Mönchengladbach - Selten konnte Borussia Mönchengladbach zum Jahreswechsel mit derart rosigen Aussichten die Korken knallen lassen. Erstmals seit 1985 hat der Klub die Bundesliga-Hinrunde auf Platz zwei beendet, nur zweimal war die Punkteausbeute besser. Doch das Jahr 2020, in dem der VfL am 1. August seinen 120. Geburtstag feiert, wird auch Herausforderungen parat haben. GladbachLIVE zeigt, welche Fragen wichtig werden.

Champions League oder gar mehr?

Borussia geht von einem Champions-League-Platz aus mit fünf Punkten Vorsprung auf die Europa-League-Ränge in die Rückrunde. Vergangenes Jahr siegte sich die Mannschaft unter Dieter Hecking (55) ein noch dickeres Polster an, verspielte am Ende aber beinahe komplett das internationale Geschäft. Manager Max Eberl (46) bezeichnet die Königsklasse zwar immer als „gefühlten Titel“. Zweimal in Folge sollten sich die Fohlen diese Chance aber nicht entgehen lassen. Anders als 2019 beträgt zudem der Rückstand auf die Spitze nur zwei Punkte, nicht neun. Geht da etwas in Sachen Titelkampf? Schon das Gastspiel bei Herbstmeister RB Leipzig am 1. Februar wird einige Antworten liefern.

Abschied von zwei Langzeit-Borussen?

Sie sind die ältesten Profis im Kader, aber sie sind auch der „Maestro“ und Borussias Rekord-Ausländer: Im Sommer laufen die Verträge von Raffael (34) und Oscar Wendt (34) aus. Sportdirektor Eberl stehen schwierige und spannende Entscheidungen bevor. „Aus Verdienstgründen den Vertrag verlängert bekommen und dann irgendwann hinten runter fallen – als fünftes Rad am Wagen möchtest du einen Verein nicht verlassen. Es sollte eine Entscheidung sein, die sportlich und fachlich, aber nicht aus alter Verbundenheit fällt“, hat er jüngst im Jahresrückblick-Podcast des Vereins gesagt. Noch ist alles denkbar.

Raffael trägt seit Sommer 2013 das Trikot von Borussia Mönchengladbach.

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Bringt Zakaria eine Rekord-Summe oder bleibt er?

Das Thorgan-Hazard-Dilemma hat Borussia abgewendet. Im Sommer besteht bei keinem der Top-Spieler, die den aktuellen Kader zum bislang wertvollsten machen, die letzte Chance auf fette Transfer-Einnahmen. Mit László Bénes (22), Florian Neuhaus (22), Yann Sommer (31) und Christoph Kramer (28) hat Eberl im Herbst verlängert. Bei Nico Elvedi (23) und Matthias Ginter (25) – mit Klauseln und Optionen über 2021 hinaus an den Verein gebunden – müsse man sich, so Eberl, „keine Gedanken machen“. Voll im Fokus wird deshalb allen voran Denis Zakaria (23) stehen: Verlängert auch er (aktuell läuft sein Vertrag noch zweieinhalb Jahre ohne Ausstiegsklausel) oder geht er? Tritt der zweite Fall ein, wird er mit Sicherheit Granit Xhaka (27/45 Millionen Euro) als Rekord-Borussen ablösen.

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Wer wird neuer Hauptsponsor?

Wird es ein Big Player aus Deutschland? Steigt ein Sponsor aus der zweiten Reihe zum Hauptsponsor auf? Ziert erstmals eine Firma aus China die Borussen-Brust, womöglich sogar mit chinesischen Schriftzeichen? Oder löst doch ein Hauptsponsor nach elf Jahren die Postbank ab, den noch niemand auf dem Zettel hat? „Es gibt ein, zwei sehr ernsthafte Interessenten, mit denen wir uns beschäftigen“, sagt Eberl. „Natürlich hoffen wir, da schnell Klarheit zu haben. Aber es ist wie bei den Transfers: Es wird ein bisschen Zeit benötigen.“ Zur Erinnerung: 2009 wurde erst am 10. Juni verkündet, dass die Postbank auf Kyocera folgt.

Ende 2018 hat Borussia das neue Internat eröffnet, Anfang 2019 das Vier-Sterne-Hotel neben dem Stadion und im Mai die „Fohlenwelt“, das interaktive Vereinsmuseum. Eberl berichtet gerne stolz, mit welchem Erstaunen und welcher Bewunderung Frankreichs Weltmeister Lilian Thuram (47) vor ein paar Monaten den Borussia-Park besichtigte. Doch noch ist nicht Schluss. „Wir müssen überlegen, für den Lizenzbereich etwas zu tun. Als ich anfing, bestand der Staff aus zehn Leuten, heute sind es 26. Der Keller ist nicht größer geworden“, erklärt Eberl. Längst muss ein Teil der Mitarbeiter in Container ausweichen. Vor zwei Jahren war erstmals von einem Projekt namens „Lizenzspielerhaus“ die Rede, das der Verein bald anpacken könnte. „Es ist ein schmaler Grat. Wir dürfen nicht zu viel Geld verblasen, um es kunstvoller oder schöner zu machen. Es soll etwas Produktives daraus entstehen“, sagt Eberl.

Der Neubau-Komplex mit dem Hotel wurde 2019 eröffnet.

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Wer fährt zur Europameisterschaft?

Matthias Ginter (25) ist in der deutschen Nationalmannschaft zur festen Größe geworden. 2019 war, nicht nur aufgrund seines Traumtores gegen Weißrussland, sein bislang bestes Jahr beim DFB. Bei der EM 2020 dürfte Ginter endlich seine Einsätze bei einem großen Turnier bekommen, nachdem er zwei Weltmeisterschaften auf der Bank verbrachte.

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Stefan Lainer (27) hat das Ticket mit Österreich gelöst. Laszlo Bénes (22) muss sich mit der Slowakei noch gegen drei Teams in den Play-offs durchsetzen. Borussias Sturm-Franzosen Alassane Plea (26) und Marcus Thuram (22) müssten teamintern Weltklasse-Konkurrenz hinter sich lassen, um dabei zu sein. Und so werden viele Borussia-Fans bei der EM den vier Schweizern die Daumen drücken. Sommer, Elvedi, Zakaria und Embolo waren in der Quali allesamt Stammspieler.

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Knackt Borussia die 100.000?

Seit einiger Zeit buhlt der Klub mit der Aktion „Mach dich Borussia“ um neue Mitglieder. Nachdem im Herbst die 90.000er-Marke fiel, will der VfL bald die 100.000 packen. Vor allem in Mönchengladbach hat Borussia noch Potenzial ausgemacht. Stimmt der sportliche Erfolg, dürfte auch das schneller gelingen.