„Hätte Lewandowski spielen können“Fünf Gründe für FC-Explosion nach Tor-Krise – Baumgart ist „Fan“

1. FC Köln gegen Hertha BSC Berlin: FC-Jubel nach dem Sieg vor der Südtribüne.

Der 1. FC Köln jubelt über die Tor-Party gegen Hertha BSC am 12. Mai 2023.

Nach Karneval musste der 1. FC Köln ewig auf einen Treffer warten. Aktuell aber sind nur Borussia Dortmund und der FC Bayern München torhungriger. Fünf Gründe für die Offensiv-Explosion.

von Martin Zenge (mze)

Da reibt man sich schon die Augen: Monatelang hatte der 1. FC Köln die Harmlos-Offensive der Liga – doch im Saison-Endspurt treffen nur die Bayern und Dortmund besser. Was sind die Gründe für die Tor-Explosion im Frühjahr 2023?

Es ist noch nicht lange her, da wurden in Köln die Minuten gezählt. 406 musste der FC auf einen Treffer warten, 831 sogar auf ein Stürmer-Tor. Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler (37) witzelt: „Vor ein paar Wochen hätte auch Robert Lewandowski vorne bei uns spielen können und hätte kein Tor gemacht.“

1. FC Köln nach der Länderspielpause drittbeste Offensive der Bundesliga 

Mittlerweile jubeln nur noch die Bayern und der BVB häufiger! Seit der letzten Länderspielpause traf der FC 14-mal in sieben Partien – Platz drei im Liga-Vergleich hinter den beiden Meisterschafts-Kandidaten aus München (17) und Dortmund (23).

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Trainer Steffen Baumgart (51) hat immer Geduld gefordert, sagt nun: „Ich bin Fan dieser Mannschaft. Ich weiß, was die Jungs leisten und wie viel Arbeit dahintersteckt. Über die Leistung müssen wir fast nie diskutieren. Es ist doch schön, dass wir uns jetzt belohnen.“

Die Gründe für Kölns Sturm-Hoch…

Super-Selke: Liegt auf der Hand, der FC hat wieder einen Torjäger. Davie Selke (28) traf viermal in den vergangenen vier Spielen. Unter anderem zum 1:0 gegen Hertha BSC, bevor er frühzeitig mit Augen-Problemen rausmusste. Ansonsten hätten die Berliner wohl nicht „nur“ fünf Buden geschluckt. „Ich hätte es gerne gesehen, wenn Davie länger auf dem Platz gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, dass er mit einem Treffer nicht zufrieden gewesen wäre“, weiß Baumgart um Selkes Top-Form.

Schon vor einem Monat hatte der Köln-Coach klargestellt, dass sein Winter-Zugang für ihn der einzig echte deutsche Mittelstürmer neben Bremen-Star Niclas Füllkrug (30) ist. „Füllkrug ist im Technischen etwas besser, auch wenn er kein Filigraner ist. Aber was Kopfbälle und Zweikämpfe angeht, muss ich sagen, nehmen sich die beiden nicht viel“, so Baumgart jetzt, vor der Reise an die Weser.

Steffen Baumgart: „Haben wieder jemanden, der die Flanken abnimmt“

Flanken-Quote: Der Flanken-Hagel ist ein entscheidender Bestandteil im FC-Spiel – und mittlerweile kommen die Hereingaben auch wieder an. In der Tor-Krise waren die Geißböcke zwischenzeitlich mit einer Flanken-Quote von 15 Prozent Schlusslicht der Liga.

Aktuell wird auf den Flügeln mehr Zielwasser getrunken: Gegen Hertha erreichten 31 Prozent der Hereingaben einen Mitspieler, führten zu drei Treffern. In Leverkusen, wo Selke zweimal nach Flanken traf, waren es sogar 50 Prozent.

„Wir haben mit Davie auch wieder jemanden, der die Flanken abnimmt“, ergänzt Baumgart: „Das ist ein großer Unterschied. Pal Dardai hat es ja gesagt: Es ist kein Geheimnis, wie wir spielen – und trotzdem kriegt man es nicht verteidigt, wenn du’s so spielst.“

1. FC Köln in der Einzelkritik

Bundesliga-Spiel gegen Hertha BSC am 12. Mai 2023: Die Noten der FC-Profis

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Zehner-Lösung: Mit der Versetzung von Florian Kainz (30) auf die Spielmacher-Position hat Baumgart zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn seitdem blüht der Österreicher wieder auf, sammelte in sieben Partien vier direkte Tor-Beteiligungen und leitete weitere Treffer ein.

Gleichzeitig fängt der FC endlich den Langzeit-Ausfall von Mark Uth (31) auf. „Wäre mir das mal früher eingefallen. Er macht das, was wir uns immer vorgestellt haben“, so Baumgart zuletzt über Kainz‘ neue Rolle.

Thomas Kessler: „Dann spielt man die Bälle mit größerer Überzeugung“

Selbstvertrauen: Trotz zwischenzeitlicher Sieglos-Serie hat die Mannschaft nicht den Glauben an die eigene Stärke verloren, und sich Stück für Stück wieder mehr Sicherheit erarbeitet. „Wenn du Erfolge erzielst, haben die Jungs ein größeres Selbstvertrauen. Dann spielt man die Bälle mit größerer Überzeugung“, sagt Kessler.

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Eine Folge: Der FC lässt sich von Rückschlägen, wie dem 1:2 gegen Hertha, nicht verunsichern, steht nun bei 16 Punkten nach Rückstand (Platz eins vor Leverkusen).

Leeres Lazarett: Während die Kölner weite Teile des Jahres personell auf dem Zahnfleisch gingen, hat Baumgart inzwischen wieder die Qual der Wahl und kann hinten raus nachlegen – wichtig bei seinem Vollgas-Fußball. Gegen Hertha traf Denis Huseinbasic (21) als Joker, in Hoffenheim Jan Thielmann (20). Schade, dass die Saison nächste Woche vorbei ist...