Vor Champions-League-HalbfinaleFlick schmeißt alle Pläne über den Haufen

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Hansi Flick, hier beim Trainingscamp an der Algarve, war mit dem zugewiesenen Platz nicht einverstanden.

Lissabon – Wirklich glücklich war Bayern-Trainer Hansi Flick (55) mit dem von der UEFA offiziell zugewiesenen Trainingsplatz in Mafra nicht. Kein Wunder, immerhin feilt Flick seit Montag an seiner Taktik für das Champions-League-Halbfinale gegen Olympique Lyon (Mittwoch, 21 Uhr, Sky und DAZN). Und da die Anlage in Mafra von außen zu einsichtig war und französische Taktik-Spione dementsprechend ein leichtes Spiel gehabt hätten, entschied sich die sportliche Leitung kurzerhand zum Umzug. Schon im Trainingslager in Lagos schirmte Flick sein Team so gut wie möglich ab. Vorsicht ist besser als Nachsicht. 

FC Bayern trainiert mit Polizeischutz

Also starteten die Münchner auf dem Gelände des portugiesischen Fußball-Verbandes „Cidade do Futebol“  in die Lyon-Vorbereitung. Abgeschirmt durch Polizei- und Sicherheitsbeamte und eine Autobahn, die direkt neben den Plätzen liegt, konnte Flick gestern in Ruhe mit dem taktischen Feinschliff beginnen. Auch wenn es nach der 8:2-Gala gegen Barcelona unwahrscheinlich scheint, dass der Bayern-Trainer seine Mannschaft nach dem Jahrhundert-Sieg auseinander reißt, muss Flick sich zumindest gedanklich mit ein paar Personal-Entscheidungen auseinandersetzen.

Das betrifft in erster Linie das weitere Vorgehen mit seinem nominellen Rechtsverteidiger Benjamin Pavard. Der Franzose trainierte nach seinem Bänderriss im linken Fuß Montag erstmals wieder mit der Mannschaft. Vor dem Beginn der Einheit versammelte Flick seine Mannschaft in einem Kreis und ließ Pavard mit Applaus begrüßen. Ob der Franzose körperlich bereits fit genug für einen Einsatz am Mittwoch reicht, wird sich bei der Abschluss-Einheit zeigen.

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Rechtsverteidiger-Ersatz Joshua Kimmich hatte seine Sache gegen Barcelona vor allem in der Offensive gut gemacht, einen Treffer vorbereitet und ein Tor selbst erzielt. Sein Stellungsspiel in der Rückwärtsbewegung war das eine oder andere Mal zu sorglos. Dadurch ergaben sich in seinem Rücken Räume, die Barca beispielsweise beim 1:1-Ausgleich nutzte. Gegen die schnellen Lyon-Angreifer könnte das zum Problem werden. 

Jerome Boateng lobt Kimmich und Pavard

Innenverteidiger Jerome Boateng ist es ziemlich egal, wer rechts neben ihm in der Viererkette spielt: „Es ist natürlich schon ein Unterschied, weil Pavard auch in der Innenverteidigung spielen kann. Joshua hat auch schon über viele Jahre die Position rechts stark gespielt. Er hat mehr Drang nach vorne. Er interpretiert die Position schon etwas anders. Aber beide machen das sehr, sehr stark. Wir ergänzen uns alle gut.“

Heißt im Klartext: Kimmich ist die offensivere, Pavard wäre die sichere Variante. Problem für Flick: Sollte er sich tatsächlich für den Franzosen entscheiden, müsste er auch seine neue Mittelfeldzentrale mit Thiago und Leon Goretzka sprengen, wenn Kimmich wieder ins Zentrum rückt. Denn: Kimmich spielt bei Flick immer. 

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Während ein Pavard-Comeback also ausgeschlossen scheint, ist die Entscheidung auf dem linken Flügel offen: Vertraut Flick weiter auf Ivan Perisic oder bekommt Kingsley Coman gegen seine Landsmänner eine Startelf-Chance? Was für Coman spricht: Gegen Lyon bedarf es vor allem auf den Flügeln Akteure, die vermehrt das Eins-gegen-Eins suchen und in die Tiefe gehen. Perisic hat gegen Barcelona gezeigt, dass er vor allem dann seine Stärken ausspielen kann, wenn er nach innen zieht. Eine Nacht hat Flick ja noch Zeit, um die jüngsten Trainingseindrücke sacken zu lassen. (mbo/msw)