ZDF-Ärger und Tagesschau statt SiegerehrungCallis dickste Klöpse vom Pokal-Sieg 1993

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Bayer-Manager Reiner Calmund beim Rathaus-Empfang – in der Kutte vom Fan-Beauftragten Andreas Paffrath. Am Mikro OB Horst Henning, Andreas Rettig mit gelber Mütze, daneben Markus von Ahlen und Ion Lupescu mit Tröte

Berlin – Beendet Bayer Leverkusen am Samstag (20 Uhr, ARD & Sky) nach über 27 Jahren seine titellose Zeit? Für Ex-Manager Reiner Calmund (71) sind die Rollen klar verteilt. „Die Chancen stehen 80:20 für die Bayern. Aber Leverkusen ist eine von drei, vier Bundesliga-Mannschaften, die, wenn sie ihre Top-Form abruft und ein Quäntchen Glück hat, die Überraschung schaffen kann“.

Reiner Calmund: Vor dem Finale feuerte er Trainer Reinhard Saftig

Calli ist im Berliner Olympiastadion live dabei. Wenn er an Bayers letzten Triumph im Jahr 1993 (1:0 gegen Herthas Amateure) denkt, muss der frühere XXL-Manager lachen. „Das waren wilde Wochen. Fünf Spieltage vor Saisonende habe ich unseren damaligen Trainer Reinhard Saftig gewippt, nachdem wir von neun möglichen Punkten nur einen geholt hatten. Damals lagen wir auf Platz fünf und hatten das Pokal-Finale erreicht. Dragoslav Stepanovic war schon als Trainer für die neue Saison verpflichtet, dann hat er eben schon ab dem 30. Spieltag übernommen. Unsere Fans waren deshalb total sauer.“

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Stepi hielt aber Kurs, verteidigte den UEFA-Pokal-Platz und holte den Pokal. Auf dem Siegerfoto ist der Coach aber nicht – er flüchtete nach Abpfiff in die Kabine. Das damals 50. deutsche Finale bot einige Kuriositäten. Die Zuschauer hielten zum Außenseiter Hertha BSC Amateure rund um Carsten Ramelow und pfiffen die Werkself bei der Siegerehrung aus. Die übertragende ARD schaltete um 19.58 Uhr zur Werbung und zur Tagesschau. Die Pokalübergabe von Innenminister Rudolf Seiters an Kapitän Franco Foda gab es daher nicht live zu sehen.

Zoff mit dem ZDF und Moderator Günther Jauch

Um 22 Uhr bat schließlich das ZDF die Pokalsieger vor das Team-Hotel Esplanade zur Schalte ins Sportstudio. Doch die Mainzer ließen die Spieler über 30 Minuten warten. „Eine Frechheit“, tobte Ulf Kirsten. „Es war peinlich, eine Sauerei“, sagte Andreas Thom. Der Höhepunkt war dann noch, als Moderator Günther Jauch lästerte: „Reiner Calmund sieht aus wie Antje, das Beste aus dem Norden“ – das NDR-Walross also.

Als Calli dann noch auf seine Bemerkung, dass er beim Verpassen des Europapokals nach Sibirien geflohen wäre, deftig reagierte („Das hat ein Reporter in die Welt gesetzt, der selbst scharf auf russische Frauen, Kaviar und Krimsekt ist“), brach Jauch das Gespräch ab.