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Von Achim Müller , Hannah Gobrecht

Ex-Coach wurmt Indiskretion in Gladbach Hecking: Wer klaute meinen Gehaltszettel?

Max Eberl und Dieter Hecking arbeiteten bei Borussia Mönchengladbach zweieinhalb Jahre zusammen.

Max Eberl und Dieter Hecking arbeiteten bei Borussia Mönchengladbach zweieinhalb Jahre zusammen.

Mönchengladbach - Es war das Aufregerthema im Juni 2018: Eine Lohnabrechnung von Borussias damaligem Chefcoach Dieter Hecking (55) aus dem Juli 2017 war im Internet aufgetaucht und kursierte in diversen WhatsApp-Gruppen – mit Privatadresse, Steuerklasse, Bankverbindungen und sogar Details zum Dienstwagen. Jetzt äußert sich der aktuelle HSV-Trainer erstmals öffentlich zu der Indiskretion.

„Das war überhaupt nicht gut. Man wusste ja auch nicht, wo die undichte Stelle gewesen ist. Das wird man auch nicht rausbekommen“, sagt Hecking im Podcast „Phrasenmäher“. „Ich hatte Pech. Denn ich glaube, ich weiß, wo der Gehaltszettel gelegen hat, nämlich in meinem Trainerbüro. Und dann bin ich davon ausgegangen, dass das ein Raum ist, der zur Privatsphäre gehört und geschützt ist, aber das war eben nicht so.“

Hecking: „Ich weiß bis heute nicht, wer so etwas macht“

Hecking sagt, es gebe auch nicht viele Verdächtige: „Normalerweise lasse ich die Zettel nie liegen, aber wir haben die bekommen und sind dann zum Auswärtsspiel gefahren. Und dann lag der Zettel halt Freitag, Samstag, Sonntag in meiner Ablage auf dem Schreibtisch. Es kommt auch nicht jeder in das Büro herein. Ich weiß bis heute nicht, wer so etwas macht. Ich weiß auch nicht, was in solch einem Kopf vorgeht, so etwas zu veröffentlichen und ins Internet zu stellen.“

Eberl entschied sich gegen Hecking

Und dann war da ja noch die Trennung im Sommer. Manager Max Eberl (46) hatte Hecking Anfang April mitgeteilt, dass er trotz Vertragsverlängerung durch Marco Rose (43) ersetzt wird. Hecking hatte daraufhin überlegt, die Brocken sofort hinzuschmeißen, sich dann aber entschieden, die Saison durchzuziehen. Mit Erfolg: Gladbach stürmte auf Platz fünf und zog in die Europa League ein.

Seitdem war mehr oder weniger Funkstille, doch nun wollte Eberl wissen: „Dieter, ich habe eine Frage an dich, und die ist mir schon sehr wichtig, ob ich dich weiter meinen Freund nennen darf?“

Eberls Freundschafts-Anfrage überrascht Hecking

Hecking zeigt sich „überrascht“: „Wir haben im Sommer emotionale Gespräche gehabt. Mit einer größeren Verärgerung bei mir als bei ihm. Ich kann eines sagen: Max Eberl wird immer ein Freund bleiben, weil diese zweieinhalb Jahre, die wir zusammengearbeitet haben, die waren von größtem Vertrauen geprägt. Das ist vielleicht ein Widerspruch, wenn man über den Abgang spricht.“

Im Rückblick hadert er: „Was mir in Gladbach gefehlt hat, ist ein bisschen das Fortune in den entscheidenden Spielen. Das fing an im ersten Halbjahr, als wir gegen Schalke im Europapokal ausgeschieden sind. Durch einen Maulwurf, der sich in unserem Fünfmeterraum verkrochen hatte.“ Zur Erklärung: Ein Schalker Distanzschuss war damals durch eine kleine Delle im neu verlegten Rasen, auf die der Ball genau aufgesprungen war, zu einem unhaltbaren Kunststoß geworden.

Hecking weiter: „Und dann haben wir das Pokal-Halbfinale im Elfmeterschießen gegen Frankfurt verloren. Das waren zwei sehr emotionale Abende für die Gladbach-Fans“ Im Anschluss hatten Teile der Gladbach-Basis ein Dauer-Murren in Richtung Hecking losgelassen.

Hecking: „Ich habe es am Ende irgendwo für mich verstanden“

Als Hecking gefragt wird, ob die Umstände seines Abganges die größte sportliche Niederlage für ihn gewesen sei, sagt Deutschlands Trainer des Jahres 2015. „Ja, das kann man schon sagen. Da war die Enttäuschung, etwas erreicht zu haben, was man am Ende des Tages nicht mit Leben füllen darf, sprich Europa. Das ist für jeden Trainer das Nonplusultra, diese Dienstag-, Mittwoch-, Donnerstag-Spieltage. Das ist etwas Besonderes, diese Hymne von der Champions- oder Europa League zu hören. Das hat man mir so ein bisschen genommen. Ich habe es am Ende irgendwo für mich verstanden.“

Schaut er sich denn die Spiele unter seinem Nachfolger Rose an? Hecking: „Die ersten ein, zwei Spiele von Gladbach in der Europa League wollte ich mir nicht angucken. Mittlerweile schaue ich zu und habe mich sehr gefreut gegen AS Rom. Das war ein sehr gutes Spiel gegen einen sehr guten Gegner. Ich freue mich über die Entwicklung der Mannschaft. Es sind ja größtenteils noch meine Jungs.“