Hass-Kommentare und Fan-Wut auf TwitterErschreckende Studie: FC trauriger Spitzenreiter

Steffen Baumgart schaut auf sein Smartphone

Coach Steffen Baumgart blickt am Dienstag (25. Januar 2022) auf sein Smartphone. Sein 1. FC Köln wird einer Studie zufolge auf Twitter am häufigsten beleidigt.

Wut, Hass und Häme sind in den sozialen Netzwerken schon längst gang und gäbe geworden. Eine Untersuchung zeigt nun, welche Fußball-Klubs am häufigsten Opfer der Internet-Attacken werden.

von Anton Kostudis (kos)

Es ist ein Phänomen der heutigen Zeit: Hass, Häme, Spott und Beleidigungen im Internet. Unzählige verunglimpfende Kommentare fluten die sozialen Netzwerke, oft abgesondert aus der Anonymität. Der Profi-Fußball – ob Spieler, Verantwortliche oder gesamte Vereine – wird dabei auch immer wieder zur Zielscheibe von Schmäh-Attacken und Wut-Botschaften. Nun hat es eine groß angelegte Untersuchung zu dem Thema gegeben – mit einem traurigen Ergebnis für den 1. FC Köln.

So hat das Informations-Portal „Kelbet“ im Zeitraum von Oktober 2016 bis Oktober 2021 insgesamt knapp 930.000 Tweets analysiert. Dabei wurden ausschließlich Tweets erfasst, in welchen die Profi-Vereine der Bundesliga verlinkt waren. Anschließend wurden die Beiträge auf verschiedene Schlagworte hin untersucht. Das traurige Ergebnis: Der FC wird am häufigsten auf Twitter beleidigt.

Untersuchung: 1. FC Köln am häufigsten auf Twitter beleidigt

40.505 Tweets über den 1. FC Köln flossen in die Untersuchung ein, 2509 davon enthielten einen oder mehrere beleidigende Inhalte. Das entspricht einer Quote von 6,2 Prozent – womit die Kölner um Coach Steffen Baumgart (50) in der Bundesliga trauriger Spitzenreiter sind. Rang zwei belegt der VfB Stuttgart (2184 beleidigende Tweets von 36.058 – 6,1), auf dem dritten Platz landet der FC-Rheinland-Rivale Borussia Mönchengladbach (2335 von 45.611 – 5,1).

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Wie aus der Untersuchung ebenfalls hervorgeht, ist dabei das Wort „scheiße“ das am häufigsten verwendete. 20 Prozent aller beleidigenden Twitter-Beiträge enthielten demnach diese Formulierung. Dahinter rangieren „schlecht“ (19,2 Prozent), „Fehler“ (13,0) und „Arsch“ (6,4). Zudem werden die Klubs auch als „dumm“ (5,7) und „blöd“ (4,0) beschimpft. Deutlich seltener, aber trotzdem diverse Male von den pöbelnden Usern verwendet: „erbärmlich“ (3,24), „beschissen“ (0,97) und „Hurensohn“ (0,95).

Im Vorjahr hatte noch der mittlerweile abgestiegene FC Schalke 04 das erschreckende Ranking angeführt. Die aktuelle Top Fünf komplettieren nun Hertha BSC (2475 von 49.409 Tweets – 5,0 Prozent) sowie Bayer Leverkusen (1047 von 24.157 Tweets – 4,3). Am wenigsten wurde derweil der SC Freiburg angegangen. Lediglich 329 von 16.548 erfassten Tweets enthielten beleidigende Inhalte (2,0 Prozent).

Interessant: Nicht zwangsläufig die Vereine, über die am meisten getwittert wird, werden auch am häufigsten attackiert. So wurden für den FC Bayern München beispielsweise mit 251.749 die mit Abstand meisten Tweets erfasst. Jedoch enthielten nur 7118 davon beleidigende Formulierungen. Mit 2,8 Prozent rangiert der Rekordmeister damit im Mittelfeld. Ähnlich sieht es beim BVB aus (5884 von 221.480 – 2,7).

2. Bundesliga: Dynamo Dresden, HSV und 1. FC Nürnberg hart angegangen

Eine zweite Untersuchung widmete sich parallel im selben Zeitraum der 2. Bundesliga. Insgesamt 315.700 Twitter-Beiträge wurden hier erfasst. Dabei wies „Spitzenreiter“ Dynamo Dresden (800 beleidigende von 12.045 Tweets) mit einem Prozentsatz von 6,6 sogar noch einen höheren Wert als Köln im Oberhaus auf. Auf dem zweiten und dritten Platz liegen die Ex-Bundesligisten HSV (2951 von 49.549 – 6,0) und 1. FC Nürnberg (1090 von 18.385 – 5,9). Am wenigsten angegangen wurde der SV Sandhausen (33 von 1.714 – 1,9).

Auch, wenn es sich jeweils nur um einen einstelligen Prozentanteil handelt und die große Mehrheit der Twitter-User ganz offensichtlich auf beleidigende Formulierungen verzichtet, zeigt die Untersuchung: In den sozialen Netzwerken herrscht nach wie vor ein rauer Ton.