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Großer Knatsch nach Liga-GipfelRettig: „Egoistischer Alleingang des FC Bayern“

Rettig

Andreas Rettig (hier beim Besuch der EXPRESS-Redaktion im Januar) sieht die Zusammenkunft der Vereine in Frankfurt kritisch.

Frankfurt – Für die einen war es ein unnötiger Hinterzimmer-Zirkel, für die anderen das genau richtige Signal in schwierigen Zeiten. Im noblen Frankfurter „Airport Club“ stieg am Mittwoch das sogenannte „G15“-Gipfeltreffen, das viele Branchenkenner interessiert beobachteten.

Vier Bundesligisten wurden nicht eingeladen

Fernando Carro (Leverkusen), Fredi Bobic (Frankfurt), Karl-Heinz Rummenigge (Bayern), Jochen Saier (Freiburg), Dirk Zingler (Union), Jonas Boldt (HSV), Ingo Schiller (Hertha), Stephan Schippers (Gladbach), Jochen Schneider (Schalke), Jörg Schmadtke (Wolfsburg), Peter Görlich (Hoffenheim), Oliver Mintzlaff (Leipzig), Horst Heldt (Köln) und Hans-Joachim Watzke (Dortmund) waren vor Ort, um unter anderem über die künftige Verteilung von TV-Geldern im deutschen Profifußball zu diskutieren.

Rummenigge mit klarer Kritik an den Revolutionären

Nicht eingeladen wurden die Bundesligisten FSV Mainz 05, FC Augsburg, Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart. Das Quartett hatte sich - zusammen mit zehn Zweitligisten - in einem Positionspapier für eine Neuverteilung der Fernseheinnahmen von der Spielzeit 2021/22 an stark gemacht. „Wir haben ausdrücklich beschlossen, dass der Kompetenzbereich beim DFL-Präsidium liegt. Ich glaube, wir sind gut beraten, keine Impulspapiere durch die Republik zu schicken, was bei anderen Clubs passiert ist“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (65) nach der dreistündigen Sitzung. „Den Solidarpakt haben nicht wir gebrochen. Die vier Bundesligisten und die zehn Zweitligisten haben uns den Fehdehandschuh hingeworfen. Aber in der Vergangenheit ist ja aus so manchem Saulus noch ein Paulus geworden.“

Alles zum Thema Reiner Calmund

Insgesamt gilt es, einen Schlüssel zu finden, wie die 4,4 Milliarden Euro aus den nationalen Medienerlösen ab der Saison 2021/22 unter den 36 Proficlubs aufgeteilt werden. Dass Rummenigge das Treffen mit den Branchenführern Borussia Dortmund, RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen initiiert hat und dabei einige Vereine bewusst außen vor gelassen hat, konnten Kritiker wie Bremens Geschäftsführer Frank Baumann (45) oder Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig (57) nicht verstehen.

Andreas Rettig: Ein unglückliches Zeichen der Bayern

„Es hat den Anschein, dass kritische Geister vom Diskussionstisch ferngehalten werden sollen. Deshalb muss man sich Sorgen machen. Wenn das der neue Stil ist, der über den FC Bayern transportiert werden soll, dann muss uns im Hinblick auf die Solidargemeinschaft angst und bange werden“, sagt Rettig. „Ich halte das für ein unglückliches Zeichen in dieser schweren Zeit und kann das nicht nachvollziehen. Es wäre sicher klüger gewesen, die Vereine, an denen man sich reibt, mit an den Tisch zu bitten, um sich vor Ort mit ihnen auszutauschen.“

Der frühere Geschäftsführer des 1. FC Köln und des FC St. Pauli sieht in der Einladungsliste klaren Vorsatz. „Die Zusammenstellung wirft ein schlechtes Bild auf die Einladenden. Der Prozess der TV-Geld-Verteilung sollte kontrovers diskutiert werden, das ist seit 20 Jahren so. Dass man jetzt diejenigen, die konstruktive Vorschläge gemacht haben, um das Thema Spannung in der Bundesliga wieder zu fördern, nicht einlädt, da fehlen mir die Worte. Allen sollte klar sein: Weniger Spannung bedeutet weniger Zuschauer. Weniger Zuschauer führen zu geringeren Medienerlösen und damit zu weniger Einnahmen für die Bayern.“

Andreas Rettig: Plötzlich wird mit härteren Bandagen gekämpft

Für Rettig ist diese G15-Konstellation gerade nun in Corona-Zeiten ein gefährliches Signal. „Man sieht jetzt, wo das Geld knapper wird, dann wird mit noch härteren Bandagen gekämpft. Ich erinnere mich noch an die demütige Haltung vieler Vereinsvertreter, auch des FC Bayern, vor einiger Zeit beim Re-Start der Liga. Da hat man gesagt, man wolle den Leuten wieder Freude und Zuversicht vermitteln. In einer Zeit, in der alle Existenzsorgen haben, in der der Fußball nicht durch positive Schlagzeilen auffällt – Stichwort Steuerrazzia beim DFB, belanglose Länderspiele - da wäre es ein großartiges Zeichen vom Branchenführer gewesen hier nach vorne zu gehen, die Kleinen unterzuhaken und solidarisch durch die Krise zu marschieren. Das hätte mehr Mut gemacht, als dieser egoistische Alleingang“, sagt der 57-Jährige.

Reiner Calmund: Es geht nicht mit dem Gießkannen-Prinzip

Ex-Liga-Top-Manager Reiner Calmund (71) kann hingegen das ewige Aufbegehren der kleinen Vereine nicht mehr hören. „Ich möchte keinen zusätzlichen Sprit ins Feuer gießen. Wer aber bei dem aktuellen TV-Gelder-Verteilungsplan noch höhere finanzielle Beteiligungen verlangt, ist nicht mehr nur sozial, sondern will nach sozialistischem Gedankengut das nationale Fernseh-Budget mit Gießkannen-Prinzip verteilen“, schrieb er unter anderem Rummenigge im Vorfeld der Versammlung.

Calmunds Argumentation: Faktoren wie Tabellenplätze, TV-Quoten und -Zeiten sowie so genannte „TV-Fußball-Stars“ müssten mit in die Bewertung. Die großen Unterschiede würde die derzeitige TV-Geld-Verteilung aber nicht abbilden. „Leverkusen kann mit 66 Millionen TV-Einnahme im Vergleich zu den 70 Millionen, die der FC Bayern erhält, schon einen Luftsprung machen. Aber im Vergleich zu zum Beispiel Schalke 04, die 55 Millionen Euro erhalten, stimmt die Relation zwischen vorhandenen Top-Stars und TV-Geld nicht.“

Sollte nun der Aufstand der so genannten kleinen Vereine dazu führen, dass die Verteilung der TV-Gelder noch mehr angeglichen wird, sieht Calmund die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Top-Vereine gefährdet. „Ein wichtiger Faktor für die Münchener Erfolge ist die optimale Vermarktung mit erstklassigen Unternehmen. Dadurch können die Bayern fehlende nationale TV-Gelder im Wettbewerb mit großen internationalen Klubs kompensieren.“

Rummenigge: Image der Nationalmannschaft ist verbesserungswürdig

Rummenigge sagte, dass man das Thema TV-Einnahmen gar nicht groß diskutiert habe. Vielmehr ging es beim Treffen auch um die Krise beim Deutschen Fußball-Bund. „Wir haben großes Interesse daran, dass der DFB als Dachverband wieder in ruhiges Fahrwasser kommt“, sagte der Münchner Spitzenfunktion. Der 65-Jährige sieht auch das Image der Nationalmannschaft als „verbesserungswürdig“ an.