Abrechnung mit FußballgeschäftWeltmeister verkündet Ende seiner Profi-Karriere

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André Schürrle und Mario Götze nach dem entscheidenden Treffer im WM-Finale 2014 gegen Argentinien.

von Béla Csányi (bc)

Dortmund – Mit 29 Jahren hat André Schürrle eine überraschende Entscheidung für seine Karriere verkündet: Er hängt die Schuhe an den Nagel und hört mit dem Fußball auf. „Die Entscheidung ist lange in mir gereift“, erklärte Schürrle im Gespräch mit dem „Spiegel“.

Er spielte für Bayer Leverkusen, Borussia Dortmund und den FC Chelsea, bestritt 57 Länderspiele und gab im WM-Finale die entscheidende Vorlage zum Siegtreffer von Mario Götze (28).

Schürrle blickt allerdings nicht nur positiv auf das Fußballgeschäft zurück. Es dürften „Verletzlichkeit und Schwäche zu keinem Zeitpunkt existieren“, beklagte er. Wichtig sei „ausschließlich die Leistung auf dem Platz.“ Schon in der Vergangenheit habe er mehrmals mit dem Gedanken an ein vorzeitiges Karriereende gespielt.

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André Schürrle beendet Profi-Karriere mit 29 Jahren

In der vergangenen Saison spielte Schürrle auf Leihbasis für Spartak Moskau. Beim BVB hatte der Topverdiener, der im Sommer 2016 für 30 Millionen Euro nach Dortmund gewechselt war, am Mittwoch seinen Vertrag aufgelöst. Er habe in den letzten Jahren gemerkt, wie „die Tiefen immer tiefer wurden und die Höhepunkte immer weniger“, gestand Schürrle.

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In Dortmund konnte er sich in den ersten beiden Jahren auch aufgrund mehrerer Verletzungen nicht durchsetzen, er wurde anschließend zum FC Fulham und zuletzt nach Moskau verliehen. 

André Schürrle bestritt 57 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft

Die abfallende Formkurve kostete Schürrle schon vor Jahren seinen Platz in der Nationalmannschaft. Bundestrainer Joachim Löw (61) nominierte ihn letztmals im März 2017 bei einem WM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan. Schürrle verabschiedete sich in Baku mit zwei Toren und einer Vorlage. 

Insgesamt lief der Flügelstürmer 57-mal für die DFB-Auswahl auf, dabei erzielte er 22 Treffer. Seine unvergesslichste Szene erlebte er bei der WM 2014 in Brasilien, als er im Finale gegen Argentinien über die linke Außenbahn flitzte und die punktgenaue Flanke für das historische Siegtor von Mario Götze lieferte. Die Wochen in Brasilien seien „die geilste Zeit meines Lebens“ gewesen, blickte Schürrle im „Spiegel“-Gespräch zurück.

André Schürrle spielte in Deutschland für Mainz, Leverkusen, Wolfsburg und Dortmund

Seine Profi-Karriere startete Schürrle 2009 unter Trainer Thomas Tuchel (46) bei Mainz 05. In zwei Jahren bestritt er 68 Pflichtspiele für die Nullfünfer, dabei erzielte er 20 Treffer. Für 8,5 Millionen Euro ging es 2011 zu Bayer Leverkusen, wo zwei weitere erfolgreiche Jahre mit 83 Einsätzen und 39 Scorerpunkten folgten.

An ein anderthalbjähriges Auslands-Abenteuer beim FC Chelsea schloss sich die Rückkehr in die Bundesliga an – zunächst für anderthalb Jahre zum VfL Wolfsburg. Nach starken Leistungen schlug der BVB mit Schürrle-Förderer Tuchel für 30 Millionen Euro zu.

An seine bis dahin konstant guten Leistungen konnte Schürrle allerdings nicht mehr anknüpfen. Für die Borussia wurde einer der Top-Verdiener im Kader immer mehr zur finanziellen Belastung. Mit der Vertragsauflösung ein Jahr vor Ablauf des Kontrakts folgte der ernüchternde Schlussstrich unter ein großes Missverständnis.

„Man muss ja immer eine gewisse Rolle spielen, um in dem Business zu überleben, sonst verlierst du deinen Job und bekommst auch keinen neuen mehr“, sagte Schürrle. (bc)