Nach wilder Pokal-Nacht in EssenPolizei leitet 27 Ermittlungsverfahren ein

Essen-Fans-Pyro

Fans von Rot-Weiss Essen feierten die Pokal-Sensation gegen Leverkusen in der Nacht mit Pyrotechnik.

von Anton Kostudis (kos)

Essen – Was für eine Pokal-Nacht im Pott. Tausende Fans von Rot-Weiss Essen stürmten am Dienstagabend (2. Februar) aus ihren Wohnungen und Häusern, beschallten die Pott-Metropole mit einem lauten Hupkonzert und nebelten den Nachthimmel mit Feuerwerkskörpern ein. Nach dem ersten Viertelfinaleinzug des Traditionsklubs seit 27 Jahren stand Essen kopf.

  • Rot-Weiss Essen wirft Bayer Leverkusen im Achtelfinale des DFB-Pokals raus
  • Polizei Essen leitet nach wilder Feier 27 Ermittlungsverfahren ein
  • Simon Engelmann schoss den Viertligisten sensationell ins Viertelfinale

Doch die Jubel-Nacht blieb nicht ohne Folgen: Insgesamt wurden 27 Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz und wegen Beleidigungen gegenüber den Beamten eingeleitet. Ein Sprecher der Essener Polizei sprach dennoch von einem „entspannten Einsatz“.

RWE-Trainer Christian Neidhart (52) war tags drauf noch völlig euphorisiert. Die Nacht nach dem sensationellen Weiterkommen sei kurz gewesen. „Aber ich fühle mich gut. Wir haben den Sieg genossen, aber auch nicht über Maßen gefeiert“, berichtete der gebürtige Braunschweiger: „Wir haben Samstag eine wichtige Aufgabe, und von daher ging es auch nüchtern und relativ schnell wieder zur Tagesordnung über.“

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Rot-Weiss Essen sorgt für Mega-Sensation gegen Bayer Leverkusen

Auf dem Papier war es im Vorfeld ohne Frage eine klare Sache. Doch wie wenig eine Favoritenrolle im DFB-Pokal am Ende wert sein kann, hat Bayer Leverkusen am Dienstagabend schmerzhaft am eigenen Leib erfahren müssen. Denn der leidenschaftlich kämpfende Regionalligisten Rot-Weiss Essen zwang das Team von Bayer-Coach Peter Bosz (57) im Achtelfinale bis in die Verlängerung – und warf den großen Favoriten tatsächlich aus dem Wettbewerb. Eine deutsche Fußball-Sensation!

Was für ein packender Fight des Underdogs! Am Ende dauerte es 104 Minuten und sieben Sekunden, bis Leon Bailey (23) für Bayer den Bann brach – doch der Underdog schlug gegen den Bundesligisten zurück! Oguzhan Kefkir (29) gelang der umjubelte Ausgleich (108.)!

Und dann kam Simon Engelmann (31) – und wurde in der 118. Minute zum Essener Pokal-Helden! Der Stürmer drosch die Kugel aus spitzem Winkel in die Maschen. Kurz darauf: der Schlusspfiff. Der Jubel. Essen rastet aus, Bayer völlig geschockt. „Was wir als Mannschaft hier geleistet haben…. Unfassbar! Ich kann das gar nicht in Worte fassen“, sagte RWE-Keeper Daniel Davari (33) überglücklich und unter Tränen nach dem Schlusspfiff. „Was sind wir grade? Im Viertelfinale? Das müssen wir feiern, klar“, ergänzte der Keeper.

Bayer-Coach Bosz war völlig bedient: „Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt. Aber wir sind der Bundesligist. Und wir dürfen hier nie verlieren. Das darf hier heute nicht passieren. Und darüber werde ich mit der Mannschaft sprechen.“

Fernando Carro: „Keine Ausreden“ – Fragen nach Bosz „nicht angemessen“

Für Bayers Club-Chef Fernando Carro (56) gibt es für das peinliche Pokal-Aus „keine Ausrede“. Erste Fragen nach der Zukunft von Trainer Peter Bosz hält er aber für „nicht angemessen“. Bayer hat in der Liga aus sechs Spielen nur vier Punkte geholt und ist von Platz eins auf Rang fünf abgerutscht.

Die Enttäuschung über das Pokal-Aus sitze „sehr, tief“, weil es in Leverkusen „diese Sehnsucht“ nach Titeln gebe, sagte Carro. Deshalb stellte er klar: „Wir sind sportlich ab sofort nur noch in zwei Wettbewerben vertreten und ich erwarte, dass wir das Maximale herausholen.“ In der Europa League ist Bayer noch vertreten.

Auf die Frage, ob er den Druck erhöhen werde, sagte Carro: „Den muss ich nicht erhöhen. Alle bei uns kennen die Ziele.“ Er erwarte aber „von den Spielern, wie von jedem Mitarbeiter, dass sie unsere Ansprüche teilen. Ich möchte mich hier jedoch nicht aus der Emotion heraus an kurzfristigen Bewertungen abarbeiten. Die Ziele bleiben gleich, egal, ob wir momentan Erster oder Achter sind. Zusammen- und abgerechnet wird am Ende.“