Kommentar zum FC-Abgang von WirtzEin logischer Schritt – und dennoch ein Desaster

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Florian Wirtz verlässt den 1. FC Köln und will den Sprung zum Bundesligaspieler bei Bayer Leverkusen schaffen.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – Mit Florian Wirtz (16) wechselt das wohl am höchsten gehandelte Talent beim 1. FC Köln zum Lokalrivalen Bayer Leverkusen. Der Schritt ist aus Sicht des Spielers verständlich, zeigt aber auch ein großes Problem auf und ist daher für den FC prekär. Ein Kommentar.

Zuallererst: Florian Wirtz oder seinen Eltern sollte man als letztes böse sein. 

Mal ehrlich, wie hätten Sie denn für ihr Kind entschieden, wenn es als eins der größten Talente im deutschen Fußball gilt: Auf der einen Seite der 1. FC Köln, ein sportlich taumelnder Fahrstuhlverein, seit Jahren unfähig, den dringend nötigen Bau eines Nachwuchsleistungszentrums in die Wege zu leiten, die Führungsetage von Querelen durchzogen und mit einem Sportchef Armin Veh, der den eigenen Nachwuchs ohnehin nur stiefmütterlich behandelte und in der Zweiten Liga gänzlich links liegen ließ. Dazu sportliche Turbulenzen und ein früher Trainerwechsel.

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Auf der anderen Seite mit Leverkusen ein wirtschaftlich potenter Klub, seit Jahren Stammgast in Europa, mit einer stabilen Führung und einem charismatischen Weltmeister Rudi Völler an der sportlichen Spitze – und mit einer klaren Zukunftsplanung für das Juwel.

Wechsel von Florian Wirtz für 1. FC Köln nachvollziehbar und dennoch bitter

Der Schritt der Familie Wirtz ist nachvollziehbar – und dennoch ein Desaster für den 1. FC Köln. Die einzige Chance für den klammen Klub, den immer größer werdenden Abstand auf die Spitzenklubs zu verringern, wäre die Entwicklung von Toptalenten zu Topspielern – und das Einstreichen von hohen Ablösesummen.

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Doch der Fall Wirtz zeigt: Was für die Klubs in den unteren Ligen schon länger galt, wird zunehmend auch für kleinere Bundesliga-Vereine Wirklichkeit. Es wird zunehmend schwieriger, die Früchte der eigenen Jugend-Arbeit auch zu ernten. Die Branchenführer aus München und Dortmund, dazu Klubs wie Leverkusen, Schalke oder Leipzig locken mit unmoralischen Angeboten.

Florian Wirtz gilt beim 1. FC Köln als Toptalent

Klar hat der FC noch einige Talente im Köcher, doch nicht einer wurde annähernd so hoch gehandelt wie Wirtz. Außer vielleicht Noah Katterbach. Dessen Vertrag läuft nur noch bis 2021, Schalke buhlt schon heftig. Es wäre ein eminent wichtiges Zeichen, baldmöglichst mit dem Linksverteidiger zu verlängern. Damit der Glaube an eine erfolgreiche FC-Zukunft nicht noch mehr verloren geht, sollte Sportchef Horst Heldt dieses Zeichen gelingen.