut an, dass ich ständig umgarnt und gefragt wurde oder dass Fußball-Deutschland meine Sprüche feierte. Aber das war niemals meine Intention gewesen. Mir ging es einzig und allein darum, meinem Team einen Vorteil zu verschaffen.

Ich hatte wirklich gedacht, nach dem Prozess ein neues Kapitel aufschlagen zu können, ein Fußball-Kapitel. Aber es hörte nicht auf. Auch in den Medien tauchten immer mal wieder Anspielungen auf: So aufgedreht wie der Daum rumrennt, das kann doch nicht normal sein, und schauen Sie sich mal diese weit aufgerissenen Augen an, so ungefähr war der Tenor. Aber das habe ich heute noch, und das werde ich immer haben: Dieses Flackern in meinen Augen, dieses Wilde, das gehört zu meiner DNA!

Christoph Daum: Immer diese Drogen-Anspielungen

Solches Gerede erinnerte mich an eine Verletzung, die verheilte, während die Narbe blieb. Ich stelle noch heute in Gesprächen fest, dass der ein oder andere nicht mal von meinem Freispruch weiß. Geschweige denn von der falschen Haarprobe, auf deren Basis ich an den Pranger gestellt wurde. Was nichts mit meinem unverzeihlichen Fehler zu tun hat, weiß Gott nicht, aber sollte man die Dinge nicht auch mal auf sich beruhen lassen? Stattdessen gibt es immer wieder Anspielungen.

Als Trainer bedeutet Stillstand Rückschritt. Der Fußball unterliegt einem permanenten Wandel, der dich als Trainer stets zu Anpassungen zwingt. Auch deshalb war ich ja immer wieder in Südamerika oder anderen Ländern gewesen, um Spiele zu schauen oder mich mit Kollegen zu unterhalten. Nur mit einem ständigen „Neudenken“ und „Besserdenken“ kannst du über einen längeren Zeitraum überleben. Zugleich musst du dich auf verschiedenen Spielfeldern gleichzeitig bewähren. Was nützt es, wenn in der Mannschaft alles stimmt, es aber im gesamten Umfeld nicht rundläuft? Ich hatte das bei Fener schmerzhaft erfahren. Und was bringt es, wenn du 247 Spielsysteme runterbeten kannst, aber keinen persönlichen Zugang zu deinen Spielern findest?

Profifußball ist Himmel und Hölle auf Erden. Du kannst ein taktisches Genie sein oder der größte Motivator der Welt, was nützt es dir, wenn du die Teksas Grubu gegen dich hast? Oder wenn dir die rückhaltlose Unterstützung des Vorstands fehlt? Es müssen so viele Dinge zusammenkommen, damit du zu dem wirst, der du gerne wärst. Auf viele davon hat ein Trainer keinen Einfluss. Wenn zu Beginn meiner Trainerkarriere in der Führung des 1. FC Köln nicht dieses Durcheinander geherrscht hätte, hätte ich mir manche Eigenschaften und Tricks, die mir später helfen sollten, vielleicht nie aneignen müssen.

Mich hat es immer ein wenig gestört, darauf reduziert zu werden, denn ich wäre sicher nicht in der Bundesliga gelandet, wenn ich eine Viererkette nicht von einer Fahrradkette hätte unterscheiden können. Da hätten mir letztendlich keine magischen Zirkel geholfen. Aber so sind die Mechanismen eben.

Fast jeden Monat melden sich ein, zwei Agenten, die mir einen Trainerjob andrehen wollen. Das meiste davon ist heiße Luft. Einmal stand ich kurz davor, Nationaltrainer der Malediven zu werden. Neben einem ordentlichen Gehalt boten sie mir sogar eine eigene Insel an. Es zerschlug sich im letzten Moment. Einige Türen gehen zu, andere gehen auf. Meine Mannschaften sind jetzt oft die Mitarbeiter oder Führungsteams von Unternehmen. Auch sie müssen sich im knallharten Wettbewerb behaupten. Du bekommst weder im Profifußball einen Punkt geschenkt, noch überlässt dir in der Wirtschaft der Gegner freiwillig einen Auftrag oder Kunden.

Christoph Daum: Als Trainer muss man Impulse senden

Fast immer stelle ich ihnen bei meinen Vorträgen die Frage: Wie lautet der Name eures wichtigsten Mitarbeiters? Meistens schauen sie mich dann mit großen Augen an und wissen keine Antwort. Sie ist stets dieselbe: Teamgeist! Ich erkläre, wie es gelingt, Potenziale zu erkennen und diese gemeinsam zu aktivieren. Im Fußball bereiten zehn das Tor vor, das der Elfte erzielt. Zu verstehen, wann man als Leader und wann man als Follower zum Erfolg beiträgt, heißt, seine Eigenverantwortlichkeit zu erkennen.

Im Fußball gilt: Du spielst, wie du denkst. In der Wirtschaft gilt: Du verkaufst, wie du denkst. Ich will Impulse senden, so wie es als Trainer immer mein Ziel war. Für die Erzielung von dauerhaften Höchstleistungen. Für die Schaffung eines optimalen Betriebsklimas. Für die Konfliktlösung. Das ist mir wichtiger, als über Unternehmensstrategien zu referieren. Ich werde bei diesen Vorträgen oft gefragt, was die Erfolgsgeheimnisse eines Trainers sind. Ich sage ihnen immer das Gleiche: Es gibt keine Patentrezepte für den Erfolg. Es reicht nicht, auf den Tisch zu springen und zu schreien: Wir sind die Besten! Es gibt nicht diesen einen Weg.