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FC und Stadt Köln vor heißen VerhandlungenGutachten-Poker um die Stadion-Pacht

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Für das Rhein-Energie-Stadion (hier am 24. Mai 2020) will der 1. FC Köln in Corona-Zeiten die Pacht neu verhandeln.

von Alexander Haubrichs (ach)

Köln – In der Fußball-Bundesliga kämpft der 1. FC Köln sportlich ums Überleben in der Erstklassigkeit. Finanziell stemmt sich der Klub gegen die Folgen der Corona-Krise. Durch die Geisterspiele fällt seit mittlerweile einem Jahr eine der Haupteinnahmequellen für den FC völlig weg – und eine Rückkehr der Zuschauer ist nicht in Sicht.

  • 1. FC Köln will Stadionpacht reduzieren
  • Stadt Köln ächzt unter den Corona-Folgen
  • 1. FC Köln und Stadt beauftragen Gutachter

Bei den Gesprächen mit der Stadt über eine Reduzierung der Stadionpacht drängt langsam die Zeit. Bis Ostern wollen die Vertragspartner eine Lösung gefunden haben.

1. FC Köln will Stadionpacht während Corona deckeln

Um die wegbrechenden Einnahmen zumindest etwas auszugleichen, wollen Geschäftsführer Alexander Wehrle (46) und Präsident Werner Wolf (64) die Stadionpacht kürzen und überweisen nur rund ein Viertel der Pacht an die Kölner Sportstätten, den stadteigenen Betreiber des Rhein-Energie-Stadions.

Alles zum Thema Corona

Laut Vertrag muss der FC 7,9 Millionen Euro in der Ersten und 2,075 Millionen Euro in der Zweiten Liga zahlen. Obendrauf gibt es noch eine Betriebskostenpauschale von rund 1,6 Millionen Euro.

Geht es nach dem Klub, soll es bei der reduzierten Pacht, die in etwa die Zweitliga-Konditionen abbildet, weitgehend bleiben. So zumindest steht es in einem Gutachten, dass die Kanzlei Lenz & Johlen angefertigt hat.

Die Juristen stützen sich einerseits auf eine Störung der Geschäftsgrundlage, hoffen auf Rückenwind durch eine corona-bedingte Gesetzesänderung, die die Anwendbarkeit dieser Ausnahmeregelung auf Miete- und Pachtverhältnisse erleichtern soll. Der FC wollte sich zu den laufenden Verhandlungen nicht äußern.

Bei der Stadt hat man durchaus ein offenes Ohr für die Probleme des wirtschaftlich angeschlagenen Ankermieters der Arena in Müngersdorf. Aber die Kommune ächzt ebenfalls unter den Folgen der Pandemie, viele Unternehmen hoffen auf Hilfe.

Trotzdem sagt KSS-Chef Lutz Wingerath (49): „Wir sind weiter im Austausch mit dem 1. FC Köln. Eine Einigung gibt es aber noch nicht.“

Juristen der Stadt prüfen Gutachten des 1. FC Köln

Derzeit prüfen die Juristen der Kanzlei Seitz & Partner für die Stadt den FC-Vorschlag. Anders aber als viele Pächter von Gaststätten, Fitnessstudios oder kleinen Geschäften hat der Klub während der Pandemie seine Heimspiele im Stadion austragen können und damit zumindest über TV-Vermarktung und Werbebanden Einnahmen generiert. Zudem geht im Pachtvertrag die Nutzung des Stadionnamens auf den FC über.

Allein Rhein-Energie überweist dem FC einen Betrag, der ähnlich hoch ist, wie das Angebot des Klubs an die Stadt. Daher dürfte die KSS das Angebot des Klubs eher als Auftakt des Pokers sehen.

Stadt Köln will Überblick über die Einnahme-Verluste

Die Anwälte der Stadt wollen nun unter anderem eine Übersicht, wie viele Unternehmen weiter ihre Logen bezahlen, wie viele Business Seats- und Dauerkarten-Kunden weiter zahlen, um ermessen zu können, wieviel Geld dem 1. FC Köln wirklich durch die Geisterspiele verloren geht. Einerseits will man dem Mieter helfen, andererseits geht es um Steuergelder und da gelten strenge Regeln. Auch ist noch offen, ob es bei einer Lösung um einen Pachtverzicht, eine Stundung oder eine Mischung aus beidem geben soll.

Für beide Vertragsparteien drängt die Zeit. Der FC muss für die nicht geleisteten Pachtzahlungen allein im letzten Geschäftsjahr Rückstellungen einer niedrigen siebenstelligen Summe bilden, in dieser Saison summieren sich die Zahlen auf einen ungleich höheren Millionen-Betrag.

Auch die Sportstätten dürften ein dickes Corona-Minus einfahren. In Abstimmung mit den Gesellschaftern und dem Aufsichtsrat will die KSS eine Lösung mit dem 1. FC Köln erreichen. Denn bis Ostern soll der Geschäftsabschluss der Stadt-Tochter stehen – und dann muss klar sein, wieviel Pacht der FC für das Stadion zahlt. In der Saison 2019/20 und auch in der aktuellen Spielzeit.