Findet er beim FC sein Glück?Tom Krauß über Arroganz-Spruch und Köln-Herausforderung

Im Mittelfeld hat sich einiges getan beim 1. FC Köln in dieser Sommerpause. Ein Neuer ist Tom Krauß. Am Sonntag sprach er über seine Entscheidung für den FC.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Denis Huseinbasic, Eric Martel, Isak Johannesson, Jacob Christensen, sowie Fayssal Harchaoui (nicht im Trainingslager dabei) – beim 1. FC Köln herrscht im Mittelfeld ein gesunder Konkurrenzkampf.

Da mischt auch Neuzugang Tom Krauß (24) mit. Der Sechser, der beim FC gerne eine offensivere Rolle einnehmen soll, ist von Mainz ausgeliehen. Zunächst fließen 250.000 Euro, danach soll es bei Klassenerhalt eine Kaufpflicht für rund drei Millionen Euro geben.

Am Sonntag (20. Juli 025) sprach Krauß im Trainingslager in Bad Waltersdorf über seine Entscheidung für den FC, den Abstiegskampf mit Bochum und angebliche Arroganz. Krauß über …

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Tom Krauß will beim 1. FC Köln ein zu Hause finden

... das fordernde Training von Lukas Kwasniok: Der Coach ist fordernd, natürlich, das muss er auch sein. Er hat eine gewisse Spielart, die wir umsetzen sollen. Wir versuchen, das bestmöglich zu machen. Natürlich klappt noch nicht alles. Wir sind gerade erst am Anfang. Aber wir wollen uns von Training zu Training verbessern. Bei einem Testspiel war ich noch nie so kaputt danach, wie am Freitag. Aber ich brauche das. Ich muss in den Spielen spüren, wie meine Fitness ist. Die ist noch nicht am Anschlag und deswegen freue ich mich auch auf solche Trainingseinheiten.

...über seine Erfahrungen nach sechs Stationen in den letzten fünf Jahren (Leipzig, Nürnberg, Schalke, Mainz Luton Town, Bochum): Ich sage mal so, es sind viele Clubs, ja. Aber es gab auch Gründe dafür. Letztes Jahr waren es familiäre Probleme, darum waren es zwei Vereine. Die Bochum-Zeit war für mich aber total wichtig, da auch noch mal Bundesliga zu spielen. Aber für mich ist jetzt ganz klar, dass ich mich hier länger etablieren will. Meine Eltern sagen auch immer: „Jetzt müssen wir wieder zur nächsten Stadt.“ Das ist aber nicht mein Ziel.

... über seine Wahl Köln für eine längere Zukunft: Ich mag den Klub, wie riesig der ist, wie viele Fans hier sind. Ich habe das auch bei Schalke erlebt und habe da gemerkt, dass das irgendwie zu mir passt. Und meine Freunde sind alle in der Umgebung. Man muss sich wohlfühlen und ich glaube, ich habe jetzt schon nach zwei Wochen so ein bisschen das Gefühl, dass das hier passieren könnte. Deswegen kann ich schon jetzt nach zwei Wochen sagen, dass es der richtige Schritt war. Als die Anfrage kam, habe ich sehr lange überlegt und habe mir gedacht: Das könnte wirklich das sein, was ich für die nächste Zeit suche.

... die Rolle von Lukas Kwasniok bei der Entscheidung für Köln: Ich hatte ein sehr, sehr gutes Gespräch mit ihm. Ein sehr langes Gespräch. Es ist immer gut, wenn sich das so anfühlt wie zehn Minuten. Am Ende war es über eine Stunde. Er hat mir aufgezeigt, wo er mich sieht, wo er meine gewissen Stärken sieht, wo er auch meine gewissen Schwächen sieht. Und da gibt es noch viel zu verbessern. Ich bin auch einer, der dann sofort zum Trainer geht und fragt: Können wir eine Analyse machen vom Spiel? Auch wenn es nur gegen den Viertligist war. Also ich bin da sehr, sehr offen. Und der Trainer ist auch sehr, sehr offen und will die Spieler weiterentwickeln. Das Gefühl habe ich bei ihm. Natürlich ist er auch mal sehr klar in den Anweisungen, aber Ehrlichkeit gehört dazu und das braucht man.

... seine Stärken: Ich habe in Bochum meine Spielintelligenz weiterentwickelt. Ich habe viel mehr mit Ball gemacht, habe da auch viel mehr Verantwortung bekommen. Aber meine Stärken liegen auch im Spiel gegen den Ball. Dieses Ekelhafte – „an mir kommst du nicht vorbei“. Ich will dann aber auch Kreativmomente haben.

... seine Abstiegserfahrung mit Bochum: Ich bin in Bochum hinzugekommen, da hatten sie leider erst zehn Punkte. Wenn du nur zehn Punkte in der Hinrunde holst, wird es sehr schwer, die Klasse zu halten. Wenn wir jetzt zehn Punkte holen, wird es genauso passieren. Was wichtig sein wird, ist der Zusammenhalt in der Mannschaft. Wir werden negative Momente erleben, das gehört einfach dazu. Die Frage ist dann, wie man als Verein, als Team oder Staff damit umgeht, man darf nicht zerbrechen in der Gruppe.

... über die Aussage von Ex-Trainer Dieter Hecking, er sei ein arroganter Spieler: Arrogant bin ich als Typ nicht, ich bin schon sehr, sehr locker. Ich habe ihn auch nochmal gefragt, was er damit gemeint hat. Ich war selber überrascht. Vielleicht kommt das auf dem Platz so rüber – wenn einer an mir vorbeigeht und ich gewinne den Ball wieder zurück und ich sage dann mal was zu dem anderen Spieler. Vielleicht ist es so eine gewisse Arroganz. Für mich ist das ein komisches Wort, weil viele das auch anders aufnehmen. Ich will eigentlich auf dem Platz zeigen, dass an mir kein Vorbeikommen ist, dass ich ein ekelhafter Spieler bin. Am Ende will jeder Spiele gewinnen.

... über möglichen Druck in Köln mit so vielen Fans: Also ich spüre jetzt keinen Druck, weil ich habe das auch in Schalke erlebt habe. Deswegen habe ich mich auch hierfür entschieden, weil am Ende musst du auch als Spieler für so eine Aufgabe bereit sein. Ich habe es selber mit mir ausgemacht: Bin ich dafür bereit? Da habe ich mir sofort gesagt: Ja, bin ich, weil ich sowas brauche, sowohl negativ als auch positiv. Auch mit dem Negativen musst du umgehen und dann in der nächsten Woche den Fans zeigen, dass es wieder positiv wird.