Kritik an DFB-RegelSchiri muss in den Kölner Keller, Spieler laufen dagegen Sturm

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Spieler und Trainer des SC Freiburg und der TSG Hoffenheim versammelten sich nach Spielschluss am Samstag (24. April) um Schiedsrichter Manuel Gräfe (3.v.r.).

von Béla Csányi (bc)

Freiburg – Einmal mehr stand am Samstag (24. April) zum Ende eines Bundesligaspiels wieder der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Was die Profis des SC Freiburg und der TSG Hoffenheim nach dem 1:1 allerdings beschäftigte, waren nicht etwa die sonst üblichen wilden Diskussionen über das Eingreifen des Video-Assistenten. Stattdessen gab es ungewohnte Lobeshymnen für den Referee.

  • Lobeshymnen für Bundesliga-Schiri Manuel Gräfe
  • Gräfe wegen Altersgrenze unmittelbar vor Karriereende
  • Spieler von Freiburg und Hoffenheim fordern Regeländerung

Denn Manuel Gräfe (47), seit 2004 Bundesliga-Schiri, muss seine Laufbahn nach der Saison wegen einer umstrittenen Altersgrenze beenden. Weil der Berliner noch immer zu den besten Unparteiischen der Liga gehört, warben die Akteure beider Vereine mit überraschenden Lobeshymnen für dessen Verbleib.

Christian Günter für Bundesliga-Verbleib von Manuel Gräfe

Unabhängig von ihrer Leistung ist für Schiedsrichter beim DFB mit spätestens 47 Jahren Schluss. Gräfe, der inzwischen 287 Partien gepfiffen hat, wurde im September 47. Damit darf er die laufende Saison zwar noch bestreiten, danach erlaubt der DFB aber nur noch Einsätze als Video-Assistent im Kölner Keller.

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Für Freiburgs Kapitän Christian Günter (28) nicht nachvollziehbar: „Der Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste“, sagte der Außenverteidiger am Mikrofon von Sky: „Da muss man mal drüber nachdenken, ob so jemand nicht noch ein bisschen länger Schiedsrichter sein darf.“

Seiner Meinung nach erfülle Gräfe, unabhängig vom Alter, die wichtigsten Bedingungen: „Er ist fit und hat eine überragende Leitung auf dem Platz. Ich würde da mal eine Lanze brechen und sagen: Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen.“

Auch Christian Streich und Oliver Baumann loben Schiri Manuel Gräfe

In den folgenden Interviews fragte der Sender auch andere Protagonisten nach Gräfe, die Antworten blieben eindeutig. „Er muss weitermachen. Er ist ein super Schiri“, sagte Hoffenheims Keeper Oliver Baumann (30): „Es ist völlig egal wie alt er ist. Wenn er gute Entscheidungen trifft und noch gut über den Platz kommt, so lange ist alles gut.“

Freiburgs Kult-Trainer Christian Streich (55) brachte sogar eine Regeländerung ins Spiel. „Manuel Gräfe ist herausragend. Und natürlich würden wir es als Trainer und Spieler gut finden, wenn die sehr guten Schiedsrichter so lange pfeifen können, wie es körperlich geht“, sagte Streich: „Aber das ist eine sportpolitische Entscheidung. Man müsste die Regeln ändern.“

DFB plant keine Sonderregel für Schiedsrichter Manuel Gräfe

Seit Mittwoch ist allerdings klar, dass der DFB auch für den hochgelobten ehemaligen FIFA-Schiri keine Ausnahme machen will. Neben Gräfe befinden sich damit auch Guido Winkmann und Markus Schmidt (beide 47) auf Abschiedstour.

„Die Entscheidung war für uns sehr schwierig“, sagte Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich (63): „Aber letztendlich gaben für uns die Aspekte Weiterentwicklung (...) und Strategie in der Kaderplanung den Ausschlag.“

Auch wenn Gräfe noch immer zu den Besten gehört, wollen die Schiri-Bosse mögliche Unruhe durch eine kurzfristig aufgestellte Sonderregel vermeiden.

Von Gräfe gab es dafür bereits zuvor Kritik, in der „Sportschau“ ergänzte er: „Ich höre oft, dass es nicht sein könne, dass ich nun nur aufgrund einer vor Jahrzehnten vom DFB festgelegten Altersgrenze aufhören soll.“ Doch auch nach den flammenden Plädoyers vom Samstag ist es für ein Umdenken beim DFB wohl zu spät. (bc)