Champions-League-EklatDie UEFA zeigte in Paris wieder ihr wahres Gesicht

Paris-Bande

Die Uefa setzt gerne auf Symbole und Kampagnen wie auch am Rande des Paris-Spiels. Doch beim Rassismus-Eklat versagte der Verband.

Paris – Der Rassismus-Skandal beim Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Basaksehir überschattet den letzten Vorrunden-Spieltag der Champions League. Viele meldeten sich zu Wort und verurteilten das Verhalten des Vierten Offiziellen. Der ausrichtende Verband gab bei dem Eklat jedoch einmal mehr keine gute Figur ab. Ein Kommentar.

Sebastian Colţescu hätte viele Möglichkeiten gehabt, um seinen Schiedsrichter-Kollegen auf das Fehlverhalten auf der Istanbul-Bank aufmerksam zu machen. „Der mit dem Mundschutz am Kinn“, „Der mit der Akkreditierung um den Hals“, „Der rechts neben dem Trainer“, „Der mit der Glatze“ wären allesamt vernünftige Beschreibungen gewesen, um den Übeltäter zu beschreiben. Ein professioneller Unparteiischer kennt sogar die Namen der Beteiligten. Doch der Rumäne sagte: „Der Schwarze war es“.

Diese unfassbar rassistische Entgleisung führte zum richtigen Verhalten der Spieler. Demba Ba bewies Haltung, die PSG-Spieler solidarisierten sich. Die trostlose Geisterspiel-Kulisse half in diesem traurigen Fall, die Entgleisung des Unparteiischen öffentlich zu machen. Für die Beteiligten war in dem Moment klar, dass ein Weiter-so mit Beteiligung des Rumänen nicht mehr denkbar ist.

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UEFA versagte bei der Champions League schon mehrmals

Doch für den Ausrichter der Königsklasse war die Lage längst nicht so eindeutig. Krampfhaft versuchten die Delegierten der UEFA die Begegnung fortzusetzen, obwohl alle Aktiven emotional aufgewühlt waren. „The Show must go on“ lautet seit jeher das Motto, speziell der großen Verbände.

Am Abend der Terroranschläge von Amerika 2001 musste Schalke trotzdem in der Champions League antreten. Borussia Dortmund ging 2017 einen Tag nach dem Anschlag auf den eigenen Mannschaftsbus widerwillig auch auf den Platz. Im UEFA-Business ist kein Platz für Gefühle und Menschlichkeit.

UEFA rühmt sich nur für ihre „Say no to racism“-Kampagne

Die hochbezahlten Offiziellen des Verbandes aus Nyon denken, dass mit einer „Say no to racism“-Kampagne genug getan ist. Ein Banner hochhalten, ein paar nette TV-Spots – das muss doch wohl reichen. Aber wenn wirklich Rassismus stattfindet, zeigt man sein wahres Gesicht.

Der Vorfall von Paris ereignete sich um 21.20 Uhr. Es dauerte mehr als zwei Stunden, ehe die UEFA eine dünne Meldung bei Twitter absetzte, in der sie Rassismus im Allgemeinen verurteilte. Dass die Entscheidung, am Dienstag nicht mehr weiterzuspielen, erst dann offiziell fiel, als durch Manchesters Niederlage in Leipzig das Weiterkommen von Paris gesichert war, ist ein weiterer Fingerzeig, dass es den Entscheidern nicht um eine angemessene Reaktion auf die Schiri-Entgleisung ging, sondern nur um das Geschäft.

Alles, was die UEFA – angefangen von ihrem Präsidenten Aleksander Ceferin – von sich gibt, sind Worthülsen.

Dass in einigen Risikogebieten Europas die Stadien teilweise schon wieder mit üppig besetzt sind, dass mit viel Hoffnungen verbundene Regeln des Financial Fairplay von Vereinen wie Manchester City ungestraft ausgehöhlt werden, dass die Nations League ohne Rücksicht auf Überlastung der Spieler durchgeprügelt wurde, und dass nun auch noch mit diesem Rassismus-Skandal so umgegangen wurde, zeigt, dass für viele „Fairplay“ und „Respekt“ nur Hashtags sind.

Das wahre Gedankengut präsentierte sich vielmehr an diesem bitteren Abend im Pariser Prinzenpark.