Gladbachs Sommer-TransfersEberl plant auch den Worst Case durch

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Ohne Corona-Krise hätte für Max Eberl längst die Hochphase der Kaderplanung begonnen.

Mönchengladbach – Borussia Mönchengladbach ist ein mit hanseatischer Zurückhaltung geführter Verein vom Niederrhein. Das gilt auch 23 Jahre nach dem Tod des Mannes, der Borussias DNA wie kaum ein anderer geprägt hat: Helmut Grashoff (†68).

Der spätere Fohlen-Manager (1966 bis 1991) wurde in Lübeck geboren und in Hamburg erwachsen, in seiner Schaffenszeit gewann Borussia fünf Meisterschaften, zweimal den UEFA-Cup und einmal den DFB-Pokal.

Eberl 2019 mutig wie nie: Rose für Hecking und große Investitionen

Max Eberl lenkt den Klub als einer seiner Nachfolger ganz in Grashoffs Sinne. Vor einem Jahr hat der Sportdirektor dennoch den wohl mutigsten Schritt seiner Laufbahn unternommen: Trainer Dieter Hecking (55) musste gehen trotz der Europa-League-Quali, Marco Rose (43) kam und Eberl nahm im Sommer 2019 so viel Geld in die Hand wie in keiner Transferperiode zuvor.

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In diesen Jahren gab Borussia Mönchengladbach am meisten auf dem Transfermarkt aus. Der Mut hat sich ausgezahlt: In der Hinrunde stand Borussia wochenlang an der Tabellenspitze, die Corona-Pause hat das Rose-Team auf dem vierten Platz verbracht, den Hauch von einem und zwei Punkten hinter RB Leipzig und Borussia Dortmund, sechs hinter dem FC Bayern.

Am 16. Mai hätte der 34. Spieltag stattfinden sollen, in Gladbach wäre womöglich eine große Champions-League-Party angesagt. Doch stattdessen wird die Bundesliga mitten in der Pandemie von Spieltag zu Spieltag zittern müssen.

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Borussias Manager sind die Hände gebunden. „Unser Ziel ist erst einmal, die Saison zu beenden mit dem größtmöglichen Erfolg. Dann wir man peu à peu sehen, wie die Einnahmenseite sich darstellt“, erklärte Eberl und zitierte seinen legendären Vorgänger: „Wir haben immer den Grundsatz gehegt: Was wir einnehmen, können wir ausgeben. Dieses Grashoff’sche Handeln haben wir tief verinnerlicht und haben nie maßlos gelebt. Wir diskutieren immer sehr konstruktiv, was der Klub kann und wo er ein Risiko geht. Dieses Risiko haben wir versucht zu minimieren.“

Kauft Borussia Mönchengladbach im Sommer überhaupt ein?

Tatsächlich schiffen die Macher den Verein vergleichsweise stabil durch die Krise. Doch von nächsten Schritten und großen Angriffen zur neuen Saison kann keine Rede sein in einer Zeit, in der unklar ist, ob und wann die aktuelle Saison beendet wird und wann die neue startet. Also zieht Eberl selbst den Worst Case ins Kalkül: „Wir haben einen Kader, mit dem wir hochzufrieden sind und bei dem wir trotz auslaufender Verträge keine Sorgen hätten, mit ihm in die neue Saison zu gehen.“

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Mit jedem Spiel, das die Fohlen austragen, werden rund zwei Millionen Euro in die Kasse gespült. Jede Partie ist eine Verlustminderung und ein Hoffnungsschimmer für Eberl, dass er doch weiter am Kader basteln kann. Mit dem angepeilten „größtmöglichen Erfolg“ wird er nicht den Meistertitel gemeint haben, sondern das Maximum dessen, was die eigenen Leistungen und die der Konkurrenz hergeben.

Die Qualifikation der Champions League wäre ein wertvoller Krisenhelfer für Eberl, selbst wenn längst noch nicht klar ist, wie die Spielzeit 2020/2021 aussähe. Von solch einer Finanzspritze konnte Grashoff seinerzeit nur träumen.