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Belastung nicht gewohntCoach der Stars: Einige Fußballer müssen Lebensstil überdenken

Tolisso kaputt29.11.

Corentin Tolisso (FC Bayern München) verletzte sich beim 3:1 gegen beim VfB Stuttgart an der Muskulatur.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Für die Fans ist es wenigstens ein bisschen Abwechslung in der Corona-Krise. Die Profi-Fußballer spielen, die Anhänger können daheim vor dem TV mitfiebern, nahezu täglich.

Durch die europaweiten Corona-Lockdowns im Frühjahr ist der Terminkalender komprimiert worden. Für die Profis heißt das: Höchstbelastung im Dreitages-Rhythmus.

Der Spielplan bis zum 23. Dezember verdeutlicht, wie eng die Spiele getaktet sind. Bis auf den 14. Dezember ist jeden Tag Fußball angesagt. 1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Europa League, Champions League, DFB-Pokal.

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Die Trainer klagen, darunter auch Jürgen Klopp, die Spieler verletzen sich, meist an der Muskulatur - Zerrungen oder Faserrisse häufen sich.

Jüngst erwischte es drei Spieler des FC Bayern München: Corentin Tolisso, Jerome Boateng und Javier Martinez mussten beim 3:1 beim VfB Stuttgart verletzt runter.

Bayern-Trainer Hansi Flick benennt das Problem: „Man muss nur in alle Vereine reinschauen, die international spielen. Das ist einfach eine enorme Belastung und dann ist einfach am Ende der einzelne Spieler der Leidtragende. Du gehst nach dem Spiel in Regeneration über und dann hast du Abschlusstraining und das nächste Spiel.“

Interview mit Athletik-Coach Arne Greskowiak

Wir sprachen mit einem Fachmann über die enorme Belastung der Profis - ist das wirklich unmenschlich oder sind sie nur nicht genug darauf vorbereitet?

Arne Greskowiak spielte leistungsmäßig Handball, war dann Sportsoldat bei den Gebirgsjägern und gründete nach dem Studium an der Sporthochschule Köln das Leistungszentrum ago.sport.

Greskowiak betreut mit seinem Team unter anderem Topstars wie NHL-MVP Leon Draisaitl (25, Edmonton Oilers), Ex-NBA-Star Tobor Pleiß (31, früher Utah Jazz, aktuell Anadolu Efes),  die deutsche Basketball-Nationalmannschaft, die Kölner Haie, den VfL Gummersbach, den KFC Uerdingen, die Hockey-Teams von RW Köln und SW Köln, dazu noch Fußball-Profis wie Simon Terodde (32), Olympioniken, Radsportler, Judoka, Tennis- sowie Golfprofis und gibt Personal-Training für Privatkunden. Das Interview:

Ist die Belastung für die Fußballer derzeit tatsächlich zu hoch? In anderen Sportarten wie Eishockey oder Basketball wird auch zwei-, dreimal die Woche gespielt und keiner jammert.

Ich denke, dass einige Fußballer diese Belastung einfach nicht gewohnt sind. Im Eishockey beispielsweise ist es von der Jugend an klar, dass man samstags und sonntags spielt. Auch im Basketball oder Handball ist eine enge Taktung nicht außergewöhnlich. Aber man kann auch sagen, dass die Belastung derzeit schon außergewöhnlich hoch ist, gerade wenn man noch in drei Wettbewerben, Bundesliga, international und DFB-Pokal vertreten ist.

Was können die Vereine und Trainer tun, um die Sportler vor Verletzungen zu schützen?

Das ist genau die Frage: Wo knüpft man an? Zum einen sollten die Klubs bei der Kaderplanung daran gedacht haben, dass sie eine gewisse Rotation haben können. In der Theorie haben die Top-Klubs das auch. Entscheidender ist aber die Sache mit dem persönlichen Lebensstil. Da sagt man ja einigen Mannschaftssportlern nach, dass sie da noch nicht so professionell agieren, wie sie eigentlich müssten.

Zu hohe Belastung für Fußballer? Schlaf ist bei der Regeneration das wichtigste

Wie meinen Sie das?

Also wenn ich beispielsweise als Fußballer einmal in der Woche am Samstag spiele, ist es nicht so entscheidend, was ich am Montag oder Dienstag mache. Wenn ich aber unter der Woche wieder Spiele habe, muss ich meine Hausaufgaben machen.

Was gehört denn dazu, wenn man seine Hausaufgaben erledigen will, um sich nicht zu verletzen?

Schlafen, Training, Regeneration, Ernährung - wenn die Sportler nicht einen optimalen und professionellen Lebensstil führen, dann knallt es. Hinzu kommt die mentale Regeneration. Professionelle Sportler stehen unter einem immensen Druck, den es gilt auch wieder abzubauen. Und man muss ja auch sagen: Von den vielen absoluten Top-Athleten hört man derzeit nichts von zu hoher Belastung oder Verletzungen.

NBA-Star LeBron James investiert viel in seine Gesundheit

Zum Beispiel Ronaldo, der achtet auf seinen Körper in Perfektion und ist selten verletzt, oder?

Ja, Ronaldo ist da sehr professionell. Oder auch Basketballer LeBron James aus der NBA. Da ist ein enger Spielplan seit Jahren normal, aber die Athleten investieren in ihren Körper. Unser Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder hat beispielsweise gerade in einen Koch investiert, um die Ernährung zu optimieren. Oder NHL-Star Leon Draisaitl: Der  trainiert auch im Sommer bei mir und achtet sehr auf sein persönliches Leistungslevel.

Was ist denn entscheidend bei einer perfekten Regeneration?

Das allerwichtigste ist der Schlaf. Da planen die Klubs die Reisen ja schon so, dass jeder Spieler genügend Schlaf haben sollte. Dann ist die Ernährung sehr wichtig, hinzu kommen Einheiten für den Körper: Sauna, Kältebecken, Massage, das Tragen von Kompressionshosen, Physiotherapie. Außerdem trainieren wir auch im regenerativen Bereich, um schnell wieder an das Top-Level anknüpfen zu können. Wenn man da nicht optimal für den Sport und die Belastung lebt, kommt es zu einer Abwärtsspirale und im schlimmsten Fall zu Verletzungen.

Sind nicht alle Fußballer also am Limit, was das Verhalten angeht?

Ich glaube, dass da oft noch nicht alles ausgereizt ist. Der Körper ist wie ein Formel-1-Wagen, den muss man vor der Belastung aufwärmen und danach wieder abkühlen. Lewis Hamilton fährt auch nicht gleich aus der Box mit Vollgas los. Es gibt da also gewisse Spielregeln. Und wenn man sich als Profi daran hält, dann kann man auch mehr leisten.

Ist es auch Veranlagung, wenn man öfter Muskelverletzungen hat?

Ja, die genetischen Voraussetzungen spielen auch eine Rolle. Aber gerade dann, wenn ich weiß, dass ich anfälliger bin für eine Zerrung, muss ich eben noch mehr investieren.